• 25.05.2011 16:57

  • von Sven Haidinger & Dieter Rencken

Maldonados Monaco-Geheimnis: "Fahre gerne bei Nässe"

Pastor Maldonado spricht über die Ursachen seiner besonderen Monaco-Stärke, die große Williams-Chance und sein persönliches Monaco-Drama

(Motorsport-Total.com) - Wirklich überzeugend fiel Pastor Maldonados Formel-1-Einstieg bisher nicht aus. Als Highlight hat der Venezolaner nach fünf Renn-Wochenenden den neunten Platz im Qualifying von Barcelona zu Buche stehen, mehr Zählbares findet man nicht. Das soll an diesem Wochenende anders werden, denn Maldonado gilt als absoluter Monaco-Spezialist. Kaum ein Nachwuchs-Fahrer hat eine so herausragende Bilanz auf dem winkeligen Stadtkurs wie der Williams-Pilot.

Titel-Bild zur News: Pastor Maldonado

Pastor Maldonado war in Monaco meist nur schwer zu schlagen

In sechs GP2-Rennen, darunter drei Sprintrennen mit umgedrehter Startreihenfolge, feierte er immerhin zwei Siege und zwei zweite Plätze. Auch in der Renault-World-Series triumphierte er. Doch was macht Maldonado in Monaco besser als die anderen? "Also gut, ich fahre einfach gerne im Nassen", gibt der 26-Jährige eine unkonventionelle Antwort, die er aber sofort erklärt: "Hier ist es mehr oder weniger das Gleiche. Man hat nicht viel Grip und der Fahrer kann einen Unterschied machen."

Wie auch immer - die mentale Einstellung passt beim Rookie auf jeden Fall. Eine andere Erklärung findet man nicht für seine tolle Bilanz, schließlich hat er in seiner Jugend laut eigenen Angaben keine Erfahrung auf Stadtkursen gesammelt: "Das war mein erster Stadtkurs. Und ich war schon beim ersten Mal gut."

Monaco als große Chance für Williams

Diese spezielle Beziehung zu seiner Lieblingsstrecke möchte er nun auch in der Formel 1 fortsetzen, auch wenn er nicht mit einem Spaziergang rechnet. "Es ist immer schwierig. Vielleicht war es hier in der Vergangenheit in anderen Kategorien ein wenig einfacher, einen Unterschied zu machen", spielt er darauf an, dass in der GP2 und in der Renault-World-Series mit Einheitsboliden gefahren wird. "Ich bin aber sehr zuversichtlich, da ich die Strecke sehr gut kenne. Das ist eine großartige Gelegenheit für das Team, um Punkte zu holen. Ich werde also mein Bestes geben, um eine gute Platzierung zu erreichen."

"Das Gripniveau ist nicht so hoch, daher kann der Fahrer den Unterschied machen." Pastor Maldonado

Das ist auch dringend notwendig, denn das Williams-Team liegt in der Konstrukteurs-WM nach einem desaströsen Saisonstart weiterhin mit null Punkten auf dem neunten WM-Rang. Grund für die bisherige Pleite ist die missglückte Aerodynamik des FW31 - ein Faktor, der auf dem langsamen Kurs in Monaco nicht so sehr zum Tragen kommen sollte.

"Hier gibt es nicht viele schnelle Kurven, daher spielt die Aerodynamik keine so große Rolle wie in Barcelona und auf anderen Strecken", bestätigt Maldonado. "Das Gripniveau ist nicht so hoch, daher kann der Fahrer den Unterschied machen." Wie gut der Williams aber wirklich funktionieren wird, kann der Venezolaner nicht sagen: "Das ist sehr schwer vorhersehbar. Das Auto könnte gut funktionieren. Da die aerodynamische Effizienz nicht so wichtig ist, könnte der Rückstand geringer sein."

Maldonado schiebt Druck auf Barrichello


Fotos: Großer Preis von Monaco


Maldonado weiß genau, dass hier an der Cote d'Azur die große Chance wartet, um sich und Williams aus der Krise zu ziehen. Dementsprechend groß ist der Druck, der auf den Schultern des GP2-Meisters 2010 lastet. Um diesen etwas zu lindern, schiebt er einen Teil davon auf seinen erfahrenen Teamkollegen Rubens Barrichello: "Bis jetzt" sei dies "mit Sicherheit" die größte Chance, "um unsere ersten Punkte zu holen - vor allem für Rubens. Er ist so konstant, so erfahren und er kennt die Strecke sehr gut."

"Bis jetzt ist Monaco mit Sicherheit unsere größte Chance, um die ersten Punkte zu holen." Pastor Maldonado

Apropos Erfahrung: Diese hat in den Häuserschluchten mit der erstmals an einem Renn-Wochenende eingesetzten Mischung 'supersoft' niemand. Nach den Tests in Barcelona geht man aber davon aus, dass dieser Reifen nicht länger als zehn Runden halten wird - und das bei 78 Runden. "Ich habe den Reifen in Barcelona ausprobiert", erinnert sich Maldonado. "Ich fühle mich damit recht wohl. Hier wird es aber eine völlig andere Erfahrung, da die Bedingungen nicht gleich sind. Die Strecke ist so langsam, mit all diesen Kurven, daher wird der Reifen beim Bremsen und Beschleunigen belastet und fühlt sich wie ein neuer Reifen an."

Doch nicht nur die neuen Reifen werden die Fahrer in Monaco zusätzlich fordern, sondern auch der verstellbare Heckflügel, der im Training abgesehen vom Tunnel überall eingesetzt werden darf. "Dieses Rennen wird so schwierig", vermutet Maldonado. "Das liegt am Reifenverschleiß und auch am DRS. Im Rennen werden wir nach zehn Runden keine Reifen und keinen Grip mehr haben. Der Einsatz von DRS wird für jeden ziemlich schwierig werden."

Maldonados Monaco-Drama 2005

Eines hat sich hingegen nicht verändert: die besondere Bedeutung des Qualifyings in Monaco, schließlich sind Überholmanöver durch die geringe Streckenbreite und die vielen Kurven äußerst schwierig. "Eines der wichtigsten Dinge hier ist das Qualifying", bestätigt der Williams-Pilot. "Selbst wenn man im Rennen nicht schnell ist oder nicht gleich schnell ist, kann man seine Platzierung aus dem Qualifying behalten."

"Ich wurde ausgeschlossen, aber ich bin zurückgekehrt und habe gewonnen." Pastor Maldonado

Nach dem guten Ergebnis in Barcelona könnte Maldonado im Qualifying der Knopf aufgegangen sein. Doch wie schätzt er sich diesbezüglich selbst ein? "Sehr gut", sagt der Venezolaner. "Das einzige Problem könnte hier der Verkehr sein, vor allem in Q1. Das ist aber für alle gleich. Wir benötigen einfach etwas Glück."

Glück, das Maldonado in Monaco meist, aber nicht immer Hold blieb. 2005 nahm er beim WSbR-Rennen an einer Unfallstelle trotz gelber Flaggen kein Tempo heraus und verletzte beim folgenden Crash einen Streckenposten schwer. Die Folge: Er wurde mit einer Sperre für vier Rennen bestraft. Was ihm einfällt, wenn er heute an sein Monaco-Drama denkt? "Nichts", meint Maldonado. "Das ist in der Vergangenheit und man muss vorwärts blicken. Ich wurde vom Grand Prix und von einigen weiteren Rennen ausgeschlossen, aber ich bin zurückgekehrt und habe gewonnen."