• 17.09.2010 10:45

  • von Roman Wittemeier & Dieter Rencken

Lotus: Was läuft da mit Toyota?

Lotus hat für das Singapur-Wochenende "spektakuläre Neuigkeiten" angekündigt: Fahrerwahl, Namensänderung, Renault-Antrieb und Toyota-Kooperation?

(Motorsport-Total.com) - Lotus hat sich bislang nicht nur als das beste der neuen Formel-1-Teams viel Respekt erarbeitet, sondern peilt auch für das kommende Jahr einen enormen Schritt nach vorne an. Man darf davon ausgehen, dass Jarno Trulli und Heikki Kovalainen an Bord bleiben, das Team wird ab 2011 wieder unter dem ehrwürdigen Titel "Team Lotus" starten ('Motorsport-Total.com' berichtete). Nachdem der Vertrag mit Cosworth verkürzt wurde, steht auch dem Wechsel zu Renault-Triebwerken nichts mehr im Wege.

Titel-Bild zur News: Jarno Trulli

Lotus steuert 2011 auf ganz neue Ziele zu: Punkte sollen möglich sein

"Wir werden einige Dinge anders angehen, und das werden wir sehr bald tun", sagte Teamchef Tony Fernandes am Rande des Grand-Prix-Wochenendes in Monza. "Wir haben in den vergangenen Wochen viele Verhandlungen geführt und wir sind mit den Resultaten der Gespräche sehr zufrieden", fügte der Malaysier hinzu und brachte indirekt die Gerüchteküche zum brodeln.#w1#

Es wird angenommen, dass Lotus noch viel mehr plant als "nur" die Fahrerverträge zu verlängern, den Namen zu ändern und zu Renault zu wechseln. Das italienische Magazin 'Autosprint' berichtet, dass Lotus eine enge Kooperation mit Toyota anstrebt, die ursprünglich ab 2011 technischer Partner von HRT werden sollten. Allerdings feht es bei den Spaniern offenbar am Geld.

Lotus hat nicht nur mit Trulli einen Ex-Toyota-Piloten an Bord, sondern auch auf technischer Seite viele Mitarbeiter, die zuvor in Köln ihren Dienst verrichteten. Technikchef Mike Gascoyne kennt die Möglichkeiten von TMG ebenso gut wie Sportdirektor Dieter Gass. Der Draht zum ehemaligen Toyota-Team ist nie abgerissen. Gascoyne hatte beim Design des aktuellen T127 viele seiner Ex-Kollegen an Bord.

Toyota-Fabrik

Gerücht: Werden in Zukunft Lotus-Teile bei Toyota in Köln gefertigt? Zoom

Lotus zielt im kommenden Jahr auf regelmäßige WM-Punkte ab. Eine Koorperation mit TMG in Köln könnte auf diesem Weg sicherlich helfen. Nur einer wäre bestimmt nicht besonders glücklich: Jarno Trulli. Der Italiener lässt an seinem japanischen Ex-Team kaum ein gutes Haar. "Die Abläufe an sich waren schon in Ordnung, doch alles wurde auf die Art und Weise von Toyota durchgeführt", sagt Trulli. Toyota habe zwar kluge Ingenieure an Bord gehabt, aber es habe ein Genie gefehlt.

"In der Formel 1 gibt es grundsätzlich zwei Wege, die zum Erfolg führen: Entweder hast du das beste Auto oder du hast ein gutes Fahrzeug und bist zur rechten Zeit am rechten Ort. Dann kannst du gewinnen. Mit Toyota fanden wir uns in der zweiten Beschreibung wieder", sagt Trulli. "Wir hatten niemals das beste Auto. Speziell 2009 hatten wir allerdings einen Rennwagen, der einen ziemlich guten Job machen konnte. Leider fehlte manchmal das Glück, um tatsächlich zu siegen."

In Bahrain und Spa-Francorchamps habe man Chancen verpasst, auch in Sepang 2009 wäre ein Sieg durchaus möglich gewesen. "Dort verlangte ich beim Boxenstopp nach Intermediates, bekam aber Regenreifen. Man wollte möglichst wenig Risiken eingehen. Timo (Glock; Anm. d. Red.) erhielt Intermediates, weil er schon weit zurücklag. Sein Rennen war aufgrund des Starts schon fast gelaufen. Er holte aber 20 Sekunden auf mich auf, kam vor mir ins Ziel und hätte das Rennen beinahe gewonnen."


Fotos: Lotus, Großer Preis von Italien


"Ich hätte siegen können, hätte das Team nur auf mich gehört", klagt der erfahrene Italiener. "Damals sagte man mir: 'Du wirst weitere Chancen bekommen.' So läuft der Hase aber nicht, denn manchmal hast du nur eine Chance - und diese musst du nutzen." Die Kritik an seinem Ex-Team ist deutlich, dennoch könnte Trulli vielleicht 2011 vom "Toyota Way" profitieren, denn die anhaltende Erfolgslosigkeit mit Lotus setzt ihm zu.

"Es ist teilweise wirklich schwieriger und schlimmer als erwartet", gibt Trulli offen zu. "Es gab Probleme mit der Zuverlässigkeit und es wurden Fehler gemacht. Es ist aber besser, es passiert in diesem Jahr, als wenn wir im kommenden Jahr dadurch Punkte verlieren. Wenn man sich alle neuen Teams anschaut, dann haben wir einen ganz guten Job gemacht. Ich bin für 2011 zuversichtlich, aber zweifellos leiden wir in der aktuellen Saison ein bisschen."