Kanada: Silberpfeile vor Heidfeld in Reihe eins

Lewis Hamilton sicherte sich in Montréal mit etwas Glück seine erste Pole Position - Nick Heidfeld starker Dritter vor beiden Ferraris

(Motorsport-Total.com) - Was für ein Qualifying zum Grand Prix von Kanada - und zwei Wochen nach dem für ihn so bitteren Nichtangriffspakt von Monaco kann Lewis Hamilton wieder lachen: Mit einer starken Performance sicherte sich der 22-Jährige auf dem Circuit Gilles Villeneuve in Montréal die erste Pole Position seiner Formel-1-Karriere.

Titel-Bild zur News: Fernando Alonso und Lewis Hamilton

Lewis Hamilton sicherte sich die erste Pole Position seiner Karriere

Schon in den Freien Trainings und in Q1 und Q2 hatte sich angedeutet, dass der Weg zum ersten Startplatz nur über einen Silberpfeil führen würde, denn Hamilton und Fernando Alonso hatten die Konkurrenz von Ferrari das ganze Wochenende hindurch relativ sicher im Griff. Im Top-10-Finale lieferten sich die beiden dann einen tollen internen Schlagabtausch, der erst in der allerletzten Runde endgültig entschieden wurde.#w1#

Alonso mit Fehler im letzten Sektor

Zunächst stand mit dem ersten frischen Reifensatz Alonso vorne, doch Hamilton legte mit seiner finalen Attacke eine Klassezeit von 1:15.707 Minuten vor - und diese sollte halten. Zwar war Alonso mit seinem Konter im ersten und zweiten Sektor jeweils um einen Hauch schneller als sein jüngerer Teamkollege, doch mit einem Fahrfehler in der berüchtigten letzten Schikane vor Start und Ziel warf er die mögliche Pole Position weg. Unterm Strich fehlten ihm 0,456 Sekunden.

Für die Überraschung des Tages sorgte allerdings Nick Heidfeld (BMW Sauber F1 Team/+ 0,559), der eine der besten Vorstellungen seiner Karriere zeigte und mit dem dritten Platz hinter den beiden Silberpfeilen belohnt wurde. Ausschlaggebend dafür war eine absolute Fabelrunde am Ende der dritten Session, die er vor allem mit einem furiosen Schlusssektor untermauerte, was ihn noch an beiden Ferraris vorbeispülte.

Dabei hatte er schon in Q2 um den Aufstieg zittern müssen, denn "Quick Nicks" erste Zeit im Mittelabschnitt wurde wegen Abkürzens der Zielschikane geschnitten. Erst wenige Sekunden vor Ablauf der regulären Zeit ging er dann auf seine schnelle Runde, die ihn letztendlich ganz sicher ins Finale brachte - auch wenn er in der Zielschikane ein bisschen zu aggressiv unterwegs war und außen leicht die Mauer touchierte.

Ferrari mit farbloser Vorstellung

Ferrari legte im Gegensatz dazu ein recht unspektakuläres Qualifying hin, Kimi Räikkönen (4./+ 0,704), der es gerade mal so in die Top 10 geschafft hatte, war etwas unerwartet um 0,159 Sekunden schneller als Felipe Massa. Nach hinten hatten die beiden aber doch einen recht komfortablen Vorsprung: Mark Webber (Red-Bull-Ferrari/+ 1,206), der bärenstarke Nico Rosberg (Williams-Toyota/+ 1,212) und Robert Kubica (BMW Sauber F1 Team/+ 1,286) komplettierten die ersten vier Reihen.

Kimi Räikkönen

Kimi Räikkönen war heute gleich mehrfach neben der Strecke Zoom

Mit im Finale dabei waren auch noch die beiden Italiener Giancarlo Fisichella (Renault/+ 1,522) und Jarno Trulli (+ 2,040), dessen Toyota-Team heute keinerlei Schwierigkeiten mit der Radaufhängung hatte. Allerdings legte es Trulli in der Entscheidung nicht mehr darauf an, noch einmal alles aus dem Köcher zu ziehen, sondern er begnügte sich mit Platz zehn und richtete seine Strategie eher auf das Rennen aus, was man daran erkennen konnte, dass er auf superweiche Pneus verzichtete.

Schwieriger Nachmittag für Coulthard

Elfter wurde Takuma Sato (Super-Aguri-Honda), gefolgt von Vitantonio Liuzzi (Toro-Rosso-Ferrari), Rubens Barrichello, der ein weiteres Honda-Stallduell gegen Jenson Button (15.) gewann, und David Coulthard (Red-Bull-Renault). Letzterer hatte schon in Q1 technisch bedingte Probleme mit dem Handling, schaffte es aber dennoch irgendwie in die Top 16, in denen er dann aber nichts mehr ausrichten konnte.

Bereits in der ersten Session hatte es - einmal mehr - Ralf Schumacher (18.) erwischt, der möglicherweise von den Diskussionen um die Radaufhängung des Toyota TF107 irritiert, noch mehr aber vom Verkehr war und eine deutliche Schlappe gegen seinen Teamkollegen einstecken musste. Noch bitterer kam es für Anthony Davidson (Super-Aguri-Honda), der trotz einer guten Leistung den Cut um eine lächerliche Tausendstelsekunde gegen Liuzzi verpasste.

Kurz musste der erste Abschnitt sogar unterbrochen werden, weil der unter Druck stehende Heikki Kovalainen (19.) seinen Renault crashte, als er in einer Links/Rechts-Kombination seinen Renault mit dem Heck voran gegen die Mauer setzte. Er rollte ohne Heckflügel und mit Reifenschaden zurück an die Box, übergab seinen R27 der Crew - und konnte zum Schluss noch einmal rausfahren. Dennoch schaffte er den Aufstieg nicht.

Wurz kommt in Montréal nicht zurecht

Eine herbe Enttäuschung erlebte nach einem schon bisher blassen Wochenende Alexander Wurz (Williams-Toyota), der als 20. sang- und klanglos unterging, ohne dass es dafür einen ersichtlichen Grund gab. Dafür schlug sich Adrian Sutil (21.) einmal mehr tapfer: Das Spyker-Ferrari-Duell gegen Christijan Albers entschied der 'Motorsport-Total.com'-Kolumnist aus Deutschland nämlich klar um 0,660 Sekunden für sich.

Alexander Wurz

Sah gegen Nico Rosberg wieder überhaupt kein Land: Alexander Wurz Zoom

Was das alles für das morgige Rennen bedeutet, ist klar: McLaren-Mercedes hat die mit Abstand beste Ausgangsposition, weil Heidfeld auch noch als Puffer vor den Ferraris steht - und natürlich sind nun alle gespannt, ob Polesetter Hamilton in seinem sechsten Grand Prix erstmals als Sieger über die Ziellinie fahren wird. Grundsätzlich ist in Montréal aber wegen der Unberechenbarkeit des Circuit Gilles Villeneuve, der immer für eine Safety-Car-Phase gut ist, aber noch alles drin.