• 14.07.2009 08:50

  • von Pete Fink

Leute mit Biz: Christine Uphoff, Randstad-Frauenpower

Marketingspezialistin Christine Uphoff organisiert das weltweite Formel-1-Engagement von Randstad als One-Woman-Show

(Motorsport-Total.com) - "Die Formel 1 ist alle zwei Wochen für zwei Stunden Sport, aber dazwischen knallhartes Business", hat der große Frank Williams einmal gesagt. Für 'Motorsport-Total.com' Grund genug, eine Artikelserie ins Leben zu rufen, die sich mit dem Businessaspekt des Motorsports beschäftigt. In unregelmäßigen Abständen stellen wir eine Persönlichkeit vor, die sich im Motorsportbusiness durchgesetzt hat und mit Biss an ihre Sache herangeht - "Leute mit Biz" eben. Heute in der 13. Edition zum ersten Mal eine Frau: Christine Uphoff, die deutsche Marketingchefin von Randstad.

Titel-Bild zur News: Christine Uphoff

Christine Uphoff zeichnet für Randstads Formel-1-Engagement verantwortlich

"Jedes Mal, wenn ich mit Frank Williams spreche, fasziniert mich ganz einfach die Tatsache, dass er nach wie vor dieses Funkeln in seinen Augen hat", lautet Uphoffs glasklares Bekenntnis zum britischen Traditionsteam, bei dem sich der weltweit zweitgrößte Personaldienstleister Randstad seit dem Jahr 2006 in der Formel 1 engagiert.#w1#

"Es ist ein unabhängiger Rennstall, deren Mitarbeiter förmlich brennen", beschreibt die 43-jährige Marketingspezialistin. "An jeder Ecke spürt man diese Leidenschaft und den gelebten Teamgedanken. Dieses Team existiert nur, um Rennen zu fahren. Etwas anderes machen sie nicht. Sie müssen keine Energydrinks verkaufen, sie müssen keine Autos verkaufen, sondern sie betreiben die Formel 1 aus ihrer Leidenschaft heraus."#w1#

Pech also für Ferrari oder McLaren, denn dort stand ein Randstad-Sponsoring "eigentlich nie zur Debatte". Williams oder gar keine Formel 1 lautete die durchaus gewollte Devise, denn "eine unserer grundsätzlichen Philosophien ist ein sehr offener Umgang mit unseren Gesprächspartnern. Und wir haben vom ersten Moment an gefühlt, dass wir dort sehr gut aufgehoben sind."

Stück für Stück in die Formel 1

Nico Rosberg

Zusammen mit Nico Rosberg und Williams ging Randstad 2006 in die Formel 1 Zoom

Dabei verlief der Formel-1-Einstieg schrittweise und eher vorsichtig. In der Debütsaison 2006 war das Randstad-Logo weder auf dem Auto noch auf den Teamoveralls zu finden, sondern lediglich auf der Williams-Sponsorenwand im Boxenbereich. Erst im zweiten Jahr entschied man sich dazu, auf das Auto zu gehen und tauchte vorne an der Nase auf.

Keine optimale Lösung, wie sich herausstellen sollte. "Damit waren wir nicht zufrieden, denn jeder hat uns gefragt: 'Wo ist denn Randstad? Ich sehe Randstad nicht'", erinnert sich Uphoff. Das Problem: "Man sah unser Logo eigentlich nur beim Boxenstopp, dann aber auch nicht wirklich, weil natürlich sofort der Lollipopmann davor stand und die Sicht auf unser Logo verdeckte."

Für die dritte gemeinsame Saison wollte der Konzern mit Stammsitz in den Niederlanden neue Wege gehen. Das Stichwort lautete Teamwork. "Die Werte von Williams und Randstad passen sehr gut zusammen", weiß Uphoff. "Man braucht sehr gut ausgebildete Menschen, die ganz einfach dieses riesige Rad drehen können. Also platzierten wir unser Logo auf den Overalls und das hat sehr gut funktioniert."

Randstad misst zweimal pro Jahr seinen internationalen Bekanntheitsgrad, "und unser Logo hinten auf den Teamoveralls hat unheimlich dazu beigetragen, unseren Bekanntheitsgrad zu erhöhen". Die logische Folge war, dieses schrittweise gesteigerte Engagement mit Saisonbeginn 2009 noch einmal kräftig auszubauen.

Formel 1 als die globale Plattform

Nico Rosberg

Seit Saisonbeginn 2009 ist das Randstad-Logo auf Overalls und Auto Zoom

Ein Ausbau ausgerechnet in Krisenzeiten? Natürlich gibt es dafür einige stichhaltige Begründungen. "Wir bündeln Marketingbudgets", erklärt Uphoff. "Die Randstad-Niederlassungen betreiben weniger Marketing auf lokaler Ebene. Wir nutzen über die Formel 1 das globale Element. Wir geben also nicht mehr Geld aus, sondern setzen dieses gezielter ein."

Diese weltweite Präsenz der Formel 1 war die plötzlich ungleich wichtiger gewordene Antriebsfeder, denn Randstad übernahm 2008 mit Vedior einen Wettbewerber. "Vorher waren wir in 20 Ländern präsent, danach waren es mit einem Schlag über 50. Und darunter befanden sich eben einige Länder, in denen die Formel 1 Station macht, wie zum Beispiel Australien, Brasilien oder der Ferne Osten. Die betreffenden Grands Prix werden also ab sofort als Kommunikationsplattform genutzt."

Als Konsequenz taucht das Randstad-Logo 2009 auf den Overalls und dem Williams-Toyota auf. "Wir haben uns wieder dazu entschieden, unser Logo auf den Overalls der Fahrer und der Mechaniker zu platzieren. Bei den Ingenieuren sehr prominent, bei Nico Rosberg und Kazuki Nakajima am Revers. Auf dem Auto sind wir auf der Cockpitabdeckung zu sehen."

Zufriedenheit aller Orten also, denn die Entscheidung pro Formel 1 aus dem Jahre 2006 hat sich als richtig und wegweisend herauskristallisiert. "Als wir uns damals überlegt haben, was wir machen wollen, tauchte neben der Formel 1 auch der Begriff Fußball und die Champions League auf. Das war für uns aber nicht so interessant, weil es in der Formel 1 diese einzigartige Kombination zwischen Technik und Menschen gibt. Dazu existiert ganz einfach keine andere internationale Plattform, auf der ich neun Monate im Jahr alle zwei Wochen präsent sein kann."

Die Wunschliste: Nordamerika und bitte Frankreich

Ortsschild Magny Cours

Kein Frankreich-Rennen schmeckt dem Personaldienstleister Randstad gar nicht Zoom

Doch natürlich gibt es noch einige Wünsche. Uphoff weiß, dass sich die wichtigsten Randstad-Märkte in Frankreich, Holland, Deutschland, sowie in den USA und Kanada befinden. "Deswegen hoffen wir sehr, dass wir in Nordamerika bald wieder einmal ein Rennen haben werden", unterstreicht die Marketingspezialistin.

Gleiches gilt natürlich für Frankreich: "Auch dort bräuchten wir dringend wieder einen Grand Prix, zu dem wir unsere Kunden einladen können." Monaco ist dabei keine Alternative, denn "das kann man nicht miteinander vergleichen". Uphoffs Wunschliste an Bernie Ecclestone ist noch länger: "Dazu kommen aber auch die 'emerging Markets' wie Lateinamerika, Indien oder auch Singapur. Dort war Vedior im Gegensatz zu Randstad sehr präsent."

Die Partnerschaft zwischen Randstad und Williams ist übrigens in keiner Weise an die Person Nico Rosberg gebunden: "Natürlich war Nico speziell für den wichtigen deutschen Markt ein tolles Add-On. Aber sollte Nico das Team nun wirklich verlassen, dann werden wir mit Williams weitermachen. Denn für diesen Fall bin ich mir sicher, dass sie einen guten Ersatz finden werden."

Zum Beispiel Stichwort Nico Hülkenberg, den Uphoff aus einigen gemeinsamen Aktionen bereits gut kennt. Aus Randstad-Sicht wäre ein Williams-Fahrer Hülkenberg überhaupt kein Problem: "Nico ist ein großartiges Talent und wird von Willi Weber gemanagt. Das alleine sagt ja einiges. Dazu kommt natürlich, dass er ein sehr charismatischer Typ ist, mit dem man gut zusammenarbeiten kann."

Rund um die Formel 1

Christine Uphoff Randstad

Chrtistine Uphoff: Über Schumacher und TNT zu Randstad und in die Formel 1 Zoom

Die Aktivitäten von Fahrermanager Weber spielten in ihrem Leben eine indirekte Rolle, denn die 43-Jährige macht keinen Hehl aus der Tatsache, dass sie vor allem über die Person Michael Schumacher zur Formel 1 kam: "Motorsport und insbesondere die Formel 1 haben mich immer fasziniert. Ich hatte als Kind nur niemals einen bestimmten Favoriten - bis dann irgendwann Michael Schumacher auftauchte."

Damals arbeitete Uphoff noch bei TNT Express, wo sie über 13 Jahre lang "in mehreren Führungspositionen" tätig war. Nur war TNT im Gegensatz zu DHL oder UPS niemals im Motorsport aktiv, weshalb es zu diesem Zeitpunkt auch keinerlei berufliche Berührungspunkte mit dem Motorsport geben konnte.

2004 wechselte sie dann zu Randstad. "Da ging es vor allem um meine persönlichen Perspektiven, denn es hat mich einfach gereizt, etwas völlig Neues in einer anderen Branche anzufangen." Die Marketingspezialistin musste sich also ein neues Team aufbauen, "auf das ich auch sehr stolz bin".

Heute ist die 43-Jährige bei Randstad für "die weltweite Aktivierung der Formel 1" verantwortlich. Aus dem Marketingjargon heraus übersetzt bedeutet dies, "dass ich der hauptsächliche Ansprechpartner von Adam Parr und Team Williams bin. Wir erstellen den gesamten Marketingplan, wir organisieren bei unseren Schlüsselrennen in unseren Hauptmärkten alle Aktivitäten. Das umfasst also das gesamte Gebiet Formel 1 - von der Pflege der strategischen Partnerschaft bis hin zur operativen Umsetzung im Tagesgeschäft."

Auf nach Singapur

Kazuki Nakajima

Die Vorfreude auf den Singapur-Grand-Prix ist bereits groß Zoom

Ein globales Sichtbarmachen des Formel-1-Engagements also, was unter anderem durch Imagekampagnen unterstützt wird: "Es geht darum, aus unserem Engagement das Bestmögliche für die einzelnen Märkte herauszuholen. Am Ende des Jahres wollen wir unseren Kunden das Markenerlebnis Randstad einfach ein ganzes Stück näher gebracht haben."

Für Randstad gibt es dabei pro Saison zwischen sechs und acht dieser Schlüsselrennen: "Natürlich der deutsche Grand Prix, Silverstone, Spa, der Europaauftakt in Barcelona und natürlich Monaco. Denn wir haben ein wunderschönes Segelschiff, die Stad Amsterdam, die dann natürlich in Barcelona oder Monaco im Hafen liegt. Das ist natürlich ein toller Gegensatz zur Formel 1."

Monaco und Spa nennt Uphoff noch als ihre Lieblingsrennen, aber das könnte sich 2009 ändern, denn sie freut sich bereits auf Singapur und Brasilien. Bislang beschränkte sich das Vor-Ort-Engagement der Niederländer vor allem auf den europäischen Kernmarkt, doch durch die Vendior-Übernahme ändert sich das in diesem Jahr.

Während sie viele der vorbereitenden Arbeiten im Vorfeld eines Formel-1-Events noch mit ihrem Team erledigen kann, bezeichnet die Blondine ihren Einsatz vor Ort gerne als One-Woman-Show. "Natürlich werde ich dabei von unseren Leuten aus den Randstad-Niederlassungen unterstützt, aber im Prinzip bin ich an der Strecke allein verantwortlich."

Zu schön um wahr zu sein: Danica Patrick in der Formel 1

Danica Patrick

Ein echter Marketingtraum: Danica Patrick in der Männerwelt Formel 1 Zoom

Die Tatsache, dass im Motorsport vergleichsweise wenige Frauen arbeiten, stört Uphoff dabei weniger: "Es ist eine Männerwelt und es wird immer eine Männerwelt bleiben", sagt sie. "Aber ich glaube, wenn man Kompetenz beweisen kann, dann findet man auch ganz schnell seine Anerkennung." Was unmittelbar zu der Frage führt, ob und wann die Formel 1 einmal eine Pilotin sehen wird.

Bei diesem Thema herrscht große Skepsis: "Ich glaube nicht, dass es in absehbarer Zeit eine weibliche Pilotin geben wird. Klar macht etwa Danica Patrick einen Bombenjob, aber ich denke nicht, dass die Männerwelt Formel 1 so etwas zulassen wird." Ihrer Meinung nach weniger aufgrund eines vermeintlichen Geschlechterzwists, sondern aus rein sportlichen Motiven.

"Wenn ein Team die Möglichkeit hat, einen Kimi Räikkönen oder einen Nico Rosberg zu engagieren, dann wird so ein Kaliber immer den Vorzug vor einer Danica Patrick erhalten." Doch in der Businesswelt Formel 1 geben bekanntlich nicht immer rein sportliche Motive den Ausschlag, und so wäre eine Pilotin natürlich ein absoluter Marketingtraum - nicht nur aus der Sicht eines Bernie Ecclestones.

"Wenn eine Danica Patrick mitfahren würde, dann würden auch wieder Leute vor dem Fernseher sitzen, die normalerweise nicht zuschauen", ist Uphoff überzeugt. "Das wäre die perfekte Nummer. Wäre ich etwa bei US F1 in der Rolle von Peter Windsor, dann würde ich sagen: Wir machen das jetzt!" Oder anders formuliert: "Das wäre einfach zu schön, um wahr zu sein..."

Christine Uphoff im Kreuzverhör:

Geburtsdatum: 21. November 1965

Geburtsort: Stuttgart

Wohnhaft in: Bad Homburg

Familienstand: geschieden

Erstes Fahrzeug: VW Golf

Aktuelles Fahrzeug: BMW 320d touring

Im Motorsport involviert seit: 2006

Größter beruflicher Erfolg: Aufbau einer eigenen Marketing- und Eventabteilung und das Team zum Erfolg zu führen. Dass wir dabei noch prämierte Marketingkampagnen durchgeführt haben, hat das ganze noch versüßt.

Größtes Ziel: Jeden Tag ein bisschen besser zu werden und sich dabei selbst treu bleiben.

Lieblingsfahrer und -team: Nico Rosberg und Williams, Kimi Räikkönen und Ferrari

Online oder Print? Unterwegs Print, im Büro online

Business- oder Economy-Class? Beides, abhängig von der Flugdauer

Boulevard oder Feuilleton? Auf Reisen Boulevard, zuhause Brain-Food

Festgeld oder Optionsschein? Festgeld

T-Shirt oder Sakko? Hosenanzug

Opernball oder Oktoberfest? Beides!

Arbeit oder Hobby? Mein Job ist meine Berufung und somit mein Hobby.

Lebensmotto: Never give up!

Lieblingslektüre: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung

Person, die ich am meisten bewundere: Das Lehrerkollegium an der Schule für blinde und sehbehinderte Kinder und Jugendliche in Friedberg

Person, mit der ich mal auf ein Bier gehen möchte: Hillary Rodham Clinton

Geld bedeutet für mich... eine gewisse Unabhängigkeit.

Motorsport fasziniert mich, weil... mich das Zusammenspiel zwischen Menschen und Technik beeindruckt. Es ist perfekte Teamarbeit gefragt. Man kann es auch mit den Worten von Frank Williams ausdrücken: "It fixes you."