• 22.02.2012 10:41

  • von Roman Wittemeier

Lauterbachs Abschied: Der Kuss von Nick Heidfeld

Nach über 200 Grands Prix als Moderator der Formel-1-Übertragungen von 'Sky' orientiert sich Peter Lauterbach um: Erinnerungen des Schumacher-Freundes

(Motorsport-Total.com) - 'Sky'-Abonnenten werden sich 2012 bei den Formel-1-Übertragungen an ein neues Gesicht gewöhnen müssen. Wie die 'Sport Bild' in ihrer heutigen Ausgabe enthüllte, wird der langjährige Moderator Peter Lauterbach ab der neuen Saison nicht mehr die Leitfigur der Übertragungen sein. Wer seine Nachfolge antritt, ist derzeit noch nicht bekannt. Im Interview mit 'Motorsport-Total.com' erinnert sich Lauterbach an seine schönsten Boxengassen-Erlebnisse und sagt den Formel-1-Champion 2012 voraus.

Titel-Bild zur News: Peter Lauterbach

Peter Lauterbach ist ab 2012 nicht mehr Moderator von 'Sky' für die Formel 1

Frage: "Peter, warum hast du dein Engagement bei 'Sky' nicht verlängert? Wie schwer fiel dir die Entscheidung?"
Peter Lauterbach: "Die Entscheidung haben 'Sky' und ich zusammen getroffen. Natürlich fiel mir das nach zwölf Jahren Formel 1 schwer. Aber 'Sky' muss sich im Moment darauf konzentrieren, die Fußball-Bundesliga im Haus zu halten, da bleibt es nicht aus, dass die Möglichkeiten für die Formel 1 limitiert sind. Abgesehen davon ist der Moment aus rein professioneller Sicht natürlich der richtige."

"Nachdem ich im Oktober in den Vorstand der WIGE MEDIA AG gewechselt und seitdem dort nicht nur größerer Einzelaktionär bin, sondern auch gemeinsam mit meinem Kollegen Stefan Eishold die operative Verantwortung für etwa 250 Mitarbeiter und einen mittleren zweistelligen Millionen-Umsatz trage, war das jetzt der einzig sinnvolle Schritt. Auf zwei Stühlen zu sitzen, ist schwierig und bei wachsender Verantwortung auch irgendwann unmöglich."

"Dass die 'RTL'-Sportproduktion einer unserer wichtigsten Kunden bei WIGE ist und die Kollegen der Formel-1-Redaktion und -Produktion mit unseren Technik-Experten ein besonders effizientes mobiles Übertragungs-System geschaffen haben, hat meine Entscheidung sicherlich auch beeinflusst."

Frage: "Bei 20 Formel-1-Rennen im Jahr: Wie viel Zeit ginge durch F1-Reisetätigkeiten verloren?"
Lauterbach: "Wir nennen in der Wirtschaft die Erlöse, die uns beim Investieren von Zeit in unwirtschaftliche Dinge verloren gehen, während wir sie gleichzeitig in wirtschaftlich sinnvolle Aktionen investieren könnten, Opportunitätskosten. Und die wären gigantisch. Wäre ich wirklich zu allen 20 Rennen gereist, dann wäre ich bei den Überseerennen im Schnitt mindestens je 6 Tage inklusive Jetlag unterwegs gewesen, bei den Europarennen mindestens vier. Dazu kommen Vor- und Nachbereitung."

"Leider muss man das so nüchtern betrachten, wenn man in neue Rollen hineinwächst. Und heute bin ich meinen Aktionären und Mitarbeitern eine so nüchterne Betrachtungsweise der Dinge schuldig. Zum Glück bleibt mir aber der Motorsport, natürlich werde ich mich auch weiter bei der Formel 1 blicken lassen und ich werde vor allem noch regelmäßiger bei der DTM vor Ort sein, bei unserem wichtigsten Kunden, für den wir seit Jahrzehnten das Weltbild produzieren und die gesamte technische Peripherie stellen."

Frage: "Wäre die Moderation der Formel-1-Übertragungen aus einem europäischen Studio eine probate Option gewesen?"
Lauterbach: "Nein. Ich gehe davon aus, dass 'Sky' das aus der neuen Zentrale und vermutlich sogar aus dem neuen News-Studio mit Bestandspersonal lösen wird, um Kosten zu sparen. Hätte ich das als attraktive Wochenend-Beschäftigung empfunden, so weit weg von der Musik und trotzdem nicht bei meiner Familie? Nein."

Frage: "Welche Erinnerungen hast du an deinen ersten Formel-1-Moderationseinsatz?"
Lauterbach: "Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern. Damals, 2004, war ich neben dem Aufbau meiner Firmengruppe noch als freier Reporter bei 'Premiere' und habe die Formelserien rund um Sebastian Vettel und Nico Rosberg moderiert. Mein Formel-1-Vorgänger Wolfgang Rother musste dann einen Grand Prix aussetzen, ich durfte mit 27 Jahren meine erste große Sendung moderieren. Damals habe ich die Anfangsmoderation mit Montoyas attraktiver Frau Conny aus dem Formel-1-Starthäuschen von Charlie Whiting gesendet - tolle Erinnerung. 2007 habe ich ja dann als Anchor die Sendung regelmäßig übernommen und jetzt weitere fünf sehr schöne Jahre mit einem fantastischen Redaktionsteam hinter mir verbracht."

Frage: "Welches war das schönste Wochenende?"
Lauterbach: "Gute Frage. Da muss ich ein bisschen kramen. In meinen 'wilden' Anfangsjahren rund um die Jahrtausendwende war der Zirkus noch ein anderer. Michael Schumacher begann gerade mit seinen fünf Ferrari-Titeln, ich lernte meinen heute besten Freund bei der Formel 1 kennen, wir hatten unglaublich viel Spaß. Und natürlich waren die Tage in Melbourne, Montreal und Monaco die Erlebnisreichsten."

Frage: "Welches war die unterhaltsamste Kuriosität, die du im Rahmen deiner Tätigkeit erlebt hast?"
Lauterbach: "Mit einem Kuss von Nick Heidfeld jedenfalls hätte ich am wenigsten gerechnet. Ich glaube es war in Budapest oder der Türkei, er wurde 30. Wir hatten aus der Redaktion ein Yes-Törtchen mit einer Kerze mit ins Fahrerlager genommen, das ich ihm dann während der Moderation überreicht habe. Das hat ihn zu einer spontanen Emotions-Entladung bewegt. Sehr witzig."

"In meinen Anfangsjahren hat mich Mercedes-Chef Norbert Haug mal in der Live-Moderation auflaufen lassen. Das war im ersten Moment wenig unterhaltsam. Ganz anders die Aussprache danach. Heute sind wir Freunde. Und dass ich Kai Ebel mal extrem schätzen würde und ihn für den besten - weil authentischsten - Reporter unserer Zunft halte, der sich selbst zur Marke gemacht hat, hätte ich mir damals auch nicht träumen lassen."

Frage: "Mit welchem deiner Co-Moderatoren war's am nettesten?"
Lauterbach: "Ich bin großer Fan von Keke Rosberg. Heute sind wir gut befreundet, und sicherlich ist es der Mensch Rosberg, den ich am meisten schätze. Aber auch den Experten Rosberg mit seinem leichten finnischen Akzent und den besonders klaren Worten fand ich immer Klasse. Genauso ist Striezel Stuck eine Allzweckwaffe. Dem haben die Zuschauer immer alles abgenommen und seine große Beliebtheit kommt nicht von irgendwo. Die letzte Saison mit Nico Hülkenberg war auch prima. Ich halte ihn für ein großes Talent. Wenn der im Auto genau so schnell lernt, wie am Mikrofon, ist der bald Weltmeister."

Frage: "Ab sofort darfst du journalistische Distanz weglassen: Wem drückst du 2012 die Daumen? Wer wird Champion?"
Lauterbach: "Weil wir einen gemeinsamen sehr guten Freund haben, wir beruflich zusammen agieren und ich ihn auch ansonsten als Menschen sehr schätze, drücke ich Timo Glock die Daumen, dass es mit Marussia wie geplant ab Mitte der Saison aufwärtsgeht. Aber natürlich sind Timo und Marussia noch weit weg von sportlicher Relevanz. Das Team befindet sich nach wie vor in der Aufbauarbeit."

"Ansonsten ist mir wegen Keke Nico sehr nah und ich hoffe, dass er sein Weltmeisterschaftspotenzial schon dieses Jahr hier und da aufblitzen lassen kann. Ich wünsche Michael Schumacher, in dessen Windschatten ich meinen Weg machen durfte und den ich aufgrund seiner Leistungen sehr schätze, dass er noch einmal gewinnt. Und es fällt mir schwer, zu glauben, dass irgendwer die Kombination aus Adrian Newey und Sebastian Vettel am dritten Titel in Folge hindern kann."

Frage: "War's das mit dem Thema Moderation?"
Lauterbach: "Nein. Moderieren bleibt mein leidenschaftliches Hobby und Teil meines Berufes. Mit unserer neuen Entertainment-Einheit in Berlin arbeiten wir schon seit Wochen an einem neuen Format, das wir gerne zeitnah im Free-TV on air bringen möchten. Aber alles, was ich tue, muss künftig in unsere Strategie bei WIGE passen."

Folgen Sie uns!

F1-Tests: Zeiten, Termine, Statistiken

Exklusives Formel-1-Testcenter

Im F1-Testcenter finden Sie Zeiten, Termine und unzählige Statistiken zu den Testfahrten in der Formel 1!