• 06.08.2007 11:43

  • von Hust / Stracke

Lauda: "Wirklich dumm"

Der ehemalige Formel-1-Pilot analysiert den Großen Preis von Ungarn, das "Blockade-Manöver" von Fernando Alonso und die Reife von Lewis Hamilton

(Motorsport-Total.com) - Der Große Preis von Ungarn war ein Rennen, das bezeichnend war für den bisherigen Saisonverlauf. Lewis Hamilton zog dem Feld vorn davon, hatte zwar technische Probleme, meisterte diese aber weltmeisterlich.

Titel-Bild zur News: Niki Lauda

Niki Lauda hätte auch wie Alonso gehandelt - nur etwas intelligenter...

Ferrari hatte so seine Probleme und auch Kimi Räikkönen war nicht in der Lage, mehr als den zweiten Rang herauszufahren. Und Fernando Alonso zeigte erneut einige Ausrutscher neben die Strecke, wie man diese von ihm zur Renault-Zeiten wesentlich seltener gesehen hatte.

"Lewis Hamilton ist ein perfektes Rennen gefahren, fehlerfrei", lobte Ex-Formel-1-Pilot Niki Lauda den Auftritt des Briten. "Er hat gesagt, dass er mit der Lenkung Probleme hatte. Ich habe mich auch gewundert gehabt, warum er von Kimi nicht schneller weg kommt."#w1#

"Zudem war die Balance nicht in Ordnung, er hatte Übersteuern", weiß der Österreicher. "Deswegen fuhr er ein souveränes Rennen. Er hat es unter hartem Druck von Kimi perfekt heraus gefahren, besser kann man es nicht machen. Er ist perfekt gefahren und wird immer besser, was sowieso klar war."

Lob erhält auch Ferrari-Pilot Räikkönen, der auf dem Hungaroring mit seinem unterlegenen Material zu kämpfen hatte: "Auch Kimi hat das Beste aus dem gemacht, was ihm zur Verfügung stand. Mehr als der zweite Platz war nicht drin."

Unter Druck war Alonso während seiner Renault-Zeit eine Klasse für sich, doch Hamilton setzt ihn auch diesbezüglich zu: "Fernando Alonso hat wieder beim Fahren Fehler gemacht. Der Lewis steht ihm in nichts nach, im Gegenteil. Unter der Voraussetzung, dass er nur eine geringe Erfahrung hat, macht er es wirklich gut, das muss man sagen. Er wird mit dem Druck fertig, er macht alles richtig, und es funktioniert."

Die Turbulenzen sind angesichts der "Spionage-Affäre" und der teaminternen Spannungen groß: "Der kalte Krieg beruhigt sich, denn jetzt gehen alle in den Urlaub", glaubt Lauda. "Um ehrlich zu sein, den Fahrern ist das wurscht, denn sie wollen gewinnen, sie wollen das Beste daraus machen. Sie fahren im kalten oder heißen Krieg genauso weiter wie bisher, denn ansonsten kann man nicht Weltmeister werden."

Die Bestrafung Alonsos für das "Blockade-Manöver" im Qualifying geht in Laudas Augen in Ordnung, wie er der 'APA' erklärt: "Michael Schumacher hat seinen Ferrari im Vorjahr in Monte Carlo in der Rascasse-Kurve so geparkt, dass die Konkurrenz keine schnelle Runde mehr drehen konnte. Er wurde ans Ende des Feldes rückversetzt."

Lauda bezeichnet die Aktion des amtierenden Weltmeisters als "wirklich dumm", schließlich sei in der Formel 1 alles transparent: "Wenn du dich vor laufender Kamera so deppert anstellst wie Fernando, gehörst du bestraft. Ich hätte als Fahrer zwar auch wie Alonso gehandelt. Nur hätte ich mir die Sache nicht nachweisen lassen."

Obwohl Hamilton sieben Punkte Vorsprung auf seinen Teamkollegen hat und 20 respektive 21 auf Kimi Räikkönen und Felipe Massa, ist der Titelkampf weiterhin offen: "Die Weltmeisterschaft ist dann zu Ende, wenn sie gewonnen ist, denn es kann innerhalb von sieben Rennen noch viel passieren", weiß der dreimalige Formel-1-Weltmeister.

In Laudas Augen ist Hamilton aber der klare Favorit: "Zumindest macht er aber bis jetzt alles richtig, und das ist ja die Grundvoraussetzung, dass du überhaupt Weltmeister werden kannst. So gesehen ist er auf dem richtigen Weg, aber wie es in den kommenden sieben Rennen weiter geht und ob er das durchhalten kann, kann ich natürlich nicht sagen."

Nur bei einer Sache ist sich der heutige Formel-1-Experte von 'RTL' schon heute recht sicher - es führt wohl kein Weg mehr an McLaren-Mercedes vorbei: "Wenn nicht etwas Unvorhersehbares passiert, dann wird die Weltmeisterschaft höchstwahrscheinlich zwischen den beiden McLaren-Mercedes-Piloten ausgemacht."