Kommt es zum Comeback der Vorqualifikation?

Weil es mehr Bewerber als Startplätze gibt, könnte es zu einem Comeback der Vorqualifikation kommen - FIA gibt heute die zwölf Teams für 2008 bekannt

(Motorsport-Total.com) - Im Laufe des heutigen Tages wird die FIA offiziell bekannt geben, welche zwölf von den ursprünglich 22 Bewerbern den Zuschlag für einen Startplatz in der Formel-1-Saison 2008 bekommen haben. Für Szenekenner ist die Teilnehmerliste ohnehin kein Geheimnis mehr: Neben den elf derzeitigen Teams gehört wohl auch das David-Richards-Projekt Prodrive dazu.

Titel-Bild zur News: Tosa-Kurve in Imola

22 Teams wollen in die Formel 1, aber nur zwölf bekommen einen Startplatz

Darüber hinaus gibt es aber noch weitere Projekte, die durchaus die nötigen Mittel hätten, um ein ernstzunehmendes Grand-Prix-Team auf die Beine zu stellen: etwa die japanische Unternehmerin Misato Haga, die schon die alte McLaren-Fabrik in Woking, Jean Alesi als Teamchef und Alexander Wurz als möglichen Fahrer beisammen hat, oder aber auch die Ex-Formel-1-Protagonisten Eddie Jordan, Paul Stoddart und Trevor Carlin.#w1#

Sicherheit und Platz sprechen gegen mehr Teams

"Für eine Aufstockung müsste man die Boxen, die Garagen und die Strecken umbauen." Max Mosley

"Das Problem ist", erklärte FIA-Präsident Max Mosley gegenüber 'Reuters', "dass wir aus Sicherheitsgründen auf zwölf Startplätze limitiert sind. Für eine Aufstockung müsste man die Boxen, die Garagen und die Strecken umbauen. Wenn alle Veranstalter und Promoter dazu bereit sind, dann spricht im Grunde nichts gegen eine Aufstockung, aber wir müssen unbedingt sicherstellen, dass alle Sicherheitsaspekte gewährleistet werden können."

Gerade logistisch spricht viel gegen eine Erweiterung des Starterfeldes auf bis zu 30 Autos, weil aufgrund der Gigantomanie in Sachen Motorhomes schon jetzt so manches Team seine Zelte nicht mehr gegenüber der eigenen Garage im Fahrerlager aufschlagen kann. Geräumige Anlagen wie Shanghai oder auch Indianapolis würden zusätzliche Teams platzmäßig problemlos verkraften, in Imola war es aber schon am vergangenen Wochenende fast unerträglich eng.

Mosley will trotzdem nicht von seiner Idee abweichen, mehr Teams die Chance auf die Formel 1 zu eröffnen, weshalb er seinen Ruf nach einem Auf- und Abstiegssystem - ähnlich wie im Fußball - erneuert. Aus Sicht fast aller Experten ist es fast unmöglich, diese Vision in die Tat umzusetzen, weil die Kluft zwischen der Formel 1 und jeder anderen Rennserie viel zu groß ist, doch zumindest theoretisch könnte man die GP2 zur zweiten Liga umfunktionieren.

Mosley würde eine Vorqualifikation begrüßen

"Ich wünsche mir die Möglichkeit, dass jedes Jahr die letzten beiden Teams absteigen und dafür zwei neue aufsteigen." Max Mosley

"Das würde mir gefallen", so der FIA-Präsident. "Ich wünsche mir die Möglichkeit, dass jedes Jahr die letzten beiden Teams absteigen und dafür zwei neue aufsteigen. Das muss man aber diskutieren. Ideal wäre die Situation von vor ein paar Jahren, als 30 Autos versuchten, sich zu qualifizieren, aber nur 26 am Rennen teilnehmen durften. Oder 30 und 24. Dafür wäre allerdings eine gravierende Veränderung zum jetzigen Zustand notwendig. Ich glaube nicht, dass das bis 2008 passieren wird."

Was Mosley mit seinem Vorschlag konkret meint, ist eine Rückkehr zur Vorqualifikation, in die die schlechtesten Teams bis 1994 gehen mussten. Dies könnte mehr als zehn Jahre später ungefähr so aussehen: Von insgesamt 15 Rennställen sind nur zehn fix für Qualifying und Rennen qualifiziert, doch die fünf schlechtesten Teams des Vorjahres müssen am Freitagmorgen in eine Vorqualifikation, in der sich nur maximal vier Autos für den Rest des Wochenendes qualifizieren können.

PR-Fachmann Ian Phillips, der als früheres Jordan-Teammitglied mit diesem Modus bestens vertraut ist, hält davon nichts: "Diese Sache um 8:00 Uhr morgens durchzuziehen, wenn auf der Strecke manchmal sogar noch Tau liegt, es dunkel ist und man keine Gäste einladen kann, ist eine meiner furchtbarsten Erinnerungen an die Formel 1", so der heutige MF1-Racing-Mitarbeiter. "Das war ein Albtraum für alle Beteiligten, ein wirklich heftiger Schmerz."

Manche Teams müssten schon am Freitag abreisen

Fahrerlager in Imola

Preisfrage: Wo finden Sie noch Platz für ein 13. Formel-1-Team? Zoom

Aus heutiger Sicht spricht aber noch ein weiterer Punkt gegen eine Vorqualifikation, denn wegen der Platznot im Fahrerlager müssten jene Teams, die sich nicht für das Rennen qualifizieren, schon am Freitag wieder abreisen - und könnten daher nicht einmal Sponsoren oder VIP-Gäste einladen. Phillips konnte seinen Sponsoren Anfang der 90er Jahre immer erst am Freitagmorgen per Telefon mitteilen, ob sie an die Rennstrecke kommen dürfen oder nicht.

Super-Aguri-Teammanager Daniele Audetto brachte einen weiteren Einwand vor: "Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand so viel Geld investiert, wenn noch nicht einmal gewährleistet ist, dass er am Rennen teilnehmen darf", so der Italiener. "Und dann gibt es auch noch extrem enge Strecken wie Monte Carlo, wo 24 Autos schon wirklich viel sind. Ich glaube ehrlich gesagt, dass zwölf Teams genau richtig sind."

Wie die Entscheidung der FIA schlussendlich aussehen wird, kann zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht vorhergesehen werden, fest steht aber, dass jene zehn Bewerber, die ihren Namen heute nicht auf der offiziellen Teilnehmerliste für 2008 finden werden, ihre Hoffnungen auf einen Einstieg in den Grand-Prix-Sport noch nicht endgültig begraben sollten. Zumindest ein 13. Team könnte ja zugelassen werden, wenn alle anderen Mitbewerber zustimmen...