• 27.10.2008 14:56

  • von Michael Noir Trawniczek

Klien: "Vor Weihnachten noch sechs Tage im Auto!"

Christian Klien spricht im Interview über seine Rolle als Testpilot, das neue Reglement, das KERS-System und das bevorstehende WM-Finale

(Motorsport-Total.com) - Die PS Show in Wels - Christian Klien gibt eine Autogrammstunde, die Menschen kommen mit diversen Automodellen, auch die grünen Jaguar aus dem Jahr 2004 sind vertreten - Klien zückt den silbernen Stift und signiert fleißig. Danach findet er Zeit für ein kurzes Gespräch und gibt Auskunft über seine Rolle als Testpilot im BMW Sauber F1 Team, die Erwartungen an die neuen Autos in der Formel 1 und seinen Tipp für das Saisonfinale in Brasilien.

Titel-Bild zur News: Christian Klien

Frage: "Christian, angeblich überlegt man, die Testfahrten noch weiter zu reduzieren - das wäre aber für dich noch schlechter, denn du bist ja heuer bereits sehr wenig im Formel 1-Cockpit gesessen..."
Christian Klien: "Im Moment bleiben die Testfahrten so, wie sie dieses Jahr waren. Aber es stimmt schon, dass ich wenig im Cockpit gesessen bin - darum ist es auch wichtig für mich, als zweite Schiene für Peugeot im Langstreckensport zu fahren. Um einfach auch die nötige Rennerfahrung zu erhalten."#w1#

"Aber jetzt im Winter wird eigentlich extrem viel getestet - ich sitze jetzt vor Weihnachten noch sechs Tage im Auto. Klar, während der Saison wird es wieder ähnlich werden wie in diesem Jahr, dass ich einfach nicht so oft im Auto sitze wie das früher der Fall war."

Verstellbarer Frontflügel: Kommt er, oder kommt er nicht?

Frage: "Hast du den neuen BMW Sauber F1.09 schon gesehen?"
Klien: "Noch nicht vollständig."

Frage: "Für dich ist es sicher aufregend, mit dem neuen Auto zu fahren - denn die Boliden ändern sich ja doch maßgeblich..."
Klien: "Die Autos werden komplett anders sein - es handelt sich doch um eine sehr große Umstrukturierung vom Reglement her, es ist eigentlich die größte seit Jahren. Wir haben sehr viel weniger Aerodynamik, das sind um zirka 30 Prozent weniger Abtrieb. Dazu die Slickreifen."

"Für mich persönlich ist das noch nicht fixiert, dass die verstellbaren Frontflügel kommen." Christian Klien

Frage: "Verstellbare Flügel?"
Klien: "Das ist noch nicht sicher, ob das kommt."

Frage: "Das ist noch immer nicht sicher?"
Klien: "Nicht, dass ich wüsste."

Frage: "Falls die verstellbaren Flügel kommen sollten - hast du da als Testpilot keinerlei Bedenken, falls es da am Anfang Probleme geben sollte?"
Klien: "Nein, die verstellbaren Flügel sind im Prinzip nichts Neues. Bei gewissen Tests haben wir das bereits jetzt am Auto, um einfach schneller testen zu können. Das gehört zu den Aerodynamiktests - du fährst du raus, fährst eine Flügeleinstellung und dann müsstest du wieder an die Box kommen um den Flügel zu ändern und dann müsstest du erneut wieder raus fahren. Und so kannst du das bei den Tests während der Fahrt elektrisch lösen."

KERS gibt den Extra-Schub

Frage: "Das darf man also bei den Tests?"
Klien: "Bei privaten Tests schon, bei Aerodynamiktests. Das bringt dir einfach eine gewisse Zeitersparnis."

Frage: "Und hast du da schon einmal probiert, wie das ist, wenn man hinter einem anderen herfährt und man dann mehr Flügel gibt?"
Klien: "Nein. Für mich persönlich ist das noch nicht fixiert, dass die verstellbaren Frontflügel kommen."

Frage: "Ganz sicher kommt das KERS-System..."
Klien: "Da versucht natürlich jedes Team, möglichst rasch auf einen grünen Zweig zu kommen. Da sind wir bei BMW aber sicher am weitesten."


Fotos: BMW Sauber F1 Team, Großer Preis von China


Frage: "Und spürt man es gut, wenn man den Knopf drückt und die Extra-PS abruft?"
Klien: "Das ist sicher spürbar - du hast 80 PS mehr. Für sechs Sekunden pro Runde. Das ist auf jeden Fall spürbar. Natürlich geht es dann um die Taktik, wo man diese Extra-PS nützt. Nächstes Jahr wird es sicher so sein, dass noch nicht alle Teams das KERS haben werden - es ist frei gestellt, ob man es fahren möchte oder nicht. Es ist noch kein Team damit erfolgreich auf der Rennstrecke gefahren. Man wird erst bei den Wintertests nach Brasilien beginnen, damit richtig zu arbeiten. Derjenige, der das KERS am Saisonbeginn einsetzt, wird sicher einen Vorteil haben."

Frage: "Honda hat auch bereits KERS-Tests absolviert..."
Klien: "Ja, Honda ist dran, Mercedes und Williams sind auch schon am Tüfteln."

Frage: "Wie gefallen dir die Autos der Generation 2009 - mit dem kleinen Heckflügel?"
Klien: "Da wird sich noch einiges tun bis zum Saisonanfang. Aber es ist immer so, dass die Autos bei einer Regeländerung am Anfang ungewohnt aussehen, weil eben alles neu ist. Aber man gewöhnt sich sehr schnell daran, denke ich."

Frage: "Kommt diese neue Fahrzeug-Generation deinem Fahrstil entgegen?"
Klien: "Das wird man sehen, wir sind mit dieser Konfiguration bislang noch nicht gefahren - aber ein guter Rennfahrer stellt sich auf jedes Auto ein."

Frage: "Was du ja auch in Le Mans bewiesen hast..."
Klien: "Ich habe mir damit eigentlich immer leicht getan, auf verschiedene Rennautos zu wechseln, mich schnell anzupassen. Damit hatte ich eigentlich noch nie ein Problem."

Klien setzt auf Hamilton

Frage: "Die österreichischen Fans vermissen einen heimischen Piloten in der Startaufstellung - wie stehen deine Chancen auf eine Rückkehr?"
Klien: "Dass ich im nächsten Jahr als Testfahrer bei BMW Sauber bleibe, ist bereits fixiert."

Frage: "Und danach?"
Klien: "Das ist offen. Als Test- und Ersatzfahrer bin ich natürlich in einer sehr guten Position, wieder in den Rennsitz zu kommen - nur momentan kann ich selber nicht beurteilen, wie schnell das möglich sein wird."

Frage: "Kommt wahrscheinlich auch darauf an, wie sich Nick Heidfeld im nächsten Jahr schlägt?"
Klien: "So ist es, genau."

Frage: "Okay - dein WM-Tipp?"
Klien: "WM-Tipp? Naja, der Lewis Hamilton müsste es jetzt schon machen. Das wäre schon relativ schlimm, wenn er das nicht mehr schaffen würde - mit sieben Punkten Vorsprung."