• 22.05.2014 21:33

  • von Roman Wittemeier & Dominik Sharaf

Kampf um Newey: Wann beginnt die Zukunft?

Im Gerangel um die Dienste von Startechniker Adrian Newey mangelt es an klaren Statements: Was bedeutet eigentlich "in absehbarer Zukunft"?

(Motorsport-Total.com) - Adrian Newey steht in der Formel 1 für Erfolg. Die vom britischen Techniker entworfenen Grand-Prix-Fahrzeuge konnten bisher zu über 100 Rennsiegen fahren, es wurden zehn Fahrer- und zehn Konstrukteurstitel mit den Newey-Autos gewonnen. Kein Wunder also, dass der 55-Jährige in Zeiten der anhaltenden sportlichen Krise bei Ferrari ganz oben auf der Wunschliste in Maranello steht. Newey in Rot? Ausgeschlossen scheint dies nicht.

Titel-Bild zur News: Adrian Newey

Adrian Newey ist seit 2006 bei Red Bull: Sucht er eine neue Herausforderung? Zoom

Er werde in "absehbarer Zukunft für Red Bull arbeiten", ließ der geniale Rennwagen-Designer im Verlauf der Woche wissen. Eine klare Absage an eine mögliche Zukunft bei Ferrari war dies nicht. Diese Aussage könnte allerdings auch ein taktischer Zug im Poker um einen neuen Red-Bull-Vertrag gewesen sein. Newey weiß um seinen Marktwert, der sich mit den vier WM-Titeln von Sebastian Vettel in den vergangenen vier Jahren nur noch weiter erhöht hat.

"Wie Adrian gesagt hat: Er bleibt in absehbarer Zukunft bei Red Bull", nutzt auch Teamchef Christian Horner auf Nachfrage von 'Sky Sports F1' die offenbar verabredete Standardaussage zu jenem Thema, das im Fahrerlager heiß diskutiert wird. Die große Frage lautet: Was bedeutet "absehbare Zukunft" überhaupt? Es könnte einen Zeitraum von drei Jahren ebenso beschreiben wie die verbleibenden Monate bis zum Jahresende, denn dann läuft der aktuelle Red-Bull-Vertrag von Newey aus.

Wurde der Vertrag schnell verlängert?

"Über Vertragsdetails sprechen wir nicht", antwortet Horner auf die Frage, ob man den Kontrakt mit dem Technik-Superstar auf die Schnelle um ein Jahr verlängert habe. Tatsache ist: Hätte das Weltmeisterteam einen neuen langfristigen Vertrag mit dem Briten geschlossen, so hätte man dies in den zurückliegenden Tagen genüsslich kommuniziert und die Diskussion um einen möglichen Ferrari-Wechel auf einen Schlag beendet. Eine Verlängerung um nur ein Jahr würde hingegen Fragen aufwerfen: Will er nicht länger? Soll er nicht länger? Und was passiert nach diesem Jahr?

Luca di Montezemolo

Luca di Montezemolo hat die Nase von Niederlagen gestrichen voll Zoom

"Über Details reden wir nicht", winkt Red-Bull-Motorsportchef Helmut Marko auf die Frage nach dem Newey-Vertrag im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com' ab. Der Österreicher gibt sich betont gelassen. "Von Seiten Ferrari und Mercedes wurde immer wieder um Leute geworben, aber nur zu einem ganz, ganz geringen Teil sind dann wirklich welche gegangen." Dafür sind andere zum Zuge gekommen: McLaren angelte sich den Newey-Vertrauten Peter Prodromou, auch Dan Fallows war auf dem Sprung.

Interessant ist ebenso, dass weder Teamchef Horner, noch Champion Vettel und Motorsportchef Marko die Lobeshymnen auf Newey weitersingen. In den vergangenen Jahren war der Brite der unangefochtene Technikstar, ohne den die Erfolge der "Bullen" nicht möglich gewesen wären. Mittlerweile werden die lobenden Töne leiser, ganz nach dem Motto: Es gibt auch noch andere. "Er ist ein wichtiger Teil des Teams, aber es gibt viele andere Leute, die für uns auch wichtig und für unsere Erfolge verantwortlich sind und hoffentlich weiter sein werden", argumentiert Vettel.

Welche Rolle spielen Geld und Ruhm?

Über ein Red-Bull-Medium wurde platziert, dass Ferrari mit viel Geld um die Dienste von Newey wirbt. Der Brite verdient bei Red Bull offenbar zehn Millionen Dollar pro Jahr (umgerechnet etwa 7,3 Millionen Euro), die Roten aus Maranello sollen mal eben das Doppelte bieten, heißt es. "Das ist reine Spekulation. Da müsste man die Leute in Rot befragen", wiegelt Horner ab. Ferrari-Teamchef Marco Mattiacci stellt klar: "Ich kann versichern, dass ich Adrian Newey kein Angebot unterbreitet habe."

Marco Mattiacci

Teamchef Marco Mattiacci ist erst seit wenigen Wochen im Amt Zoom

Von Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo waren jedoch in den vergangenen Wochen einige Signale ausgegangen. Der Italiener will seine Autos endgültig nicht mehr verlieren sehen. Man will viel Geld in die Hand nehmen, um das Team wieder so aufzustellen, dass der Erfolg nach Italien zurückkehrt. Da erscheint es ohnehin logisch, dass nicht Mattiacci, sondern Montezemolo (hat sich auch mit Ross Brawn getroffen) die etwaigen Abwerbungen vorantreibt.

"Das weiß ich nicht. Ich kann aber sagen, dass Luca di Montezemolo sehr darauf konzentriert ist, welche Änderungen innerhalb von Ferrari vorgenommen werden müssen", meint Mattiacci auf die Frage, ob Montezemolo dem begehrten Newey ein Angebot unterbreitet habe. "Adrian Newey ist für das Team sehr wichtig. Vor allem deshalb, weil das Team um ihn herum aufgebaut ist", weiß Helmut Marko zu berichten. Der Österreicher ist bei Newey sicher: "Das Erfolgsstreben steht nach wie vor im Vordergrund." Aber wäre es nicht ein riesiger Erfolg, Ferrari aus dieser Schwächephase wieder nach vorn zu bringen?