Kaltenborn kritisiert "Missbrauch" der Young-Driver-Tests

Sauber-Teamchefin Monisha Kaltenborn ist nicht damit einverstanden, dass die Young-Driver-Tests als getarnte Entwicklungsfahrten missbraucht werden

(Motorsport-Total.com) - Die Young-Driver-Tests wurden eigentlich eingeführt, um jungen Fahrern trotz des Testverbots Gelegenheit zu geben, sich mit den Anforderungen der Formel 1 vertraut zu machen. Doch spätestens seit die drei dafür erlaubten Tage dieses Jahr erstmalig nicht von allen Teams gemeinsam am Saisonende in Abu Dhabi abgehalten wurden, ist das nur noch ein Märchen.

Titel-Bild zur News: Esteban Gutierrez und Monisha Kaltenborn

Eine Chance für den Nachwuchs: Esteban Gutierrez und Monisha Kaltenborn Zoom

"Wenn wir ehrlich sind, entwickeln wir dabei unsere Autos weiter und konzentrieren uns auf die technische Arbeit", gibt sogar McLaren-Teamchef Martin Whitmarsh, gleichzeitig Vorsitzender der Teamvereinigung FOTA, zu. "Ich habe bisher noch bei keinem sogenannten Young-Driver-Test gesehen, dass ein junger Fahrer gezielt vorbereitet wurde, mit der Absicht, dass er nächstes Jahr Rennen fahren soll. Wir geben das nicht gern zu, aber das ist die Wahrheit."

Aus diesem Grund setzt McLaren dann auch "Jungfahrer" Gary Paffett, 31 Jahre alt und schon 2005 erstmals DTM-Champion, ins Cockpit. Monisha Kaltenborn findet das falsch: "Man muss zurückgehen an den Punkt, als wir das Testen aufgehört haben, was meiner Meinung nach ein richtiger Schritt war. Die Kosten dafür waren enorm und wir haben durch die Einstellung der Testteams wirklich viel eingespart. Das war der Schritt in die richtige Richtung", erklärt sie.

"Dann realisierten wir, dass es für junge Fahrer sehr schwierig ist, in diesen Sport zu kommen, wenn wir ihnen diese Chance wegnehmen. Also war es eine gute Idee, die Young-Driver-Days einzuführen", so die Sauber-Teamchefin. "Was dieses Jahr passiert ist, steht aber im Widerspruch zum Geist des Reglements. Die Idee ist, jungen Fahrern, die diese Zeit im Auto brauchen, Zeit im Auto zu geben, aber wenn wir uns daran nicht halten, ist es nichts weiter als ein ganz normaler Test."

Paffett und Co. seien "alle auf so einem fortgeschrittenen Niveau, dass sie das richtige Feedback für die Weiterentwicklung geben können. Ich finde, wir müssen uns wieder auf das besinnen, was es wirklich sein soll, nämlich ein Young-Driver-Test, und wir sollten diesen alle gemeinsam zu einem Zeitpunkt abhalten, an dem man sich nicht auf die Weiterentwicklung konzentriert." Sauber geht mit gutem Beispiel voran und nominiert für dieses Jahr Esteban Gutierrez und Robin Frijns.


Fotos: Großer Preis von Indien, Freitag


Für 2013 wird Besserung versprochen, obwohl der entsprechende Regelpassus nicht geändert wurde. Aber: "So, wie ich es verstehe, haben wir uns darauf verständig, nächstes Jahr gegen Saisonende alle gemeinsam zu testen", sagt Kaltenborn. "Die Absichten waren dieses Jahr auch nicht schlecht, wenn sich alle daran gehalten hätten. Aber weil wir gesehen haben, was passiert, wenn wir die Regeln öffnen, gehen wir wieder zum Ausgangspunkt zurück, nämlich dass wir alle gleichzeitig testen."