Hülkenberg: "Ein 99-prozentiges Wochenende"

Der Deutsche zeigt sich mit Platz sechs zufrieden, wenngleich Rang fünf "das i-Tüpfelchen" gewesen wäre - Kaltenborn schließt Nicht-Angriffspackt aus

(Motorsport-Total.com) - Nico Hülkenberg konnte beim Großen Preis der USA seinem Sauber-Team mit Platz sechs acht WM-Punkte bescheren. Der Mann aus Emmerich schnupperte in der letzten Runde sogar an Platz fünf, als er in Kurve eins zum Angriff auf Ferrari-Pilot Fernando Alonso ansetzte, kurzzeitig vorbei war, dann der Spanier aber noch einmal kontern konnte. Insgesamt zeigt sich Hülkenberg jedoch sehr zufrieden und auch Teamchefin Monisha Kaltenborn strahlt nach dem Rennen: "Gut ist es gelaufen!" Einen Nicht-Angriffspackt zwischen Ferrari und Sauber gab es laut Kaltenborn nicht.

Titel-Bild zur News: Nico Hülkenberg

Nico Hülkenberg sicherte sich in Austin Platz sechs und acht WM-Punkte Zoom

Natürlich hätte Hülkenberg den Spanier, der ihm zuvor den Platz abluchste, in der letzten Runde gerne überholt. "Das wäre so ein bisschen das i-Tüpfelchen gewesen, wenn wir das noch gepackt hätten am Schluss", sagt Hülkenberg bei 'Sky'. Als er zum Überholvorgang in Kurve eins ansetzte, sich im Windschatten ansaugte und innen rein stach, "konnte ich das Auto leider nicht ganz runter bremsen und bin am Scheitelpunkt ein bisschen zu weit gerutscht", analysiert der Deutsche.

"Auch, weil er relativ spät und aggressiv zugemacht hat", so Hülkenberg weiter. "Und da hatte ich kaum noch Luft, rechtzeitig zu bremsen. Von daher ist es ein bisschen schade, es hat aber richtig Spaß gemacht." Der Spaß wurde sogar noch mit acht WM-Zählern garniert, die Punkteausbeute Hülkenbergs steigt somit auf insgesamt 47 (Platz elf in der Fahrerwertung).

Ein hochprozentiges Wochenende...

"Der fünfte Platz wäre denke ich das i-Tüpfelchen und das Maximum gewesen." Nico Hülkenberg

Deshalb deklariert Hülkenberg den Austin-Grand-Prix als fast perfektes Wochenende - allerdings mit einer Einschränkung. "Viel mehr wäre nicht drin gewesen. Der fünfte Platz wäre denke ich das i-Tüpfelchen und das Maximum gewesen. Sagen wir, es waren 99 Prozent", nimmt es der Mann in Sauber-Diensten genau. "Es ist schon nicht schlecht, wenn man ein 99-prozentiges Wochenende hat."

"Hätten wir nicht den Bremsdefekt in Indien und die Durchfahrtsstrafe in Abu Dhabi gehabt, wäre es seit Monza mein siebtes oder achtes Rennen in Folge in den Punkten", rechnet der Deutsche weiter. "Ich glaube, wir haben in der zweiten Saisonhälfte mal gut umgekrempelt und aufgeräumt - und unsere Statistik ein bisschen verbessert."

"Wir haben in der zweiten Saisonhälfte mal gut umgekrempelt und aufgeräumt." Nico Hülkenberg

Was wurde in Monza konkret gefunden? "Das Gaspedal, und die Bremse auch", scherzt Hülkenberg. "Ich glaube, es ist alles eine Verkettung der Sachen: die anderen Reifen, die Pirelli ab Budapest gebracht hat, in Budapest hatten wir gleichzeitig ein Riesen-Update an unserem Auto, was auch viel gebracht hat", nennt er die Gründe für den Aufschwung. "Zudem haben wir unser Auto extrem anders abgestimmt und einiges gelernt, wie wir die Schwächen, die das Auto vorher hatte, ein bisschen besser ausmerzen können. Und alles zusammen lässt uns einfach viel besser dastehen."

Kaltenborn: "Potential des Autos konnte umgesetzt werden"

Auch Hülkenbergs Vorgesetzte, Sauber-Teamchefin Kaltenborn, zeigt sich nach dem Rennen gegenüber 'Motorsport-Total.com' "einfach sehr zufrieden, dass wir weiterhin dieses Level der Konkurrenzfähigkeit halten können. Das ist für mich sehr wichtig." Mit Hülkenberg habe man das Optimum aus dem Austin-Rennen rausgeholt, auch wenn es von Startplatz vier zwei Ränge nach hinten ging. "Wir haben eigentlich das, was wir mit Nico erreichen konnten, auch erreicht", so Kaltenborn.


Fotos: Nico Hülkenberg, Großer Preis der USA


"Jetzt müssen wir mal schauen, wenn wir kritisch sind, ob es eventuell noch möglich gewesen wäre, trotzdem noch einen Platz besser abzuschneiden", sagt sie. "Ich denke aber, im Großen und Ganzen kann man sehr zufrieden sein. Die gesamte Mannschaft hat eine gute Leistung gezeigt und das Potential des Autos konnte umgesetzt werden."

Zuvor wurde der Deutsche in Runde 45 von Alonso überholt. Kaltenborn sieht die Gründe in einem "anderen Reifenmanagement" Alonsos. "Der hat dann angegriffen, ihn überholt und da konnte Nico ihn auch nicht halten. Vielleicht hat das dann dazu geführt, dass er auch in den letzten Runden entsprechend nicht mehr die Pace halten konnte", analysiert die Schweizerin die Performance des Ferrari-Piloten, wenngleich sie weiß: "Es ist aber natürlich schwer, einen Alonso zu überholen, das ist ganz klar."

Kein Nicht-Angriffspackt zwischen Ferrari und Sauber

Einen möglichen Nicht-Angriffspackt zwischen Ferrari und Sauber bezüglich des Zweikampfs Hülkenberg/Alonso schickt Kaltenborn umgehend ins Reich der Fabeln und betont, dass ihr Schützling auf jeden Fall Jagd auf den Spanier machen durfte. "Das war alles sehr fair", bekräftigt sie und gesteht: "Wir waren einfach nicht schnell genug, um ihn zu überholen."

In der Teamwertung lassen die acht eingefahrenen Punkte Sauber (53 Punkte) auf 24 Zähler an Force India heranrücken. "Da müssten wir entweder richtig kräftig punkten mit beiden Autos oder ein Auto müsste ganz vorne stehen", rechnet Kaltenborn bei noch einem ausstehenden Rennen. "Machbar ist alles, und das wissen wir", ist ihre Kampfansage.

Brasilien-Spezialist Hülkenberg?

Dabei hofft sie auf das letzte Saisonrennen am kommenden Wochenende (22. bis 24. November 2013) in Brasilien, "weil wir da schon die verrücktesten Rennen hatten. Wenn ich mir vergangenes Jahr anschaue: alleine unsere Position, die von Mercedes und Force India, da hätte alles ganz anders enden können. Es kann noch sehr viel passieren, es ist aber sehr schwierig."

Mit Hülkenberg hat sie aber einen ausgemachten Brasilien-Spezialisten im Team. Der Deutsche stand 2010 im Williams auf der Pole-Position und fuhr im vergangenen Jahr im Force India ein sensationelles Rennen. "Ich glaube, dass die Verhältnisse, die dort vorherrschen können, grundsätzlich Nico liegen. Das ist schon mal eine gute Ausgangslage", so Kaltenborn, die anschließend jedoch einschränkt: "Es ist jetzt ein anderes Auto, es ist eine andere Saison und wir werden sehr, sehr viel machen müssen und dürfen keine Fehler machen."