Herbert: Mercedes soll Entwicklung für 2013 einstellen

Johnny Herbert traut Mercedes 2013 keine Siege zu und empfielt dem Team, auf die Brawn-Strategie 2008 zu setzen und sich auf 2014 zu konzentrieren

(Motorsport-Total.com) - Wiederholt sich die Geschichte auch dieses Jahr? In Schanghai sah Mercedes wie ein potenzieller WM-Kandidat aus, ein Rennen später in Bahrain erwies sich der Bolide aber als "Reifenfresser" ohne jegliche Siegchance. Ein Bild, das zumindest im Vorjahr die restliche Saison prägen sollte. Die Charakteristik des Mercedes-Boliden könnte somit Lewis Hamiltons Pläne durchkreuzen, dieses Jahr seinen ersten "Silberpfeil"-Sieg zu feiern.

Titel-Bild zur News: Johnny Herbert

Wer zuletzt lacht, lacht am besten: Johnny Herbert hat einen Tipp für Mercedes Zoom

Davon ist Ex-Formel-1-Pilot Johnny Herbert überzeugt. Er hält es für ausgeschlossen, dass Hamilton dieses Jahr siegt. "Dieses Jahr? Nein, das wird nicht passieren", sagt der Brite gegenüber 'Daily Mail'. "Der Mercedes ist ein sehr gutes Qualifying-Auto, aber in den Rennen fährt Lewis rückwärts." Derzeit liegt der ehemalige McLaren-Pilot in der WM-Wertung auf dem starken dritten Platz - noch vor dem amtierenden Vizeweltmeister Fernando Alonso.

Laut Herbert trügt der Schein allerdings: "Er ist Dritter und es läuft gut, aber ich denke nicht, dass Mercedes dieses Jahr ein Rennen gewinnt, denn sie haben Probleme mit den Reifen." Er emfiehlt der Truppe aus Brackley eine Strategie, die das Team bereits in den vergangenen Jahren angewendet hat: die aktuelle Saison frühzeitig zu opfern und sich auf das nächste Jahr vorzubereiten.

Mit der Brawn-Strategie zum Mercedes-Erfolg?

"Der beste Weg für Mercedes und Lewis, um sich in eine Position zu bringen, wo man um die WM kämpfen kann, ist, sich auf die kommende Saison zu konzentrieren und sich so an die Spitze zu setzen", schlägt Herbert vor. Es wäre nicht das erste Mal, dass Teamchef Ross Brawn auf diese Weise die Konkurrenz austrickst: Bereits 2008 nutzte der Brite die Reglementrevolution 2009, um die Entwicklung des misslungenen Honda-Boliden vorzeitig einzustellen.

"Es benötigt viel Input von den Jungs in der Fabrik, um für eine Trendwende zu sorgen, damit Lewis um die WM kämpfen kann." Johnny Herbert

Stattdessen arbeitete man in mehreren Windkanälen gleichzeitig und verschaffte sich gegenüber der Konkurrenz einen Vorteil. Und so holte Jenson Button trotz des Honda-Ausstiegs im Jahr darauf den WM-Titel für das Brawn-Team - mit einem Auto, das durch den genialen Doppeldiffusor besser aussah, als es wirklich war. Das zeigte sich in der zweiten Saisonhälfte, als die Konkurrenz die Brawn-Entwicklung im Heck kopierte, Button nur noch um Punkteränge kämpfte und sich zum Titel zitterte

2014 steht ein ähnlicher Umbruch bevor, und Mercedes gilt bei der Entwicklung der neuen V6-Turbomotoren mit 1,6 Litern Hubraum derzeit als federführend. "Nächstes Jahr stehen große Änderungen an, und man muss viel Zeit und Mühe aufbringen, um das Auto in einem relativ kurzen Zeitraum zu entwickeln", meint Herbert gegenüber 'Sky Sports F1'. "Die Ungewissheit wird ein bisschen größer sein als in den vergangenen Saisons. Es benötigt viel Input von den Jungs in der Fabrik, um für eine Trendwende zu sorgen, damit Lewis um die WM kämpfen kann."

2014: Alles dreht sich um die Energie-Rückgewinnung

Nächstes Jahr werden die Prioritäten in der Formel 1 neu gesetzt - Spritsparen und Energie-Rückgewinnung werden die Schlüsselelemente des Grand-Prix-Sports anno 2014 heißen. "150 PS werden allein dauernd vom KERS beigesteuert", sagt Herbert. "Wenn also KERS ausfällt, was schon mal passiert, dann ist es dieser Tage keine große Sache, da es nur um ungefähr 50 PS geht, aber kommendes Jahr wird das eine wirklich entscheidende Rolle spielen. Es handelt sich um ein anderes Konzept, denn es gibt ein größeres KERS-Paket, und dann sind auch die Turbos damit verbunden."

"Wenn KERS ausfällt, was schon mal passiert, dann ist es derzeit keine große Sache." Johnny Herbert

Kritiker des neuen Reglements wie Formel-1-Boss Bernie Ecclestone befürchten, dass der Motorensound unter den neuen Aggregaten leiden wird. Sie drehen nicht mehr als 15.000 Umdrehungen in der Minute - also um 3.000 weniger als die aktuellen Triebwerke. Herbert sieht dies allerdings gelassen: "Es gab viel Gerede über den Lärm, aber Niki Lauda hat gesagt, dass er die Motoren bereits auf dem Prüfstand gehört hat, und dass es nicht so schlecht klingt."

Der ehemalige Teamkollege von Michael Schumacher rechnet zwar damit, dass die Formel 1 etwas leiser wird, aber dass sich die Fans daran gewöhnen werden. Zumal es klare Argumente für die neue Motorenformel gebe: "Das Konzept muss mit dem übereinstimmen, was derzeit in der Motorenindustrie und in der Motorentechnologie passiert, die wir derzeit in den Straßenautos sehen. Und die Turbos gibt es jetzt schon sehr lang."