• 07.10.2012 14:50

  • von Dieter Rencken & Fabian Hust

Hembery: "Red Bull wird Titelanwärtern Sorgen bereiten"

Pirellis Motorsportdirektor Paul Hembery über das Rennen in Suzuka und warum er liebend gern zum Rennen nach Japan reist

(Motorsport-Total.com) - Red Bull-Pilot Sebastian Vettel hat den Großen Preis von Japan mit einer Zwei-Stopp-Strategie gewonnen. Damit verkürzte er seinen Abstand zum Führenden in der Meisterschaftswertung, Fernando Alonso, auf nur vier Punkte. Bei noch fünf zu fahrenden Rennen ist damit wieder alles offen.

Titel-Bild zur News:

Paul Hembery kommt jedes Jahr wieder gern nach Suzuka

Der amtierende Weltmeister Vettel, der sich vergangenes Jahr in Suzuka seinen Titel holte, startete mit den soften P Zero Yellow von der Pole Position. Es folgten zwei Stints auf den harten P Zero Silver. Mit ihnen gelang Vettel auch die schnellste Rennrunde.

Die einzigen Fahrer, die mit der harten Mischung das Rennen begannen, waren Jean-Eric Vergne (Toro Rosso), Charles Pic (Marussia) und Michael Schumacher (Mercedes). Doch schon in der ersten Runde musste nach einem Unfall das Safety Car auf die Strecke. Das veranlasste Vettels Teamkollegen Mark Webber zu einem Strategiewechsel. Er fuhr in die Box, holte sich ebenfalls die harten Slicks und reihte sich auf Platz 19 wieder ein. Webbers zweiter Boxenstopp folgte in Runde 26. Bis dahin hatte er sich schon auf den zehnten Platz vorgearbeitet. Ins Ziel fuhr er schließlich als Neunter.

Als erste aus der Führungsgruppe kamen Jenson Button (McLaren) und Kimi Räikkönen (Lotus) in Runde 13 zum Reifenwechsel. Beide ließen sich die harten Slicks an ihre Autos montieren. Eine Runde später entschied sich auch Sauber-Pilot Kamui Kobayashi für diese Variante. Der Japaner zeigte bei seinem Heimrennen eine eindrucksvolle Leistung.

Der auf Platz eins fahrende Vettel wechselte in Runde 17 auf die harten Reifen. Es gelang ihm, seine Position dank des schnellen Boxenstopps durch das Red Bull-Team zu verteidigen. Der letzte Fahrer, der bei seinem ersten Reifenwechsel die soften gegen die harten Slicks eintauschte, war in Runde 20 Timo Glock von Marussia.

Vettel kam das letzte Mal in Runde 37 an die Box, um sich erneut harte Reifen zu holen. Und wieder konnte er seine Führung verteidigen. Felipe Massa (Ferrari), der seinen Stopp eine Runde zuvor eingelegt hatte, fuhr auf Platz Zwei. Massa gelang es, sich nach dem Start von Platz Zehn um acht Positionen nach vorne zu kämpfen. Die meisten Plätze machte allerdings Michael Schumacher gut, der sich von Platz 23 auf Platz Elf vorarbeiten konnte. Er wählte eine Strategie, bei der er das Rennen mit soften Reifen und wenig Sprit im Tank beendete.

Auch Williams-Pilot Pastor Maldonado konnte die gewählte Strategie zu seinem Vorteil nutzen. Wie Daniel Ricciardo (Toro Rosso) und Pedro de la Rosa (HRT) absolvierte er die ersten beiden Stints auf den soften Reifen und wechselte für die letzten 20 Runden auf die harte Mischung.

Das Ergebnis: Gestartet von Platz 12 fuhr Maldonado in die Punkteränge auf Platz acht. Obwohl Japan für sein wechselhaftes Wetter bekannt ist, war es dieses Mal trocken und warm. Die Streckentemperatur betrug beim Start 30 Grad. Das erhöhte die Anforderungen an die Reifen auf dieser sowieso schon anspruchsvollen Strecke.

Paul Hembery, Direktor Motorsport bei Pirelli, kommentierte: "Zu Beginn des Jahres hatten wir mit sieben unterschiedlichen Siegern in den ersten sieben Rennen den spannendsten Saisonstart der Formel-1-Geschichte. Nun sieht es auch nach einem sehr engen Endspurt aus. Den Großen Preis von Japan gewannen Red Bull und Sebastian Vettel mit einer Zwei-Stopp-Strategie wie aus dem Lehrbuch."

"Vergangenes Jahr bevorzugte die Mehrheit eine Drei-Stopp-Strategie. Doch heute wählten die meisten Fahrer die Variante mit zwei Reifenwechseln, nachdem das Safety-Car auf der Strecke war. Unsere P Zero Reifen bewiesen dabei auf dem härtesten Kurs des Jahres ihre Haltbarkeit und Leistungsfähigkeit - und das, obwohl die Mischungen in diesem Jahr weicher sind und es in Japan viel wärmer war als 2011."

"Während der letzten Runden lieferten sich Button und Kobayashi einen spannenden Kampf um Platz Drei, der von der Reifenstrategie dominiert wurde. Button versuchte, das Optimum aus seinem frischeren Satz harter Reifen heraus zu holen. Wir möchten Kamui zum ersten Podiumsplatz seiner Karriere gratulieren. Es gab keinen besseren Ort dafür als sein Heimrennen. Gratulation auch an Felipe zu einem großartigen Rennen und seinem ersten Podiumsplatz in diesem Jahr."

"Lediglich Michael nutzte am Ende den weicheren Reifen, hatte aber dennoch nicht die Geschwindigkeit, um am Toro Rosso vorbeizukommen. Alles andere war eine klare Angelegenheit, wir hatten keine Probleme mit den Reifen. Wir sind glücklich, denn für die Reifen ist dies ein harter Kurs."

"Heute war es die beste Strategie, etwas früher an die Box zu kommen und auf den harten Reifen zu setzen. Das ergibt sich in der Anfangsphase des Rennens, da schaut man, wie sich alles entwickelt", erklärt der Reifenexperte.

Mitleid hatte der Brite mit Alonso: "Er tut mir echt leid, dass er zum zweiten Mal in dieser Saison so früh im Rennen ausgeschieden ist und das Rennen nicht beenden konnte, zumal es nichts mit dem Auto zu tun gehabt hat sondern ein Rennzwischenfall war. Nun wird es wieder eng. Und man muss auch sagen, dass wir zum ersten Mal in dieser Saison gesehen haben, dass ein Auto einen beträchtlichen Leistungsvorteil hatte und einen ziemlich großen Vorsprung hatte. Das wird allen Anwärtern auf den Titel Sorgen bereiten, die Leistung des Red Bull hier zu sehen."

Hembery freut sich auch als Fan über das Rennen in Suzuka: "Wenn wir mal das Kommerzielle außen vor lassen, ich bin auch ein Motorsportfan, und wenn man an Orte wie diese kommt, so macht es einfach Spaß, hier zu arbeiten. Wenn man an eine Strecke wie diese kommt, dann sind einfach alle Anstrengungen gerechtfertigt. Ich denke, das gilt für alle Involvierten. Wir sind in diesem Sport, um an Orte wie diese zu kommen. Wer bei diesem Rennen noch nie war, sollte das einmal in seinem Leben tun. Es ist eines der großartigsten Rennen im Formel-1-Kalender und ich hoffe, dass es dort noch lange bleibt."