Helmut Marko: "Sprechen mit Sainz, hat aber lukratives Angebot von Audi"

Während Christian Horner versucht, um den heißen Brei herumzureden, spricht Helmut Marko die Dinge klar aus: Carlos Sainz liegt ein Angebot von Audi vor

(Motorsport-Total.com) - Es ist kein Geheimnis, dass die Wunschpaarung von Audi (Sauber) für die Formel-1-Saison 2025 Carlos Sainz und Nico Hülkenberg lautet. Und vor allem Sainz ist aufgrund seiner jüngsten Ergebnisse derzeit eine der Königsfiguren im Transferschach. Sainz fahre 2024 "seine stärkste Saison in der Formel 1", sagt Helmut Marko im Interview mit der Kleinen Zeitung und bestätigt: "Wir sprechen mit ihm. Aber er hat ein sehr lukratives Angebot von Audi, das wir nicht matchen oder überbieten können."

Titel-Bild zur News: Carlos Sainz, Helmut Marko und Peter Hardenacke

Carlos Sainz, Helmut Marko und Sky-Reporter Peter Hardenacke Zoom

Der Red-Bull-Motorsportkonsulent, wie man ihn kennt: direkt am Punkt und ohne PR-Floskeln. Ganz anders als Teamchef Christian Horner, der am Freitag in der Teamchef-Pressekonferenz auf Markos Aussage angesprochen wurde und nervös zurückruderte - vielleicht auch, weil ausgerechnet Sauber-Repräsentant Alessandro Alunni Bravi einer der anderen Teilnehmer war.

Horner korrigiert Marko, wenn er sagt: "Wir haben keine Ahnung, was Audi Carlos angeboten hat. Er ist ein Schlüsselfahrer auf dem Markt. Und ich bin sicher, Audi wäre leichtsinnig, einen Fahrer seines Kalibers nicht in Betracht zu ziehen. Aber zu verraten, welche Angebote gemacht wurden, wäre unangemessen. Wir haben davon keine Kenntnis."

In Wahrheit vermutlich schon, denn die Sainz-Familie hat in den Gesprächen mit Red Bull mit hoher Wahrscheinlichkeit erwähnt, wie der Stand der Verhandlungen mit Audi ist. Doch sollte Sainz' Management oder Vater als indiskret wahrgenommen werden, wäre das für sie wahrscheinlich nicht gut. Ein möglicher Grund, warum Horner so tut, als wisse er nichts.

Audis Angebot an Sainz ist kein Geheimnis im Paddock

Hinter vorgehaltener Hand wird inzwischen ganz offen drüber gesprochen, dass Audi Sainz einen mehrjährigen Vertrag angeboten hat. Die Rede ist von einem Dreijahresdeal. Bei Mercedes gibt's bestenfalls einen 1+1-Vertrag, bei Red Bull womöglich gar keinen. Will Sainz also mittelfristig Stabilität für seine Karriere, muss er bei Audi unterschreiben.

"Er hat, glaube ich, von Audi ein sehr tolles Angebot über drei Jahre, muss sich allerdings dort relativ bald entscheiden", sagt Marko im Interview mit oe24. "Wir hingegen werden uns nicht bald entscheiden, wir lassen uns durch solche Sachen nicht unter Druck setzen. Aber natürlich sortiert man." Nachsatz bei Sky: "Konkret ist überhaupt nix."

Seit Audi im März bekannt gegeben hat, den Einstieg bei Sauber schneller zu vollziehen als ursprünglich geplant, und im Zuge der Transaktion 100 Prozent der Anteile zu übernehmen, "sind wir endlich attraktiv" und "auf dem Transfermarkt keine Zuschauer mehr, sondern wir können selbst mitspielen", sagt Alunni Bravi.

Was er damit meint: Andreas Seidl, der hinter den Kulissen schon das Audi-Werksteam für 2026 zusammenstellt, hatte auf dem Markt monatelang einen schweren Stand, als Fragezeichen über dem Audi-Engagement hingen. Denn viele unterschreiben gern für das Audi-Werksteam - aber ein Fahrer vom Kaliber Sainz würde eher nicht zu einem Sauber-Privatteam kommen.

Komatsu: Bis Ende Mai ist alles unterschrieben

Jetzt sind die Fragezeichen ausgeräumt, und Sainz hat keine Ausreden mehr: Das Audi-Angebot liegt auf dem Tisch, und er kann, wenn er möchte, jederzeit zusagen und unterschreiben. Das hat sich im Fahrerlager inzwischen rumgesprochen: "Es gibt ein Team, das auf dem Fahrermarkt echt Druck macht", unterstreicht Haas-Teamchef Ayao Komatsu.


Er muss es wissen, denn dem Vernehmen nach ist Seidl nicht nur an Sainz dran, sondern auch an Haas-Routinier Nico Hülkenberg. Einen etablierten Fahrer wie ihn an Bord zu haben, der Hinwil schon kennt und der bewiesen hat, wie schnell er ist, wäre für Audi ein echter Gewinn. Dass er auch noch einen deutschen Pass hat, wird in Ingolstadt als Bonus gesehen.

Komatsu geht davon aus, dass in der "Silly Season" bald die nächsten Steinchen fallen werden: "In den nächsten zwei Monaten", sagt der Japaner, werde vermutlich eine Entscheidung nach der anderen getroffen. Und: "Ich rechne damit, dass Ende Mai alle wichtigen Fahrer ihre Verträge unterschrieben haben werden."

Marko: Verstappen-Wechsel zeichnet sich nicht ab

Sainz' Situation in diesem Spiel hat sich nicht wesentlich verändert: Das Angebot von Audi liegt auf dem Tisch. Dort muss er nur zusagen. Bei Red Bull passiert für ihn wahrscheinlich nur was, wenn Max Verstappen zu Mercedes wechseln sollte. Aber Marko sagt bei oe24: "Max wird dort fahren, wo er das beste Auto hat, und das hat er bei Red Bull. Da zeichnet sich nix anderes ab."

Und bei Mercedes? "Wir gehen einfach unser Tempo", lässt sich Toto Wolff nicht unter Druck setzen. Er sagt im Interview mit Sky: "Wir wurden von Lewis' Entscheidung einigermaßen überrumpelt. Ich will jetzt genau das Gegenteil machen. Carlos macht einen super Job. Er ist einer, den wir berücksichtigen. Aber das wird nicht in den nächsten Wochen passieren."

Nicht ausgeschlossen, dass schon rund um den Grand Prix von China Bewegung in den Fahrermarkt kommt. Die Königsfigur, auf die alle warten, scheint Verstappen zu sein. Erst wenn er Mercedes endgültig einen Korb gibt (oder zusagt, was als weniger wahrscheinlich gilt), sollte klarer werden, wo die Reise für Kandidaten wie Sainz und Hülkenberg hingeht.

Neueste Kommentare