• 08.04.2009 16:07

  • von Christian Nimmervoll & Dieter Rencken

Head erwartet wechselndes Kräfteverhältnis

Williams-Teilhaber Patrick Head rechnet 2009 mit starken Formschwankungen der einzelnen Teams und erklärt den Rückstand von Ferrari und McLaren-Mercedes

(Motorsport-Total.com) - Vor lauter Protesten, Gegenprotesten, Lügen und politischen Querelen geht derzeit fast unter, dass die Formel 1 rein sportlich den vielleicht überraschendsten Saisonauftakt seit mehreren Jahrzehnten hinter sich hat. Jenson Button, 2008 noch WM-18., liegt in der Fahrerwertung in Führung, während bei den Konstrukteuren Brawn die Nase vor Toyota hat. Titelverteidiger Ferrari ist derzeit Letzter - noch hinter Force India!

Titel-Bild zur News: Patrick Head

Patrick Head rechnet in dieser Saison mit einem intensiven Entwicklungsrennen

Als neue Front gelten im Moment Brawn, Toyota und Williams, also jene drei Teams, die das Reglement im Bereich des Diffusors am cleversten ausgelegt und sich damit einen Vorsprung verschafft haben. Doch der Umsturz im Kräfteverhältnis ist nicht nur den Diffusoren zuzurechnen, sondern auch der akribischen Vorbereitung der drei Teams auf die laufende Saison. Das gilt besonders für die Ex-Honda-Truppe von Ross Brawn.#w1#

Hochbetrieb im Windkanal

"Brawn hatte sogar drei Windkanalprogramme gleichzeitig laufen." Patrick Head

"Brawn hatte sogar drei Windkanalprogramme gleichzeitig laufen", erinnert Williams-Teilhaber Patrick Head. Auch seine eigene Designmannschaft war angesichts der mäßigen Saison 2008 früh mit der 2009er-Entwicklung dran: Bereits im Januar 2008 wurden die erste Modelle in den ersten Windkanal geschoben, ab Juli war sogar ein zweiter Windkanal im Paralleleinsatz. Nur im August wurde eine Woche geopfert, um dem alten FW30 ein Facelifting zu verpassen.

"Wir ernten jetzt die Früchte dieser Arbeit, während McLaren und Ferrari die Auswirkungen eines solch harten WM-Kampfes bei gleichzeitigen Regeländerungen spüren", sagt Head und wirft ein: "Ich persönlich finde, dass das der Formel 1 nicht schadet. McLaren und Ferrari waren die ganze Zeit vorne - die werden noch diese Saison wieder zurückkommen. Der Rest kann nur hoffen, dass Jenson in der Weltmeisterschaft nicht zu früh davonzieht."

Testverbot wirkt sich kaum aus

"Wir werden dieses Jahr mehr Weiterentwicklung erleben als je zuvor." Patrick Head

Bei Ferrari und Co. sind indes die Notfallprogramme voll angelaufen. Längst werden zweistufige Diffusoren nach Brawn-Vorbild für den Europaauftakt am 10. Mai in Barcelona entwickelt, außerdem bringen manche Teams schon nach Schanghai Aerodynamikupdates. Trotz des Testverbots bis Jahresende sieht es also so aus, als würde das Entwicklungsrennen eher schneller denn langsamer verlaufen als in der Vergangenheit.

Für Head kommt das nicht überraschend: "Wir werden dieses Jahr mehr Weiterentwicklung erleben als je zuvor. Dann geht es darum, wer am schnellsten entwickeln kann. Ich glaube, dass sich das Kräfteverhältnis von Rennen zu Rennen sehr stark verändern wird", prophezeit Head und fügt abschließend an: "Der Brawn ist sicher sehr schnell - um die einzuholen, müssen sich die anderen Teams gewaltig strecken. Der Toyota sieht auch gut aus."