• 05.04.2010 14:14

  • von Christian Nimmervoll & Dieter Rencken

Haug von Rosberg nicht überrascht

Norbert Haug ist beeindruckt, aber nicht überrascht von Nico Rosberg, der die Herausforderung Michael Schumacher tapfer angenommen hat

(Motorsport-Total.com) - Während um Sebastian Vettel und vor allem Michael Schumacher ein Riesenhype gemacht wird, lieferte Nico Rosberg bisher eine eher unauffällige, aber dafür umso effektivere Saison ab. Der Mercedes-Pilot landete gestern in Malaysia erstmals auf dem Podium und erhöhte sein Punktekonto auf 35, womit ihm nur vier Zähler auf Spitzenreiter Felipe Massa fehlen.

Titel-Bild zur News: Norbert Haug und Nico Rosberg

Norbert Haug ist beeindruckt von den Leistungen von Nico Rosberg

Ganz nebenbei hat der 24-Jährige den siebenfachen Weltmeister im eigenen Team zumindest bisher entzaubert: 3:0 in den Qualifyings, 35:9 in den Rennen. "Nico liefert seine Leistungen ab und macht einen guten Job - und zwar tadellos", lobt Mercedes-Sportchef Norbert Haug. Zwar hat man nicht den Eindruck, dass die Silberpfeile frühzeitig nur noch auf ein Pferd setzen wollen, aber je länger die Saison dauert, desto mehr gerät Schumacher unter Druck.#w1#

Rosberg ist mit Mercedes groß geworden

"Von außen betrachtet", sagt Haug über den jüngsten seiner drei deutschen Piloten, "ist es vielleicht eine Überraschung, aber ich kenne Nico schon lange. Wir haben schon zu McLaren-Zeiten versucht, ihn unter Vertrag zu nehmen. Er kommt aus unserem Kart-Juniorenprogramm, genau wie Lewis, aber er hat zum Beispiel in der Formel 3 nicht unseren Motor verwendet. Ich kenne Keke sehr gut und Nico war schon immer einer, auf den man ein Auge haben musste."

Berührungsängste zwischen den Teamkollegen gibt es offenbar nicht: "Als die ersten Gerüchte aufkamen, hat mich Nico angerufen und gefragt, ob es stimmt. Dann hat er gesagt: 'Holt ihn, wenn es geht!' Nico war einfach davon überzeugt, dass er das hinkriegt", sagt Haug, lobt gleichzeitig aber auch Schumacher: "Michael ist im Team sensationell. Er führt sich nicht wie ein siebenfacher Weltmeister auf, sondern er ist durch und durch ein Teamplayer."


Fotos: Nico Rosberg, Großer Preis von Malaysia, Sonntag


Der Sportchef ist nicht verwundert über Rosbergs Selbstvertrauen, es sogar mit Schumacher aufnehmen zu wollen, denn: "Wenn ich es mir aussuchen kann, will ich immer neben dem Besten sein", gibt Haug zu Protokoll. "Ich möchte zum Beispiel mit dem bestmöglichen Teamchef arbeiten, wie Ross Brawn. Wir fordern uns nicht gegenseitig heraus, aber wir treffen aufeinander. Dadurch weiß man, wo man steht."

Der ehemalige Journalist schildert anhand eines Beispiels: "Für euch Journalisten ist es doch im Grunde genommen auch so", meint der 57-Jährige. "Mir war es immer am liebsten, wenn der Kerl neben mir einen etwas besseren Job gemacht hat als ich, damit ich mich selbst verbessern konnte. Wenn du dein Gegenüber locker unter Kontrolle hast, wirst du dich nicht steigern. Du willst wissen, wie gut du bist. Das gilt auch für Nico."

Abgerechnet wird zum Schluss

Umgekehrt ist das silberne Stallduell aber noch lange nicht gegessen, denn abgerechnet wird nach 19 Rennen. Schumacher ist eigenen Angaben nach noch damit beschäftigt, "den Rost abzuschütteln". Laut Jenson Button war der Comeback-Superstar bisher genau so stark oder schwach, wie man das annehmen durfte: "Michael ist schnell, genau wie erwartet. Ich schreibe Mercedes für die Weltmeisterschaft sicher noch nicht ab. Ich weiß, dass das ein starkes Team ist."

Nico Rosberg

Youngster Nico Rosberg kommt mit seinem Silberpfeil hervorragend zurecht Zoom

Ein Gerücht der vergangenen Wochen war, dass Schumacher mit dem stark untersteuernden MGP W01 nicht so gut zurechtkommt wie Rosberg. Der 41-Jährige hat es bekanntermaßen lieber, wenn sein Heck schwänzelt, wohingegen er mit einer schiebenden Vorderachse gar nichts anfangen kann. Mercedes will die Balance angeblich zu Schumachers Gunsten umbauen. Doch Teamchef Ross Brawn hält derartige Spekulationen für überzogen.

"Ich sehe da keine radikalen Unterschiede, vor allem nicht in Bezug auf die Erfordernisse für das Auto", so der Brite. "Michael gewöhnt sich noch ein. Es wird ein paar Rennen dauern, bis er genau versteht, wie er die Reifen nutzen muss und wie diese Autos funktionieren. Im Trockenen wurde seine Performance immer besser. Er und Nico tauschen noch Setups aus. Es ist ein Mythos, dass unser Auto Nico nicht mehr liegen wird, wenn wir es für Michael richten. Das stimmt einfach nicht."