• 27.07.2002 11:49

  • von Reinhart Linke

Haug: "Es ist sehr eindrucksvoll"

Im Interview mit Norbert Haug über das Rennen in Magny-Cours, die Leistung von McLaren-Mercedes und den neuen Hockenheimring

(Motorsport-Total.com) - Mercedes-Benz-Motorsportdirektor Norbert Haug ist mit der Leistung des McLaren-Mercedes-Teams im letzten Rennen in Magny-Cours sehr zufrieden, wo zwar Kimi Räikkönen am Ende nur Zweiter wurde, neben dem Finnen aber auch David Coulthard mit auf das Podium steigen durfte. Dennoch ist man bei den Silbernen enttäuscht, dass in Magny-Cours keine Ölflaggen gezeigt wurden, wodurch Kimi Räikkönen den Sieg verlor.

Titel-Bild zur News: Norbert Haug

Norbert Haug ist vom neuen Hockenheimring sehr beeindruckt

Auf der offiziellen Pressekonferenz am Freitagnachmittag in Hockenheim sprach Norbert Haug über seine ersten Eindrücke vom neuen Hockenheimring. Außerdem nahm der Schwabe zu den Plänen der fünf Automobilhersteller DaimlerChrysler, Fiat, Renault, BMW und Ford Stellung, die für 2008 unter dem Namen GPWC (Grand Prix World Championship) eine Konkurrenzserie zur derzeitigen Formel 1 ins Rennen schicken wollen.

Frage: "Nach der Gelben-Flagge-Geschichte von Magny-Cours: Nach was für einer Erklärung sucht das Team?"
Norbert Haug: "Zunächst einmal möchte ich sagen, dass wir keinen Protest einlegten. Ich denke, die Stewards sind dem nachgegangen und sie sagten, dass alles okay war und das ist das Ende der Story."

Frage: "Haben sie das Gefühl, dass die Sache aufgeklärt wurde?"
Haug: "Wir nahmen die Entscheidung zweifellos an, sonst hätten wir protestiert."

Frage: "Sahen sie dort einen wirklichen Grund, um protestieren zu können?"
Haug: "Ich denke nicht, dass wir darüber sprechen müssen. Sprechen wir doch lieber über unsere Leistung. Die war okay, denke ich. Wir haben nicht protestiert. Ich denke, dass Kimi sehr unglücklich war. Es gab keine Ölflaggen und vermutlich sollten wir dies besprechen, damit die Streckenposten konzentriert sind und wirklich Ölflaggen herausnehmen. Dies ist wichtig und nicht Gerüchte, nach denen Ron Dennis einen Protest eingelegt hat, was er ? nochmals ? nicht getan hat. Das ist aber ganz normal und vielleicht fragen sie mal bei unseren Kollegen nach, ob sie nicht auch eine Klärung gefordert hätten. Ich denke, jeder hätte so etwas getan und Ferrari hätte es auch gemacht. Ross Brawn wäre der Erste gewesen, der es gemacht hätte."

Frage: "Was hat in den letzten zwei Rennen den Unterschied in der Leistungsfähigkeit ausgemacht?"
Haug: "Ich denke, dass sehr viel an der Kombination Chassis und Reifen lag. Wir machten mit dem Motor Fortschritte, zweifellos keine drastischen, aber kleine Schritte. Das alles hilft, aber wenn man Chassis und Reifen dazu bringt, zusammenzuarbeiten, kann man die Reifen im Rennen besser nutzen und dann ist man in einer besseren Form. Ich denke, dass dies der Schlüssel ist. Dies ist die Hauptsache und ich denke, dass es seit Monaco immer vorwärts gegangen ist. Magny-Cours war wohl unsere beste Leistung. Diese Leistung war sogar besser als in Monaco, obwohl wir dort gewannen, aber nun waren wir nur 0,25 Sekunden hinter der Pole und fuhren die schnellste Rennrunde, also war die Leistung gut. Wir konnten die Reifen ausnutzen. Ich bin sicher, dass auch Michelin die Strecke sehr gut kennt, was uns geholfen hat. Es kamen einfach viele positive Dinge zusammen. Noch würde ich sagen, dass Michael ohne seine Boxendurchfahrtsstrafe gewonnen hätte, aber wir befinden uns absolut auf einem vergleichbaren Niveau und das zum ersten mal seit Monaco, was ermutigt. Ich kann ihnen nicht sagen, ob sich diese Tendenz fortsetzt, es liegt viel an der Kombination von Chassis und Reifen."

Frage: "Was meinen sie zu der Idee, dass drei Autos von einem Team eingesetzt werden sollen? Welche Vorteile und welche Nachteile gibt es?"
Haug: "Ich denke, dass es keine einfache Lösung ist. Man braucht dazu Geld, es ist nicht so, dass man einfach das Ersatzauto verwendet. Sobald man ein weiteres Auto einsetzt, gibt es neue Aufgaben, man benötigt mehr Leute, mehr Ersatzteile, mehr Motoren, wir tanken mehr. Also muss dieser Schritt besprochen werden, bevor eine Entscheidung getroffen wird und ich denke, dass jeder darauf vorbereitet wird. Wenn die Notwendigkeit besteht, denke ich, kann man sicher sein, dass es ein drittes Auto gibt, aber dies ist keine Entscheidung, die man über Nacht treffen kann."

Frage: "Sind sie zuversichtlich, dass die fünf rivalisierenden Automobilhersteller zusammen die nötige finanzielle Basis für den zukünftigen Rennsport geschaffen haben und ihre Versprechen einhalten können?"
Haug: "Zunächst denke ich, dass wir nicht gerade nur fünf Automobilhersteller sind. Dies ist nur der Anfang. Die GPWC unterstreicht immer, dass sie die Zukunft des Sport sichern will und ich denke, dass es Annäherungen gibt. Es soll nicht das Geld aus dem Sport genommen werden, sondern es soll im Sport bleiben und die Zukunft gesichert werden. Natürlich muss über einige Themen noch sehr genau gesprochen werden, wie zum Beispiel die Ticketpreise: Wie weit kann man da gegen? Mit der Bezeichnung einer Piratenserie kann ich nichts anfangen. Ich denke, dass wir eine Lösung finden, es gab schon sehr ermutigende Diskussionen. Es müssen noch eine Menge Dinge gelöst werden, aber ich denke, dass wir insgesamt in einer positiven Richtung voranschreiten."

Frage: "Wie glauben sie, wird es 2008 laufen? Denken sie, dass sie im vorhandenen Rahmen der Formel 1 fahren oder in der GPWC fahren werden?"
Haug: "Wir fahren zweifellos in der Formel 1 und sie wird Formel 1 genannt werden."

Frage: "Können sie uns jetzt nach dem Freien Training etwas über ihre ersten Eindrücke der neuen Strecke in Hockenheim sagen und etwas über die größten Schwierigkeiten für Auto und Fahrer?"
Haug: "Ich muss sagen, dass ich positiv beeindruckt bin. Ich denke, es wird ein gutes, unterhaltsames Rennen für die Zuschauer. Und so sollte der Sport meiner Meinung nach sein. Zweifellos sind die alten Charakterzüge der Strecke völlig andere gewesen und jetzt haben wir eine Menge Kurven und hoffentlich Überholmöglichkeiten. Auf Grund der schmutzigen Strecke haben sich am ersten Tag einige Autos gedreht, aber ich denke, dass es besser wird, sobald mehr Grip auf der Strecke ist, es aber zweifellos schwierig ist, die Haarnadel mit 320 Stundenkilometern anzufahren, danach gibt es einen schnellen Rechtsknick und dann eine langsame Linkskurve vor der Mercedes-Tribüne. Ich denke, es ist ein gutes Spektakel und ich muss sagen, dass ich beeindruckt bin und es sehr sicher aussieht. Wenn sich ein Auto dreht, wird es nicht beschädigt und der alte Stadionteil ist noch da. Ich denke, die Leute werden es genießen. Die beste Sache für die Zuschauer ist, dass sie vorher 44 Runden sahen und jetzt 67, was fast 50 Prozent mehr sind, also sehen sie die Autos viel häufiger. Ich denke, dass es für Hockenheim ein Schritt nach vorne ist. Ich meine, ich kann hier für alle anwesenden sprechen. Mit dem Umbau wurde im Januar begonnen und nun ist er beendet. Ich denke, dass dies eine großartige Leistung ist, die innerhalb von sechseinhalb Monaten absolviert wurde. Es ist sehr eindrucksvoll."