• 05.09.2007 10:20

Harrison: "Erreichten eine gute Fahrwerksbalance"

Peter Harrison, einer der leitenden Testingenieure bei Williams, analysiert den Test in Monza und erklärt, wie sein Job abläuft

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Peter, Williams hat gerade einen viertägigen Test in Monza absolviert. Woraus bestand euer Testprogramm?"
Peter Harrison: "Hauptsächlich aus einem neuen Aerodynamikpaket speziell für Monza, inklusive Front- und Heckflügel für wenig Luftwiderstand. Viel Zeit haben wir für das Optimieren der Aerobalance aufgewendet, für die Bodenhöhe, die Getriebeübersetzung und andere Setupeinstellungen für das kommende Rennen. Die Prime- und Optionsreifen haben die Rennfahrer ebenfalls evaluiert. Neben unserer Routinevorbereitung auf Monza haben wir aber auch damit begonnen, neue Teile für unser 2008er-Auto auszuprobieren."

Titel-Bild zur News: Alexander Wurz

Hinter den Kulissen wird bei Williams bei jedem Test hart gearbeitet

Frage: "Waren es erfolgreiche Tage?"
Harrison: "Wir konnten die wichtigen Punkte unseres Testprogramms abhaken. Wie immer traten einige kleinere Probleme auf, die wir aber lösen konnten, und jetzt freuen wir uns auf das Rennen."#w1#

Wetter kostete ein wenig Fahrzeit

Frage: "Das Wetter hatte sicher einen Einfluss auf den Betrieb, nicht wahr?"
Harrison: "Ja. Wir verloren am dritten und vierten Tag wertvolle Fahrzeit, aber der Extratag half uns dabei, das wieder aufzuholen, und Nico (Rosberg; Anm. d. Red.) hatte außerdem die Chance, die Balance auf Regenreifen zu testen, was vor einem Rennen immer nützlich ist."

"Es muss das Ziel sein, weitere Punkte anzuvisieren." Peter Harrison

Frage: "Wie gut gerüstet sind eure FW29s vor dem Rennen?"
Harrison: "Wir erreichten am letzten Tag eine gute Fahrwerksbalance und erzielten im Qualifying- und Renntrimm gute Zeiten. Außerdem haben wir herausgefunden, dass noch mehr Potenzial drin steckt, daher muss es das Ziel sein, weitere Punkte anzuvisieren."

Frage: "Bremsen und Reifen sind in Monza Schlüsselelemente. Könnt ihr diesbezüglich zuversichtlich sein?"
Harrison: "Es gibt hinsichtlich der Haltbarkeit der Reifen keine Bedenken für das Rennen, weil die Verschleißraten jede beliebige Rennstrategie zulassen. Es gab keine Probleme mit Blasenbildung, nur ein bisschen Graining mit dem Optionsreifen, was nicht unüblich ist. Auch in Sachen Bremstemperaturen oder -verschleiß haben wir keine Sorgen. Unser Bremsmaterial und das Kühlungspaket wurden so entwickelt, dass extreme Bremskurse wie Monza kein limitierender Faktor mehr sind."

Frage: "Eure Konkurrenten haben auch in Monza getestet. Kannst du deren Fortschritte einschätzen?"
Harrison: "Die Rundenzeiten lagen wie immer sehr dicht beisammen - auf den Longruns waren wir nur durch ein bis zwei Zehntelsekunden getrennt, und das ist bei einem Test der beste Leistungsindikator. Wir müssen bis zum Rennwochenende abwarten, bis wir das definitiv beantworten können."

Frage: "Wie schwierig ist es, Beständigkeit zu erreichen, wenn bei einem Test drei verschiedene Fahrer am Steuer sitzen?"
Harrison: "Das ist immer schwierig, weil jeder Fahrer ein bisschen Zeit braucht, um sich auf das Auto und die Bedingungen einzustellen. Aber es war ja vor allem ein Test für die Rennvorbereitung, da war es wichtig, beiden Rennfahrern die Gelegenheit dazu zu geben. Für Kazuki (Nakajima; Anm. d. Red.) war es sein erstes Mal in Monza. So gesehen hat er am ersten Tag einen guten Job gemacht."

Tagesablauf eines Testingenieurs

Frage: "Wie sieht ein typischer Tag an der Teststrecke für dich aus?"
Harrison: "Ich komme um 7:30 Uhr an der Strecke an, frühstücke schnell mit den anderen Ingenieuren und bereite mich dann für das erste Meeting um 8:00 Uhr vor. Das ist die letzte Gelegenheit, das tägliche Programm mit den Ingenieuren und den Fahrern abzustimmen. Außerdem kann man noch auf unerwartete Wetteränderungen reagieren. Nach dem Meeting checke ich mit dem Chefmechaniker und dem Teammanager, ob in der Garage alles unter Kontrolle ist, und ich mache auch selbst einen kurzen Kontrollgang."

"Manchmal verschieben sich unsere Prioritäten durch das Wetter." Peter Harrison

"Die Boxengasse öffnet um 9:00 und schließt um 18:00 Uhr, mit einer Mittagspause von 12:30 bis 14:00 Uhr. Während des Fahrens beobachte ich die Fortschritte des Programms und halte die Fabrik über alle Schwierigkeiten auf dem Laufenden. Manchmal verschieben sich unsere Prioritäten durch das Wetter, Probleme mit dem Auto oder durch eine Reaktion auf den Test. Nach dem Fahren gebe ich eine Aufgabenliste für den Abend für das Auto heraus und halte ein Debriefing mit den Ingenieuren und den Fahrern ab. Dann folgen um 19:00 Uhr das Abendessen und dann weitere Meetings mit Toyota und Bridgestone, um deren Tag zu analysieren. Gegen 21:30 Uhr sind dann alle Routinemeetings vorbei und wir können uns auf nächsten Tag konzentrieren und alles durchbesprechen."

"Dann schaue ich mir an, wie das Auto neu hergerichtet wird und ich stelle mit den Getriebe- und Hydrauliktechnikern sicher, dass es beim Zerlegen des Autos keine Probleme gegeben hat. Dann setze ich mich mit den Ingenieuren an den Tisch und bespreche das Programm für nächsten Tag, mache mir dabei Notizen, damit auch in der Fabrik alle über die Fortschritte informiert sind. Sobald das Auto und das Programm für den nächsten Tag fertig sind, können wir schlafen gehen, bevor alles wieder von vorne beginnt. Ich denke, dabei habe ich den glamourösen Teil des Jobs vergessen..."

Frage: "Wie geht es nun für das Team weiter und habt ihr für den nächsten Test schon ein Programm?"
Harrison: "Unser nächster Test findet in zwei Wochen in Jerez statt - Spanien ist praktisch unsere zweite Heimat! Es wird ein wichtiger Test, weil unser 2008er-Programm jetzt Fahrt aufnimmt. Außerdem werden wir die letzten 2007er-Upgrades ausprobieren. Das Auto wird in der Fabrik in der Woche vor dem Test aufgebaut, daher sind wir schon voll mit den Vorbereitungen beschäftigt."

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