USA: Hamilton gewinnt Silberduell gegen Alonso

McLaren-Mercedes feiert in Indianapolis einen ungefährdeten Doppelsieg vor den beiden Ferraris - Vettel holt beim Debüt als einziger Deutscher einen Punkt

(Motorsport-Total.com) - Nach Jahren der Ferrari-Dominanz in Indianapolis feierte McLaren-Mercedes heute beim Grand Prix der USA den ersten Sieg seit Mika Häkkinen 2001 - und noch dazu einen doppelten: Shooting-Star Lewis Hamilton ließ mit einer fehlerfreien Leistung seinen Teamkollegen Fernando Alonso knapp hinter sich und triumphierte nach Montréal zum zweiten Mal binnen acht Tagen.

Titel-Bild zur News: Lewis Hamilton und Fernando Alonso

Hamilton strahlt, Alonso ist nach dem verlorenen Stallduell weniger happy...

Die beiden Silberpfeile lieferten im wichtigsten Automobilmarkt auf dem Formel-1-Kalender eine perfekte Performance ab, durften ganz offensichtlich frei gegeneinander fahren und brachten nach 73 Runden auf dem 4,192 Kilometer langen Indianapolis Motor Speedway bei brütender Hitze von mehr als 35 Grad einen tollen Doppelsieg nach Hause. Die von Ferrari angeführte Konkurrenz degradierten sie dabei regelrecht zu Statisten.#w1#

Hamilton am Start vor Alonso

Doch der Reihe nach: Hamilton erwischte wieder einen guten Start, musste sich allerdings beim Anbremsen der ersten Kurve gegen Alonso verteidigen, der aber im entscheidenden Moment zurücksteckte und keine ernsthafte Attacke wagte. Felipe Massa (Ferrari) verteidigte seine dritte Position, der als einziger Topfahrer auf den härteren Reifen losgefahrene Kimi Räikkönen (Ferrari) musste Nick Heidfeld (BMW Sauber F1 Team) und Heikki Kovalainen (Renault) vorbeilassen.

Dahinter kam es zum befürchteten Crash in der ersten Kurve: Grand-Prix-Neuling Sebastian Vettel (BMW Sauber F1 Team) bremste spät, um nicht auf das Pulk vor ihm aufzufahren, und musste - ohne viel an Boden zu verlieren - in die Wiese. Noch weiter hinten gab es ein Gerangel zwischen fünf Fahrzeugen, bei dem Ralf Schumacher (Toyota) sofort eliminiert wurde, während sich David Coulthard (Red-Bull-Renault) und Rubens Barrichello (Honda) nur noch an die Box schleppen konnten.

In der zweiten Runde landete Giancarlo Fisichella (Renault) kurz im Kies, wodurch der Italiener weit zurückfiel. Allerdings lieferte er in der Folge eine sehr beherzte Performance ab - und war mit seinen vielen Überholmanövern ohne Zweifel der Man of the Race. Außerdem erwähnenswert: Die Williams-Toyota-Piloten kamen super vom Grid weg, Nico Rosberg gewann fünf Positionen, Alexander Wurz sogar deren sechs.

Wurz ohne Chance gegen Liuzzi

Lewis Hamilton

Hamilton führte das Feld souverän durch die erste Kurve, dahinter krachte es Zoom

Der Österreicher war in den ersten Runden auch derjenige, der für am meisten Unterhaltung sorgte, als er erst von Vitantonio Liuzzi (Toro-Rosso-Ferrari) überholt wurde und dann rundenlang hinter dem Italiener festhing, weil er den deutlich schlechteren Topspeed hatte. Wurz ließ sich nicht unterkriegen, zog vor der ersten Kurve immer wieder aus dem Windschatten heraus, kam aber erst durch Liuzzis Boxenstopp vorbei. Zu jenem Zeitpunkt war der Punktezug freilich längst abgefahren.

Adrian Sutil (Spyker-Ferrari) erwischte den bisher besten Start seiner Karriere und kam als 13. aus der ersten Runde zurück, während Takuma Sato (Super-Aguri-Honda) früh wegen Überholens unter gelber Flagge eine Stop-and-Go-Strafe kassierte. Allerdings war das Rennen für den Japaner sowieso vorbei, als er bei einer Unachtsamkeit in der Wiese landete - und die Strafe konnte nicht mehr eingelöst werden. Also muss er beim nächsten Rennen um zehn Plätze weiter hinten losfahren.

McLaren-Mercedes-Express ohne Gegner

Ungeachtet des Wirbels im Mittelfeld setzte an der Spitze der McLaren-Mercedes-Express zu seiner beeindruckenden Demonstrationsfahrt an. Hamilton legte früh ein paar Wagenlängen zwischen sich und Alonso, später stabilisierte sich der Abstand bei ungefähr drei Sekunden. Ebenfalls in jener Phase boten Fisichella und Jenson Button (Honda) in Form eines tollen Duells über mehrere Kurven großen Motorsport, das Fisichella schließlich als von hinten kommender Fahrer für sich entschied.

Kurz bevor die Führenden erstmals an die Box kamen, griff sich Fisichella auch noch Sutil und Wurz, ehe es in der Boxengasse ernst wurde: Als Erster kam Hamilton in der 21. Runde rein, genau wie auch Massa, eine Runde später folgte Alonso, im 24. Umlauf dann Räikkönen. Dadurch lag plötzlich zum ersten Mal in seiner Karriere Kovalainen in Führung, aber nur bis zu seinem eigenen Stopp in der 27. Runde.

Im zweiten Stint des Rennens wurde es dann richtig spannend, als Alonso immer schneller wurde und auf einmal im Windschatten von Hamilton auftauchte. Der Spanier saugte sich einmal in der Steilkurve an seinen Teamkollegen heran, war in der ersten Kurve außen neben ihm, hatte aber keine echte Chance, die Führung zu übernehmen. Allerdings war er in jener Phase klar schneller, weshalb er in der Runde darauf beim Vorbeifahren am Kommandostand wütend die Hand aus dem Cockpit steckte.

Nichtangriffspakt in den Schlussrunden?

Ralf Schumacher

Für Ralf Schumacher war das Rennen schon nach wenigen Metern beendet Zoom

Damit war die Entscheidung um den Sieg im Prinzip gefallen, denn nach dem zweiten Service, den Hamilton und Alonso in der 51. und 50. Runde absolvierten, war die Luft aus dem Duell draußen - ein Schelm, wer mit der Erinnerung an den Nichtangriffspakt von Monaco Böses dabei denkt. Allerdings blieb der Kampf um Platz drei zwischen den Ferraris bis zum Schluss spannend, letztendlich konnte sich Massa aber gegen den mit weichen Reifen immer stärker aufkommenden Räikkönen behaupten.

Pech hatten die zwei viel versprechendsten Deutschen im Rennen: Heidfeld war unterwegs zu einem sicheren fünften Platz, als er mit einem Getriebeproblem langsam wurde und schlussendlich ausrollte, und Rosbergs Einstoppstrategie hätte Williams drei weitere wichtige Punkte beschert, wenn nicht am Ende der Toyota-Motor Rauch und Feuer gespuckt hätte. Heidfeld verarbeitete seinen Ärger auf dem Campingstuhl eines Streckenpostens, Rosberg mit ein paar wütenden Gesten.

Kovalainen wieder mit starker Leistung

Hinter den ungefährdeten Top 4 wurde daher Kovalainen für seine starke Performance mit Platz fünf belohnt, 25 Sekunden vor Jarno Trulli (Toyota), der mit einer fehlerfreien Vorstellung Sechster wurde. Mark Webber (Red-Bull-Renault) kam von allen Zweistoppern als Letzter herein und landete knapp hinter Trulli, aber vor Vettel wieder im Feld - und holte damit seine ersten WM-Punkte der laufenden Saison.

Vettel profitierte indes von den Ausfällen seiner beiden Landsleute und ist damit dank seines achten Platzes der jüngste Formel-1-Fahrer aller Zeiten in den Punkterängen. Bis auf einen nicht nennenswerten Ausritt in eine asphaltierte Auslaufzone blieb der 19-Jährige fehlerfrei, allerdings konnte er nicht die Akzente setzen, die manche von ihm erwartet hätten. Dennoch darf er mit seinem Debüt als Ersatzmann von Robert Kubica zufrieden sein.

Fisichella, Wurz, Anthony Davidson (Super-Aguri-Honda) und Button rundeten das vordere Dutzend ab, Lokalmatador Scott Speed (Toro-Rosso-Ferrari) landete an 13. Position. Sutil wurde nach der starken Anfangsphase 14. und ließ nach einem seiner besten Rennen Christijan Albers im zweiten Spyker-Ferrari wieder einmal deutlich hinter sich. Insgesamt sahen 15 Autos die Zielflagge, die spät ausgefallenen Rosberg und Liuzzi wurden aber auf 16 und 17 gewertet.

Hamilton setzt sich in der Fahrer-WM ab

Lewis Hamilton vor Fernando Alonso

Die Silberpfeile fahren der Konkurrenz so langsam auch in der WM davon Zoom

In der Fahrer-WM führt damit nach sieben von 17 Grands Prix Hamilton (58) bereits zehn Punkte vor Alonso - und die Silberpfeile setzen sich immer weiter von ihren Verfolgern ab: Massa (39) und Räikkönen (32) liegen unverändert auf den Plätzen drei und vier, gefolgt von Heidfeld (26). Bei den Konstrukteuren führt McLaren-Mercedes mit 106 Zählern schon deutlich vor Ferrari (71), dem BMW Sauber F1 Team (39), Renault (25) und Williams (13).

Damit ist zwar noch lange keine WM-Vorentscheidung gefallen, doch die Tendenz spricht nun doch klar für die Truppe von Ron Dennis und Norbert Haug und gegen die von Jean Todt. Heiß wird allerdings noch die Diskussion um das Stallduell zwischen Hamilton und Alonso, denn mit seiner Geste gen Kommandostand unterstrich Alonso heute wieder einmal, dass er unter dem Druck seines jungen Teamkollegen langsam gewaltig zu schwitzen beginnt...