• 21.10.2010 12:12

  • von Dieter Rencken

Hamilton: "Vor uns liegt eine schwierige Aufgabe"

McLaren-Fahrer Lewis Hamilton über die Ausgangslage vor Südkorea, den neuen Kurs in Yeongam und die zurückliegenden Rennen

(Motorsport-Total.com) - In den vergangenen Grands Prix konnte Lewis Hamilton nicht immer überzeugen. Der britische McLaren-Fahrer wurde zum Teil durch eigene Fehler eingebremst, manchmal machte dem Ex-Champion allerdings auch die Technik einen Strich durch die Rechnung. Vor der Premiere in Südkorea gibt sich Hamilton dennoch zuversichtlich. Der 25-Jährige hat seine Titelhoffnungen noch nicht begraben, wie er in seiner Medienrunde vor dem Trainingsauftakt ausführlich zu Protokoll gibt.

Titel-Bild zur News: Lewis Hamilton

Lewis Hamilton rechnet sich für die Premiere in Südkorea Siegchancen aus

Frage: "Lewis, nun sind wir in Südkorea. Wie geht es dir?"
Lewis Hamilton: "Ich fühle mich fantastisch. Ich bin am Mittwochmorgen hier angekommen, nachdem ich zuletzt einige Tage zuhause verbracht habe. Ich hatte einen tollen Tag in Seoul und bin sehr zuversichtlich."

Frage: "Sprechen wir noch einmal über das Japan-Rennen, in dem du hinter Jenson lagst. Wir haben da von diesem Funkspruch gehört, in dem du sagtest: 'Ich bin schneller als Jenson. Er hält mich auf.' Ihr wart auf einer unterschiedlichen Strategie. Hätte das Team reagieren und die Position tauschen müssen, damit ihr eure Reifentaktik besser hättet ausspielen können?"
Hamilton: "Keine Ahnung."

"Über das vergangene Rennen habe ich gar nicht mehr nachgedacht. Man muss die Vergangenheit ruhen lassen. Es gibt keine Stallregie. Wenn das Team in dieser Richtung etwas bewegt hätte, würden wir uns selbst widersprechen."

"Ich bin aufgeregt und zuversichtlich zugleich." Lewis Hamilton

"Ich erwarte nicht von ihm, dass er mich vorbeilässt. Umgekehrt gilt das gleiche. Hätten wir kein Getriebewechsel gehabt, hätte ich mich allerdings auch nicht in dieser Position befunden. So ist es aber nun einmal. Dagegen kannst du nichts unternehmen."

"Das Rennen kam noch zu einem glücklichen Ende, nachdem man mir gesagt hatte, dass wir den dritten Gang verloren haben. Das alles liegt aber in der Vergangenheit. Für Südkorea bin ich optimistisch. Ich bin sehr gefasst und verspüre keinen Jetlag. Ich bin aufgeregt und zuversichtlich zugleich."

Frage: "Es stehen ja auch noch drei Rennen aus..."
Hamilton: "In diesen drei Grands Prix kann man noch viele Punkte holen. Das Ziel ist freilich immer, alle Rennen zu gewinnen. In den drei Schlussevents wollen wir noch einmal verstärkt Druck machen, um eine gute Leistung abzuliefern."¿pbvin|512|3209|südkorea|0|1pb¿

Hamilton fährt auf Sieg in Südkorea

Frage: "Wie darf man das verstehen? Werdet ihr nochmals neue Teile erhalten? Was gibt dir McLaren, damit du den Titel holen kannst?"
Hamilton: "Im vergangenen Rennen waren wir in meinen Augen sehr konkurrenzfähig. Wir konnten den dritten Startplatz erobern. Wir hätten eine gute Chance gehabt, um in Japan um den Sieg zu fahren."

"Hier werden wir einen kleinen Fortschritt machen. Es handelt sich dabei um die Dinge, die wir schon in Japan am Start hatten. An diesem Wochenende sollten sie funktionieren. Es ist keine große Sache. Hoffentlich erlaubt es uns die Zuverlässigkeit, dass wir um den Sieg mitkämpfen können."

Frage: "Wie lautet deine Herangehensweise an diese drei Schlussrennen? Strebst du das Maximum an oder bist du auch schon mit drei Podien zufrieden?"
Hamilton: "Es geht um das Maximum, ganz einfach."

"In einem normalen Rennen ist es einfacher, der Verfolger zu sein." Lewis Hamilton

Frage: "Welche Position ist einfacher: die des Jägers oder die des Gejagten?"
Hamilton: "In einem normalen Rennen ist es einfacher, der Verfolger zu sein, als an der Spitze zu liegen. Was die Meisterschaft anbelangt, ist es vermutlich etwas besser, einen kleinen Vorsprung zu haben und vorne zu sein."

"Einfach ist es in keinem Fall. Als Führender der Gesamtwertung hast du viel Druck, bloß keinen Fehler zu machen. Als Verfolger stehst du ebenfalls unter Druck, möglichst fehlerfrei zu fahren. Geht das schief, zieht dein Vordermann davon und du hast verloren. Es ist also gleich hart, denke ich."

Frage: "Du weißt, was es braucht, um die WM zu gewinnen. Mark Webber hat als aktueller Spitzenreiter keine Erfahrung im Titelkampf. Meinst du, deine Erfahrung kommt dir in den drei letzten Rennen des Jahres zugute?"
Hamilton: "Ich denke nicht. Mark ist ein sehr erfahrener Pilot. Er ist schon viel länger dabei als ich. Er hat zwar noch keine Meisterschaft gewonnen, aber das sollte keinen Unterschied ausmachen."

Frage: "Wie würdest du deine Titelchancen beziffern?"
Hamilton: "Ich denke, unsere Chancen sind ziemlich gut. Es ist nicht unmöglich, die WM noch zu gewinnen, denn es sind noch viele Punkte zu vergeben. Drei Rennen sind noch eine Menge. Ich fühle mich optimistisch. Natürlich wird es schwierig, doch wir werden alles in unserer Macht Stehende tun."

Wer findet das Setup am schnellsten?

Frage: "Wie lauten deine ersten Eindrücke von Südkorea?"
Hamilton: "Es scheint prima zu sein. Ich denke, sie verdienen einen Schulterklopfer dafür, dass sie diesen Rennplatz rechtzeitig fertig gestellt haben. Als das Safety-Car um die Strecke fuhr, war es noch sehr staubig."

"Das konnte man sehen. Ich freue mich aber schon sehr darauf, hinauszufahren. Der erste Sektor wird unserem Auto hoffentlich sehr gut liegen. Ich hoffe, unser Auto fühlt sich am Freitag gut an. Wichtig ist, das Fahrzeug vor der Qualifikation optimal abzustimmen."

Frage: "Wie werden die Reifen deiner Meinung nach funktionieren, wo die Strecke doch sehr wahrscheinlich nur wenig Grip bieten wird? Wie bereitest du dieses Rennen vor?"
Hamilton: "Vor uns allen liegt eine schwierige Aufgabe. Der Kurs ist noch sehr schmutzig und wird sich im Verlauf des Wochenendes stark verbessern."

"Am wichtigsten ist, das Paket und das Auto optimal abzustimmen." Lewis Hamilton

"Am wichtigsten ist, das Paket und das Auto optimal abzustimmen - und das schnellstmöglich. Außerdem geht es darum, möglichst viele Runden abzuspulen. Ich denke, alle Fahrzeuge werden lange draußen bleiben, um die Strecke so rasch wie möglich zu erfassen und ein gutes Setup herauszufahren."

Frage: "Was sagst du zur Strecke an sich?"
Hamilton: "So viel habe ich davon noch nicht gesehen. Es scheint aber viele Tribünen ohne Sitze zu geben (lacht; Anm. d. Red.). Es sieht ziemlich gut aus."


Fotos: McLaren, Großer Preis von Südkorea


"Die Hospitality ist recht nett. Noch sind die Arbeiten nicht komplett abgeschlossen und der Kurs ist ziemlich staubig, doch die Rennbahn ist bereit. Zumindest können wir hinausfahren und uns auf der Strecke wohlfühlen."

Jeder ist ein Gegner in Südkorea

Frage: "Wie interessant ist es für dich als Fahrer, an eine vollkommen neue Strecke zu kommen?"
Hamilton: "Ich liebe neue Kurse. Ich lerne das Layout immer recht schnell. Es ist klasse, dass wir ein ebenes Spielfeld und die gleiche Ausgangslage haben. Jeder hat dieselbe Herausforderung vor sich. Schön ist auch, ein weiteres Land im Rennkalender zu haben."

"Alle meine Gegner muss ich schlagen." Lewis Hamilton

Frage: "Was glaubst du: Wer ist in Südkorea der Mann, den es zu schlagen gilt - Vettel oder Webber?"
Hamilton: "Webber, weil er führt in der Gesamtwertung. Alle meine Gegner muss ich schlagen. Alle, die in der Tabelle vor mir liegen, sind die Männer, die es für mich zu schlagen gilt."

Frage: "Du hast hier in Südkorea schon einmal ein Rennen bestritten. Was hältst du von diesem Land - auch im Vergleich zu China und Japan?"
Hamilton: "In China und Japan habe ich bislang deutlich mehr Zeit verbracht, also kann man nur schwer einen Vergleich anstellen."

"Ich war bereits einmal in Südkorea, allerdings nur für einige wenige Tage. Damals habe ich überhaupt nichts gesehen. Ich war noch sehr jung und blieb meist im Hotel. Ich wurde hier nett empfangen."

"Die Leute scheinen alle sehr freundlich zu sein. Südkorea ist vielleicht eines der Länder, in das man am besten einreisen kann. Das Essen ist klasse und die Leute sind sehr, sehr höflich - wie überall in Asien."

Hamilton schaut nach vorne, nicht zurück

Frage: "Enttäuschen dich die Zwischenfälle aus den vergangenen Rennen? Andererseits darfst du sicherlich zufrieden sein, denn du bist ein Kämpfer und versuchst selbst in schwierigen Lagen, etwas zu erreichen. Was meinst du dazu?"
Hamilton: "In meinem Leben möchte ich nicht in Reue aufgehen."

"Für mich ist das nicht der Weg, um voran zu gelangen. Klar: Es gab einige Situationen, die waren einfach unglücklich. Man hofft immer darauf, dass so etwas nicht passiert. Sie kommen dennoch vor und das stärkt nur deinen Charakter."

"Ich fühle mich stark und habe ein gutes Auto." Lewis Hamilton

"Jetzt fühle ich mich positiv. Es stehen noch drei Rennen aus. Ich fühle mich stark und habe ein gutes Auto - zumindest das Fahrzeug, das Red Bull am nächsten kommt. Hoffentlich können wir ein tolles Duell haben."

Frage: "Wir haben es gerade thematisiert: Du hattest zuletzt einige Zwischenfälle und auch etwas Pech. Hast du diese Pechsträhne nun hinter dir?"
Hamilton: "Ich weiß es nicht. Ich glaube nicht an Pech, denn jeder ist seines eigenen Glückes Schmied, denke ich. Wir sind ein Team."

"Manchmal begehe ich Fehler, die man als Pech auffassen könnte. Hin und wieder macht das Auto schlapp. Man gewinnt und man verliert als Team. Wir lernen aber aus unseren Fehlern. Hoffentlich können wir an diesem Wochenende wieder einmal etwas Positives erreichen."

Frage: "Ist diese Phase der Saison besonders stressig? Machst du ein spezielles mentales Training, um konzentriert zu bleiben?"
Hamilton: "Nein (lacht; Anm. d. Red.). So einfach ist das. Wenn überhaupt, dann fühle ich mich jetzt mehr entspannt als in den vergangenen Rennen."

"Diese Grands Prix waren sehr hart und in manchen Fällen auch unglücklich. Ich bin aufgeregt, fühle mich stark und freu mich auf das Rennen. Es ist einfach klasse, wieder ins Auto klettern und ein weiteres Wochenende bestreiten zu können."