• 22.02.2012 22:17

  • von Rencken, Haidinger & Schmid

Hamilton: "Vielleicht war Vettel etwas schneller als wir"

McLaren zeigte sich bei einer Rennsimulation durchaus auf Augenhöhe mit Red Bull, doch in Sachen Zuverlässigkeit liegt man sogar vor den Weltmeistern

(Motorsport-Total.com) - Während McLaren vor einem Jahr viel Testzeit in der Garage verbrachte, mutiert der MP4-27 immer mehr zum Kilometerfresser. Heute absolvierte Lewis Hamilton 121 Runden, das Team liegt damit in dieser Wertung hinter Williams auf dem starken zweiten Rang und damit vor Red Bull (siehe Testcenter: Kilometer pro Auto).

Titel-Bild zur News: Lewis Hamilton

Lewis Hamiltons McLaren läuft in Barcelona wie ein Uhrwerk

Was den Speed angeht, lieferte man sich heute ein heißes Match mit dem Hauptrivalen aus Milton Keynes, denn nachdem Hamilton am Vormittag Setups evaluierte und Daten sammelte, waren er und Sebastian Vettel am Nachmittag gleichzeitig auf Rennsimulationen unterwegs. Die Zeiten der beiden waren durchaus vergleichbar: Nur gegen Ende kam Hamilton nicht über den 1:26er-Bereich hinaus, während Vettel die 1:24er-Schallmauer knackte. Im Tagesklassement belegte Vettel (+0,283) den dritten, Hamilton (+1,198) den sechsten Platz.

Vettel und Hamilton im direkten Vergleich

Die beiden kamen sich auf der Strecke sogar einmal in die Quere. Für manche sah dies wie eine kleine Rangelei aus, doch der Brite relativiert: "Ich finde nicht, dass wir uns beharkt haben. Er war auf einem Longrun, ich war auf einem Longrun. Er hat versucht, an mir vorbeizukommen, und ist an mir vorbeigekommen."


Fotos: McLaren, Testfahrten in Barcelona


Doch wie analysiert Hamilton den direkten Vergleich mit Vettel, zumal er später erste Reihe Fußfrei saß, um das Fahrverhalten des RB8 zu beobachten. "Wir sind bei unseren Runs in etwa die gleichen Rundenzeiten gefahren", meint der McLaren-Star. "Ich bin immer auf gebrauchten Reifen unterwegs gewesen, während er, glaube ich, bei seinem zweiten Stint auf neuen Reifen losgefahren ist. Doch grundsätzlich hat er sehr, sehr konkurrenzfähig ausgesehen. Vielleicht etwas schneller als wir."

Hamilton will aber nicht zu viel in Vettels Zeiten hineininterpretieren: "Wir wissen nicht, mit welcher Benzinmenge er gefahren ist. Insofern ist es für eine Aussage noch viel zu früh. Als ich hinter ihm gewesen bin, hat es so ausgesehen, dass sich sein Auto recht gut handeln lässt."

Vom Testflop zum Uhrwerk in einem Jahr

Doch während Red Bull noch mit der Zuverlässigkeit hadert, fährt der McLaren längst wie ein Uhrwerk. An zwei Tagen legte man über 1.000 Kilometer zurück, alleine heute waren es 563. "Ich glaube, dass wir heute so viele Kilometer gemacht haben wie im gesamten letzten Winter", bringt es Hamilton auf den Punkt. "Insofern war es für uns ein großer Tag. Zwei Tage mit jeweils über hundert Runden zu haben, mehr als 500 Kilometer, ist fantastisch. Wir haben viel über das Auto und die Reifen gelernt."

Lewis Hamilton

Lewis Hamilton - wenige Minuten vor dem Start zur Rennsimulation Zoom

Im Vorjahr erwies sich das mutige Auspuffsystem am MP4-26 bei den Tests als wahrer "Stimmungstöter". Nachdem die Tests wegen massiver Zuverlässigkeits-Probleme komplett ins Wasser gefallen waren, rüstete man im letzten Moment vor dem Saisonstart auf eine konservativere Lösung um.

"Im vergangenen Jahr hatte ich Probleme damit, 30 Runden zu fahren", erinnert sich Hamilton ungern zurück. "Wir mussten sogar kämpfen, um überhaupt zehn Runden zu fahren wegen all der Probleme mit dem Auspuff. Einen ganzen Tag zu fahren und 120 Runden zu drehen - ich kann mich gar nicht mehr daran erinnern, wann ich zuletzt so viele Runden gefahren bin. Ich fühle mich definitiv wesentlich zuversichtlicher und wohler."

Warum es in Barcelona so gut läuft

Vor allem in schnellen Kurven ist der Weltmeister 2008 mit seinem Auto zufrieden, aber auch generell fällt er ein positives Urteil: "Das Auto verhält sich in den schnellen Kurven sehr gut. Ich finde, dass die Grundlage unseres Autos in diesem Jahr besser ist als im vergangenen. Die Charakteristik des Autos ist so, dass es bei hoher Geschwindigkeit besser ist. Wir haben im Vergleich zum vergangenen Test ein paar Veränderungen vorgenommen, um dies umzusetzen. Im Wissen, dass wir ein paar Upgrades bekommen werden, sollte es in schnellen Kurven sogar noch besser werden."

Bei den heutigen Abstimmungstests konzentrierte sich das Team aus Woking bereits auf die Vorbereitungen auf das erste Rennen. "Wir haben viele verschiedene Dinge an der Abstimmung ausprobiert, um zu sehen, wie sich das Auto in Bezug auf die Reifen verhält", gibt der Brite Einblicke in das Testprogramm. "Wir haben unterschiedliche Aufhängungen und Dämpfer getestet - so ziemlich alles, was am Auto ist - innerhalb des Limits an Reifen, das uns zur Verfügung steht. Das sind alles Informationen, die wir bei einem Rennen nutzen können. Wenn wir ein bestimmtes Problem haben, wissen wir genau, was wir zu tun haben."

Nach den Tests in Jerez war die Freude bei McLaren noch verhalten, doch in Barcelona läuft es besser. Hamilton hat aber eine Idee, warum dies der Fall sein könnte. "Das Auto war etwas besser, allerdings hatten wir hier auch keine Neuerungen. Wir haben jetzt einfach schon gewusst, wie wir die Abstimmung gerne hätten. Wir hatten also eine bessere Ausgangslage. Es waren viel produktivere zwei Tage. Ich bin mir sicher, dass Jenson morgen dort weitermachen wird."