• 15.10.2011 12:24

  • von Dieter Rencken

Hamilton: "Es kommt auf den Sonntag an"

McLaren-Fahrer Lewis Hamilton spricht über seine Pole-Positions in Südkorea, die Aussichten für das Rennen und das Ende seiner "schwachen Phase"

(Motorsport-Total.com) - Kein strahlender Sieger, aber ein zufriedener: Lewis Hamilton rang sich nach seiner Fahrt zur Pole-Position von Südkorea nur ein kleines Lächeln ab, zeigte aber ansonsten nur wenige Emotionen. Der erste Startplatz bedeutet dem britischen McLaren-Piloten allerdings eine Menge, schließlich bestreitet das Team am Sonntag seinen 700. Grand Prix. In der Pressekonferenz spricht Hamilton über seine aktuelle Lage und seine Hoffnung auf den Sieg beim viertletzten Rennevent der Saison 2011.

Titel-Bild zur News: Lewis Hamilton

Lewis Hamilton wirkte nach der Pole-Position nicht besonders zufrieden...

Frage: "Lewis, es ist deine erste Pole-Position in über einem Jahr. Du scheinst dich aber nicht allzu sehr darüber zu freuen. Was ist los? Bist du nicht zufrieden?"
Lewis Hamilton: "Nein, ich freue mich. Ich bin sehr zufrieden. Ich freue mich, hier zu sein und ich bin sehr stolz darauf, was das Team in den vergangenen Rennen erreicht hat. Es ehrt mich, ein Teil der fortlaufenden Geschichte dieses Rennstalls zu sein."

"Jenson siegte beim jüngsten Grand Prix und nun stehen wir wieder einmal in den vorderen Startreihen und nehmen es mit Red Bull auf. Das stimmt mich sehr, sehr zufrieden. Es kommt aber auf den Sonntag an, denn das ist der Tag, der zählt - und danach auf alle weiteren Rennen. Das hier ist nur ein ganz kleiner Schritt in die richtige Richtung."

Frage: "Du musstest zuletzt einige Enttäuschungen hinnehmen. Wie viel bedeutet dir es da, dass du nun von der Pole-Position losfahren kannst und vorerst der Schnellste bist?"
Hamilton: "Nun, das ist wahrscheinlich eines der ersten positiven Dinge, die ich seit Langem hatte. Es fühlt sich großartig an, wieder einmal auf der Pole-Position zu stehen. Wie ich aber schon sagte: Auf den Sonntag kommt es an."

"Ich hatte in der Vergangenheit einige schwierige Rennen." Lewis Hamilton

"Ich hatte in der Vergangenheit einige schwierige Rennen. Hoffentlich kann ich Wiedergutmachung dafür betreiben. Das werde ich zumindest versuchen. Wir wollen einige gute Punkte für das Team einfahren, um uns für die unheimliche Arbeit zu bedanken, die nötig war, um uns hierher zu bringen, wo wir jetzt stehen. Vielen Dank an das Team. Ich hoffe, Jenson und ich können es am Sonntag zurückzahlen."

Frage: "Du wirkst tatsächlich nicht so happy, sondern fast traurig und du lachst auch kaum. Liegt das vielleicht an der Kritik, die du zuletzt öfter einstecken musstest?"
Hamilton: "Nein, nein. Ich freue mich, ich bin zufrieden. Es war nur einfach eine sehr harte zweite Saisonhälfte. Es ist klasse, auf der Pole-Position zu stehen."

"Es bedeutet insgesamt nur nicht allzu viel, denn der Sonntag ist der wichtige Tag. Darauf kommt es an. Ich bin auch stolz auf mein Team und auf die Unterstützung, die sie mir zuteil werden lassen. Das war unglaublich. Es ist also ein gutes Gefühl, hier oben zu sein. Ich freue mich aber auf morgen, denn dann gilt es."¿pbvin|512|4183||0|1pb¿

Die Pole-Position als Schritt aus der Krise

Frage: "Wie viel Befriedigung ziehst du aus dieser Pole-Position?"
Hamilton: "Naja, es ist noch sehr frisch und außerdem ist der Samstag nicht das Wichtigste. Es ist aber schon einmal ein guter Start. Wie ich eben schon sagte: Das Team arbeitete in diesem Jahr wirklich hart, um das Defizit gegenüber Red Bull wettzumachen."

"Ich hoffe, wir können am Sonntag mit dieser Leistung fortfahren." Lewis Hamilton

"Das betrifft vor allem die jüngsten Rennen, denn zumindest bei den vergangenen fünf Events war Jenson unglaublich schnell. Wir konnten es mit Red Bull aufnehmen und konstant auf das Treppchen fahren, auch wenn es nicht gelang, allzu oft vor ihnen zu sein. Zum Glück waren wir in Japan so konkurrenzfähig wie sie und sind es auch hier. Ich hoffe, wir können am Sonntag mit dieser Leistung fortfahren."

Frage: "Denkst du, diese Pole-Position nach dem Japan-Event verdient zu haben?"
Hamilton: "'Verdient' ist vielleicht das falsche Wort dafür. Es klappte heute, nachdem ich hart darauf hingearbeitet hatte."

Frage: "Es muss dich ungeheuer zufriedengestellt haben, im Qualifying den Ton angegeben zu haben..."
Hamilton: "Ja. Wir hatten nun schon ein paar Q1- und Q2-Einheiten, in denen wir ganz oben standen, konnten es aber nie auch in Q3 durchziehen."

"Es war sehr wichtig, dass es heute einmal gelang." Lewis Hamilton

"Speziell in den vergangenen Events brachte ich meine letzte Runde nie richtig zusammen. Es war sehr wichtig, dass es heute einmal gelang. Das machte einen deutlichen Unterschied aus. Ich weiß nicht, ob sich Seb noch einmal verbessern konnte. Das war sicher der Fall. Deshalb war es wichtig, diese eine Runde hinzukriegen."

Frage: "Im letzten Sektor warst du ziemlich nahe an Mark Webber dran. Wurde deine Rundenzeit dadurch beeinträchtigt?"
Hamilton: "Nein. Ich erkannte, dass er etwas vom Gas ging. Mein letzter Sektor schien aber okay zu sein, wenn ich ehrlich bin. In der letzten Kurve war es etwas rutschig, doch ich kann das nicht auf ihn schieben. Ich denke, das lag an den nachlassenden Reifen. Ich weiß nicht, wie viele Sekunden er vor mir war. Ich glaube aber, der Abstand war groß genug."

Hamilton peilt den Start-Ziel-Sieg an

Frage: "Du meintest eben, deine Reifen hätten zum Schluss an Grip verloren. Könnte das ein Nachteil beim Rennstart sein?"
Hamilton: "Nein, nein. Generell gesprochen: Wenn du diese Autos fährst, dann machst du auf der ersten Runde - speziell in der Qualifikation - so langsam, dass du die Reifen nicht zu sehr beanspruchst."


Fotos: Lewis Hamilton, Großer Preis von Südkorea


"Bei deiner eigentlichen schnellen Runde holst du dann natürlich alles heraus. Gelingt dir das, dann sollten die Pneus im letzten Sektor nachlassen. Das ist nur normal. Sobald sie wieder abgekühlt sind, wie das morgen der Fall sein wird, kehrt der Grip zurück und dann ist es so wie bei jedem anderen Fahrer auch."

Frage: "Sprechen wir über den Start: Die Anfahrt zur ersten Kurve ist hier extrem kurz..."
Hamilton: "Allerdings. In letzter Zeit konnten wir unsere Starts verbessern. Hoffentlich macht sich das auch hier bemerkbar, sodass wir davon profitieren können."

Frage: "Was ist drin für dich? Was können wir im Rennen von dir erwarten?"
Hamilton: "Ich denke, wir werden konkurrenzfähig sein. Wahrscheinlich wird es ganz schön schwierig, die beiden Jungs hinter mir zu schlagen - wie immer halt."

"Wir befinden uns in der besten Position." Lewis Hamilton

"Wir befinden uns aber in der besten Position, um die Flucht nach vorne anzutreten. Hoffen wir einfach, dass ich die Führung übernehmen und anschließend das Rennen professionell kontrollieren kann. Darauf habe ich es am Sonntag abgesehen."

Frage: "Felipe Massa steht dieses Mal weit hinter dir..."
Hamilton: "Das sind großartige Nachrichten."

Frage: "Beschreibe und, was im dritten Freien Training alles zu tun war. Ihr musstet ja gewissermaßen bei Null anfangen..."
Hamilton: "Nein, wir fuhren im Prinzip das Auto, wie wir es schon am Freitag bewegt hatten. Wir nahmen einige Veränderungen daran vor, als sich die Strecke verbesserte. Im Vergleich zum jüngsten Rennen waren die Änderungen beim Setup recht umfangreich. Das machte den großen Unterschied aus."

Wie lange halten die Reifen in Südkorea?"

Frage: "Welche Art von Reifenprogramm war im Freien Training zu absolvieren? Was heißt das für die Strategie?"
Hamilton: "Ich denke, alle befürchteten einen recht großen Verschleiß bei den Reifen. Bei den Longruns von Red Bull sah es aber gar nicht so dramatisch aus. Die Leistung über eine schnelle Runde hält länger an als die Spezialisten erwartet hatten."

"Die Pneus lassen nicht so rasch nach. Es sollte okay sein." Lewis Hamilton

"Am Sonntag wird es also ähnlich laufen wie schon beim vergangenen Rennen, denke ich. Die Pneus lassen nicht so rasch nach. Es sollte okay sein. Ich rechne eher mit zwei bis drei Stopps und nicht mit vier Reifenwechseln. Das wird wohl nicht passieren."

Frage: "McLaren scheint immer konkurrenzfähiger zu werden. Wie wichtig ist das vor allem im Hinblick auf die kommende Saison?"
Hamilton: "Ich hatte eine recht schwache Phase."

"In den noch ausstehenden Rennen geht es daher darum, dass ich mich selbst wieder aufrichte. Wir wollen eine gute Konstanz und einige gute Ergebnisse erreichen. Ich möchte viel Energie in diese Rennen fließen lassen, um wieder auf Kurs zu gelangen. All dies soll dann in das kommende Jahr münden."

Frage: "Wie gefällt es dir hier in Südkorea?"
Hamilton: "Ich freue mich sehr darüber, hier in Südkorea zu sein. Es gefällt mir hier. Dieser Kurs, der extra für uns gebaut wurde, zählt zu den besten Strecken. Für eine neue Bahn ist diese Anlage einfach fantastisch. Ich war vorab in Seoul und traf dort viele interessante Menschen. Seit ich hier bin, habe ich eine gute Zeit."

Frage: "Auf deinem Rennanzug sind koreanische Schriftzeichen abgebildet. Warum?"
Hamilton: "Nun, wir haben bei jedem Rennen einen speziell gestalteten Rennanzug. Einige Fans bekamen die Möglichkeit, ein Design zu entwerfen. Es sieht klasse aus, finde ich."