• 07.11.2010 20:46

  • von Dieter Rencken

Hamilton: "Da müsste schon ein Wunder passieren"

Im Gespräch: Lewis Hamilton ärgert sich über mangelnden Grip in São Paulo und weiß, dass seine WM-Chancen nun nur noch rechnerischer Natur sind

(Motorsport-Total.com) - 2007 hat Lewis Hamilton - damals noch nach altem Wertungssystem - 17 Punkte Vorsprung innerhalb von zwei Rennen verloren, sodass doch noch Kimi Räikkönen Weltmeister wurde. Nun muss der McLaren-Pilot auf ein ähnliches Wunder zu seinen Gunsten hoffen, wenn er den WM-Titel 2010 holen will, denn vor dem Saisonfinale in Abu Dhabi hat er als Gesamtvierter 24 Punkte Rückstand auf Fernando Alonso.

Titel-Bild zur News: Lewis Hamilton

Lewis Hamilton fuhr tapfer, kämpfte heute aber mit stumpfen Waffen

Hamilton verlor in São Paulo gleich in der Anfangsphase eine Position gegen Alonso, lag nach dem Überholmanöver gegen Nico Hülkenberg an vierter Stelle und gab diese bis ins Ziel nicht mehr ab. Allerdings hatte er mit seinem McLaren so hart zu kämpfen, dass er sich am Boxenfunk sogar danach erkundigte, ob der F-Schacht überhaupt funktioniert. Während der Safety-Car-Phase holte er sich noch einmal neue Reifen ab, um eventuell Alonso angreifen zu können, aber daraus wurde nichts mehr.

Frage: "Lewis, du schienst mit dem Auto nicht sehr zufrieden zu sein. Vierter Platz, 24 Punkte Rückstand in der Weltmeisterschaft - dein Fazit?"
Lewis Hamilton: "Da gibt es nicht viel zu sagen - es war ein hartes Rennen. Das Ergebnis ist nicht so schlecht, aber das Auto war nirgendwo. Ich hatte null Grip und hatte Glück, mit so einem Auto überhaupt Vierter zu werden. Die Pace war schockierend. Nichtsdestotrotz haben die Jungs dieses Wochenende wie immer großartige Arbeit geleistet. Ich habe jede einzelne Runde alles gegeben und bin kein schlechtes Rennen gefahren. Jetzt gehen wir nach Abu Dhabi, ohne dass wir etwas zu verlieren haben."

Frage: "Du hast am Funk früh über den Grip geklagt und dann einmal gefragt, ob der F-Schacht überhaupt funktioniert. Wie hat sich das Auto angefühlt?"
Hamilton: "Es fühlte sich anders an als im Training. Auf den Geraden hatte ich das Gefühl, dass der F-Schacht nicht funktioniert, weil es unheimlich schwierig war, jemanden zu überholen - selbst mit einem Lotus tat ich mir schwer! Auch Fernando war auf den Geraden viel schneller als ich und konnte mich überholen. Aber ich habe weiter gepusht und finde, dass sie mit der Strategie einen Superjob gemacht haben. Nur: Mit einem Auto, das nicht schnell genug ist, kannst du nicht gewinnen - und mit vierten Plätzen wirst du eben nicht Weltmeister."


Fotos: Lewis Hamilton, Großer Preis von Brasilien, Sonntag


Frage: "Warum habt ihr euch für einen zweiten Boxenstopp entschieden?"
Hamilton: "Ich hatte wie gesagt keinen Grip, obwohl ich alles gab. Als das Safety-Car rauskam, holten mich die Jungs rein. Das war nicht meine Entscheidung, aber ich glaube, sie war richtig. Es wäre sehr schwierig geworden, um den dritten Platz zu kämpfen, denn dafür war ich nicht schnell genug."

Frage: "Zumindest rechnerisch kannst du in Abu Dhabi noch Weltmeister werden. Stimmt dich das ein bisschen versöhnlich?"
Hamilton: "Im Moment nicht. Jenson hatte ein gutes Rennen und ich glaube, wir müssen uns darauf konzentrieren, so viele Punkte wie möglich für die Konstrukteurs-WM zu holen. Wir sind für Abu Dhabi nicht schnell genug - da müsste schon ein Wunder passieren. Andererseits ist es noch möglich, also werde ich weiterhin kämpfen. Aber realistisch betrachtet muss man schon zugeben, dass es jetzt wohl vorbei ist. Ich kann nur noch hoffen, dass die anderen Probleme haben."