Sauber: Fehlender Topspeed - ein WM-Punkt für Kobayashi
Während sich Nick Heidfeld über eine komplizierte Situation beim Überrunden samt Durchfahrstrafe ärgert, holte Kamui Kobayashi den letzten WM-Punkt
(Motorsport-Total.com) - Kamui Kobayashi hat beim Großen Preis von Brasilien in Interlagos einen WM-Punkt geholt. Der Japaner war mit einer anderen Reifenstrategie als der Großteil des Feldes unterwegs und wurde von Startplatz zwölf aus Zehnter. Nick Heidfeld, der als 15. gestartet war, steckte lange in einem Pulk fest und wurde sechs Runden vor Schluss durch eine Durchfahrtsstrafe wegen Missachtens blauer Flaggen auf Platz 17 zurückgeworfen.
"Mein Ergebnis ist nicht toll, aber vielleicht geht ein Punkt heute in Ordnung", so Kobayashi. "Mein Start war nicht schlecht, aber vor allem zu Beginn meiner vielen Runden mit den härteren Prime-Reifen hatte ich viel zu wenig Haftung und habe Plätze verloren."

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Nick Heidfeld musste zur Strafe in der Box erscheinen, Kobayashi wurde Zehnter
"Als die Reifen dann älter wurden, bekam ich starkes Untersteuern. Mit den frischen Reifen kam ich an den beiden Toro Rosso vorbei, aber das Überholen war heute nicht einfach. Man braucht einfach Topspeed auf der Geraden, um in der ersten Kurve angreifen zu können, und davon hatte ich einfach nicht genug."
"Als 17. anzukommen, ist natürlich enttäuschend", so Heidfeld. "Dabei lief es zu Anfang recht gut für mich, ich konnte in der ersten Runde ein paar Autos außen überholen. Danach fuhr ich in dem Pulk hinter Adrian Sutil, aber ich hatte nicht den Topspeed zum Überholen. Ich lag außerhalb der Punkte, als das Safety-Car auf die Strecke ging, und das Team entschied sich, etwas zu pokern und mich für einen zweiten Reifenwechsel reinzuholen."
"Aber dann war das Rennen wegen der Durchfahrtsstrafe ohnehin gelaufen für mich. Die Strafe war absolut gerechtfertigt. Ich habe nicht gewusst, dass Nico mich überrunden wollte. Mir wurden schon blaue Flaggen gezeigt, als zwischen uns noch andere Autos fuhren, und als er dann direkt hinter mir war, konnte ich nicht wissen, dass sie ihm galten."
"Ich hatte die Information vom Team nicht, was vielleicht daran lag, dass das Team die Information seinerseits auch nicht bekommen hatte. Ich habe mich bei Nico direkt nach dem Rennen entschuldigt."
"Ein Punkt sieht nicht nach viel aus, aber Kamui hat sehr hart gekämpft, um Zehnter zu werden", so Teamchef Peter Sauber. "Das war eine starke Leistung. Nick war weniger glücklich, weil er die meiste Zeit im Verkehr steckte und dann, nach seinem zweiten Boxenstopp, mit einer Durchfahrtsstrafe belegt wurde."
"Es war ein ereignisreiches Rennen für die meisten Fahrer in vielerlei Hinsicht", so James Key, Technischer Direktor des Teams. "Weil das Aufwärmen der Reifen angesichts der hohen Streckentemperaturen kein Problem sein sollte, ließen wir Kamui auf den harten Prime-Reifen starten. Wir konnten davon ausgehen, dass sein Tempo im Rennen gut genug sein würde. Leider kam unmittelbar nach seinem Wechsel auf die weichen Option-Reifen das Safety-Car auf die Strecke. Das hat uns ein wenig den Vorteil dieser Reifen genommen. Aber Kamui hat einen guten Job gemacht und einen Punkt erobert."
"Nick startete auf den Option-Reifen und hatte damit die Chance, am Start anzugreifen. Das war eine ziemlich normale Strategie mit den Prime-Reifen im zweiten Stint. Wir haben ihn dann in der Safety-Car-Phase reingeholt, um seine Position zu verteidigen."
"Leider bekam er dann eine Durchfahrtsstrafe, deren Ursache wir noch genau anschauen müssen, weil nicht ganz klar war, was wirklich passierte. Wir wussten, dass Nico Rosberg in der Nähe war, aber da war auch noch ein Auto zwischen ihm und Nico."

