• 06.09.2014 10:28

  • von Roman Wittemeier

Freie Antriebsentwicklung: Die Kleinen würden leiden

Angesichts des Rückstandes von Ferrari und Renault wird in der Formel 1 eine Freigabe der Antriebsentwicklung diskutiert: Kosten drohen zu explodieren

(Motorsport-Total.com) - Mercedes drückt der Formel 1 in der laufenden Saison 2014 eindeutig seinen Stempel auf. Der W05 von Nico Rosberg und Lewis Hamilton war bislang auf nahezu allen Strecken uneinholbar. Einer der Schlüssel zum Erfolg der Silberpfeile liegt im Antrieb, der von Mercedes im britischen Brixworth entwickelt und gebaut wird. Die neuen "Power Units" von Renault bremsen die Weltmeister von Red Bull, Ferrari kann wegen Schwächen am Antrieb ebenfalls nicht vorne mitmischen.

Titel-Bild zur News: John Booth, Toto Wolff, Marco Mattiacci, Christian Horner

Die Antriebsentwicklung war am Freitag Thema bei den Teamverantwortlichen Zoom

Vor allem Ferrari-Teamchef Marco Mattiacci fordert vehement eine Freigabe der Antriebsentwicklung während der laufenden Saison, um seiner Mannschaft - aber auch Renault - neue Möglichkeiten für eine Aufholjagd zu schaffen. Das Reglement unterbindet die Weiterentwicklung während des Formel-1-Jahres in fast allen Bereichen, erst zum kommenden Jahr dürften umfangreiche Updates an der "Power Unit" verbaut werden. So lange will Mattiacci nicht warten.

"In der Formel 1 geht es um Innovation. Wer am besten entwickelt, der muss natürlich vorne sein. Aber ein Jahr warten zu müssen, um überhaupt aufschließen zu können, ist nach meiner Ansicht zu lang", meint Mattiacci, der das Thema bereits bei einem Teamchef-Meeting am Grand-Prix-Wochenende in Belgien auf den Tisch gebracht hatte. "Die Fans begreifen doch nicht, warum es so lange dauert, bis wir näher kommen. Wir sollten gewisse Freiheiten schaffen, um unseren Ingenieuren kreative Ansätze zu erlauben."

Bekommen die Kunden dann alte Antriebe?

"Es ist klar, dass Toto (Wolff; Anm. d. Red.) die Antriebe am liebsten für 25 Jahre einfrieren würde", schmunzelt Red-Bull-Teamchef Christian Horner, dessen Mannschaft Renault bei der weiteren Entwicklung der "Power Unit" hilft. "Aber wir brauchen doch denn Wettbewerb", ergänzt der Brite. "Es gibt leider nur wenige Zeitpunkte, wo man wirklich etwas tun kann. Wenn man beim Chassis einen Bock geschossen hat, kann man Rennen für Rennen neue Teile bringen und sich nach vorne arbeiten."

Die Entwicklung der Antriebe ist vor allem aus Kostengründen während der Saison eingefroren. Zum kommenden Jahr können umfangreiche Veränderungen vorgenommen werden, in den Folgejahren werden diese Möglichkeiten per Reglement immer weiter eingeschränkt - so der aktuelle Stand. Bei einem Treffen der Teamchefs am Freitag in Monza wurde das Thema Antriebsentwicklung wieder heiß diskutiert, aber keine Lösung gefunden, die sich auf die Schnelle realisieren ließe. Mercedes pocht auf das aktuelle Regelwerk.


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"Abgesehen vom Thema Kosten ist es wichtig, dass wir Stabilität haben", argumentiert Mercedes-Motorsportchef Wolff. "Es stimmt, dass wir einen guten Antrieb haben, aber auch wir wollen uns dem Wettbewerb stellen. Man muss die Möglichkeiten genau definieren. Die Saison ist zwölf Rennen alt. Ist jetzt wirklich der richtige Zeitpunkt, um die Regeln zu ändern? Vielleicht. Die bisherigen Gespräche waren sehr offen", sagt der Österreicher. Es gebe derzeit viele verschiedene Vorschläge.

"Wenn wir genau den gegenteiligen Weg einschlagen, dann werden die Kosten dramatisch ansteigen. Ich bin nicht sicher, ob wir dann allen immer die gleiche Ausbaustufe geben könnten. Das wäre wohl logistisch gar nicht machbar", erklärt Wolff die möglichen Auswirkungen für Kunden wie Williams oder Ferrari-Partner Sauber. "Der Teufel liegt im Detail", meint der Mercedes-Motorsportchef. Die Debatten um eine etwaige Freigabe der Antriebsentwicklung sollen in den kommenden Wochen fortgesetzt werden.