Formel-1-Kräfteverhältnis 2024: Das sagen die Daten nach Japan!
Wer hat das aktuell schnellste Auto? Wer den besten Reifenverschleiß? Wer den besten Topspeed? Wir klären die wichtigsten Fragen zur Formel-1-Saison 2024!
(Motorsport-Total.com) - Nach dem Schluckauf in Australien hat sich Red Bull mit einem Doppelsieg beim Großen Preis von Japan zurückgemeldet. Doch wie gut war die Pace der einzelnen Autos? Was sagen uns die Daten der Saison 2024? Wer hat den besten Topspeed? Wer den besten Reifenverschleiß und wie hoch ist er? Wie schnell sind die Teamkollegen zueinander? Wer hat sich im Vergleich zum Vorjahr am meisten gesteigert?
© Motorsport Images
Der Start zum Großen Preis von Japan 2024 Zoom
Mit den Daten, die unser Technologiepartner PACETEQ zur Verfügung stellt, ist es möglich, Einblicke in die sonst verborgenen Zahlen der Formel-1-Teams zu erhalten und wir können damit alle dieser Fragen beantworten!
Rennpace Japan: Ferrari halbe Sekunde näher an Red Bull dran als 2023
Den Daten nach zu Urteilen war beim Großen Preis von Japan Max Verstappen der schnellste Pilot im Feld und das auch relativ deutlich mit einem um verschiedene Strategien und Reifenmischungen bereinigten Pace-Vorteil von 0,27 Sekunden pro Runde gegenüber dem zweitschnellsten Fahrer, seinem Teamkollegen Sergio Perez.
Mit einem Rückstand von 0,34 Sekunden pro Runde war Ferrari mit Charles Leclerc die dritte Kraft im Rennen, der mit einer Einstoppstrategie an Rang vier vorfahren konnte. Damit hat die Scuderia einen großen Fortschritt im Vergleich zum Vorjahr gemacht, wo man noch durchschnittlich 0,97 Sekunden pro Runde auf Verstappen im Rennen von Suzuka einbüßte.
Lando Norris lag im McLaren im Mittel 0,35 Sekunden hinter Verstappen und zeigte damit strategiebereinigt eine bessere Rennpace als Carlos Sainz, doch die McLaren-Strategie verhinderte ein besseres Ergebnis. Im weiteren Verfolgerfeld lagen Oscar Piastri, George Russell, Fernando Alonso und Lewis Hamilton eng beieinander.
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Im Mittelfeld hatte Nico Hülkenberg im Haas (+1,48) die beste Rennpace, doch der verpatzte Start kostete eine gute Chance auf Punkte, schließlich ging der Deutsche von P10 ins Rennen nach der roten Flagge. So konnte sich Yuki Tsunoda (+1,5) beim Heimspiel den letzten Zähler sichern.
Die Pace der beiden Alpines enttäuschte maßlos, was auch an einem Kontakt beim zweiten Start von Esteban Ocon (+2,65) und Pierre Gasly (+2,88) lag, die dadurch jeweils 30 beziehungsweise 15 Punkte an Downforce verloren haben. Doch auch ohne den Schaden wäre man hochgerechnet 2,2 Sekunden pro Runde langsamer als Verstappen gewesen und damit immer noch letzte Kraft.
Bei der Red-Bull-Doppelpole im Qualifying ging es vor allem im Verfolgerfeld eng zu, wobei sich McLaren (+0,29) als schnellstes Team entpuppt hat. Zwischen Ferrari (+0,49), Aston Martin (+0,49) und Mercedes (+0,57) lag dafür weniger als eine Zehntel. Im Mittelfeld hatte Racing Bulls (+1,22) mit dem Einzug ins Q3 leicht die Oberhand.
Reifenverschleiß: Leclerc meistert Einstoppstrategie
Die Strategie beim Grand Prix von Japan wurde durch die rote Flagge nach dem Unfall zwischen Daniel Ricciardo und Alexander Albon zum großen Thema. Der Großteil des Feldes blieb bei der geplanten Zweistoppstrategie, doch Charles Leclerc, Kevin Magnussen und die beiden Mercedes-Piloten versuchten, mit nur noch einem Reifenwechsel ins Ziel zu kommen.
Während Mercedes die Strategie verwerfen musste, konnte vor allem Leclerc mit einem herausragenden Reifenmanagement glänzen. Nur um 0,05 Sekunden pro Runde verschlissen seine Reifen im Rennen, womit er mit großem Abstand der beste Fahrer in Japan beim Reifenmanagement war. Magnussen, der die Einstoppstrategie ebenfalls durchbrachte, kam als Zweiter dieser Wertung schon auf einen Verschleiß von 0,084 Sekunden pro Runde, womit für den Dänen hochgerechnet die Zweistoppstrategie besser gewesen wäre.
Negativ aufgefallen beim Reifenschonen ist Aston-Martin-Pilot Lance Stroll (0,178), doch sein Team probierte eine kuriose Strategie und der Kanadier musste 18 Runden am Ende des Rennens mit dem Softreifen absolvieren. Vor dem Rennen hat Pirelli vorhergesagt, dass der Soft nicht länger als zehn Runden hält.
Saisonschnitt Reifenverschleiß: Ferrari auf einmal Reifenflüsterer Nr. 1
Im Saisonschnitt ergibt sich beim Reifenmanagement nahezu ein umgekehrtes Bild zur Vorsaison. Im Jahr 2024 ist bisher Ferrari mit großem Abstand das Team mit dem geringsten Reifenverschleiß. In den ersten vier Saisonrennen verschlissen die Reifen am SF-24 um gerade einmal 0,062 Sekunden pro Runde. Schlusslicht ist dafür überraschenderweise Red Bull (0,093), was vor allem am schlechten Reifenumgang in Australien liegt.
Haas, das Problemkind der Vorsaison, hat ebenfalls gute Schritte nach vorne gemacht und liegt bisher im Mittelfeld bei einem Verschleiß von 0,078 Sekunden pro Runde. In den ersten vier Rennen fallen auch Williams, McLaren und Mercedes positiv auf, wobei Aston Martin, Alpine und Sauber die Pneus eher schneller verschleißen.
Alpine im Rennen eine Sekunde langsamer als 2023
Sieht man sich die Durchschnitte der ersten vier Rennen an, dann sind im Vergleich zum Vorjahr bis auf Racing Bulls, Williams und Alpine alle Teams bei der Rennpace näher an Red Bull rangekommen. Den größten Schritt haben McLaren (-0,52) und Ferrari (-0,46) gemacht, während Alpine um ganze 0,85 Sekunden pro Runde im relativen Kräfteverhältnis zurückgefallen ist!
Schaut man sich die absoluten Verbesserungen an, ist die blamable Pace von Alpine noch besser erkennbar. Vergleicht man die 2024er-Qualifyingzeiten mit denen aus dem Vorjahr, so ist der Alpine um gerade einmal 0,09 Sekunden im Schnitt schneller geworden. Den größten Sprung hat auch hier McLaren (-1,42) gemacht.
Wenn man die gefahrene Rennpace im Grand Prix gegenüberstellt, so haben nur McLaren (-0,53) und Ferrari (-0,46) signifikante Fortschritte erzielt. Das liegt allerdings daran, dass die Rennbedingungen in Australien und Saudi-Arabien 2023 deutlich besser waren als in diesem Jahr, weshalb sich im absolutem Vergleich kaum ein Team zeitlich verbessern konnte, doch der Vergleich ist für alle Teams gleich.
So ist der Alpine A524 tatsächlich im Rennen über eine Sekunde pro Runde langsamer als der A523. Mit gleichwertigen Bedingungen würde die Verschlechterung keinesfalls so groß ausfallen, doch der 2024er-Alpine ist zeitlich gesehen definitiv keine Verbesserung zum Vorjahresmodell.
Teamduelle: Klatsche für Stroll und Sargeant geht weiter
Schon nach vier Rennen haben sich bei einigen Teams klare Tendenzen abgeleitet, welcher Fahrer die Oberhand hat. Das eindeutigste Teamduell im Qualifying spielt sich bei Aston Martin mit Fernando Alonso und Lance Stroll ab, wo der Kanadier im Schnitt über eine halbe Sekunde aufgebrummt bekommt. Beachtlich sind auch die Duelle bei Williams, Racing Bulls und Sauber. Am engsten ist es dafür bei Ferrari.
Das klarste Teamduell im Rennen ist dafür bei Williams, wo Logan Sargeant gegen Alexander Albon kein Land sieht. Am engsten ist es bei der Rennpace zwischen den Mercedes-Piloten George Russell und Lewis Hamilton, wo Russell im Mittel etwas mehr als eine Hundertstelsekunde pro Runde schneller ist.
Wenn man Qualifying und Rennen gegenüberstellt, so haben sich einige Teamduelle je nach Disziplin gedreht. Im Rennen ist nun Sainz schneller als Leclerc und auch Zhou besser als Bottas. Zudem ist der Vergleich bei Haas interessant. Während Hülkenberg im Vorjahr im Schnitt eine halbe Sekunde vor Magnussen im Qualifying war, so fällt der Vorsprung 2024 deutlich kleiner aus. Dafür macht der Emmericher in der aktuellen Saison im Rennen einen besseren Eindruck als 2023.
Welches Auto hat den besten Topspeed?
Die große Frage ist natürlich, woher der Vorteil für Red Bull kommt? Das Auto ist natürlich bestens ausbalanciert, aber auch auf den Geraden kann der RB20 seine Stärken ausspielen. Sieht man sich die Topspeed-Werte im Qualifying an, dann ist keiner schneller als Verstappen und Perez.
Zum einen ist der RB20 erneut aerodynamisch effizient und erzeugt weniger Luftwiderstand als die Konkurrenz, doch auch beim geöffneten DRS findet Red Bull scheinbar mehr Zeit als der Rest. Doch seit diesem Jahr ist auch der Haas auf den Gerade zu einer Rakete geworden und liegt mit Red Bull in der Geschwindigkeitsmessung gleichauf.
Ferrari und Mercedes finden sich beim Topspeed im Mittelfeld wieder, während am Ende des Feldes McLaren und Sauber stehen, die mit durchschnittlich über fünf km/h Rückstand auf Red Bull noch Verbesserungsbedarf haben. Diese Autos haben einen zu großen Luftwiderstand.
Wer macht die besten Boxenstopps?
Ein wichtiges Kriterium für eine gute Rennstrategie sind natürlich auch die Boxenstopps. Im Schnitt verbringen die Red-Bull-Piloten die geringste Zeit beim Reifenwechsel. Nur durchschnittlich 2,41 Sekunden stehen Max Verstappen und Sergio Perez beim Reifenwechsel, das ist Bestwert in der Formel 1.
Riesige Probleme beim Reifenwechsel gibt es dafür bei Sauber. Valtteri Bottas und Guanyu Zhou stehen durchschnittlich 12,17 Sekunden beim Reifenwechsel! In Australien und Japan hat man dadurch gute Chancen auf die Punkte verspielt. Größter Pechvogel in der Boxengasse ist dabei der Finne. Bottas steht im Schnitt 13,66 Sekunden beim Reifenwechsel.
Eine ausführliche Analyse der Daten des Formel-1-Wochenendes in Japan gibt es auf dem YouTube-Kanal von Formel1.de, wo Datenexperte Kevin Hermann mit dem OneTiming von PACETEQ die wichtigsten Erkenntnisse vorstellt und dabei die verkorkste McLaren-Strategie und Leclercs Reifenmeisterklasse mit Zahlen unterfüttert.
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