• 26.03.2009 14:54

Formel 1 droht nach Massenprotest ein Fiasko

Brawn, Toyota und Williams scheinen legal zu sein: Der Protest gegen die drei Teams wurde abgewiesen, aber wie geht es nun weiter?

(Motorsport-Total.com/sid) - Ein Massenprotest sorgt vor dem Saisonstart für Aufruhr in der Formel 1 und droht das erste Rennen zu einem Fiasko werden zu lassen. Ferrari, Renault und Red Bull hatten am Donnerstag in Melbourne offiziell die Diffusoren der Konkurrenten Brawn, Williams und Toyota ins Visier genommen, dabei aber von den Rennkommissaren in erster Instanz eine Abfuhr erhalten.

Titel-Bild zur News: Diffusor des TF109 von Timo Glock, Barcelona, Circuit de Catalunya

Der Diffusor von drei Teams soll angeblich nicht dem Reglement entsprechen

Dem Trio steht aber jetzt der Gang vor das Berufungsgericht der FIA offen. Sollten sie sich wie allgemein erwartet dafür entscheiden, würden die Ergebnisse der ersten beiden Rennen am Sonntag in Melbourne und eine Woche später in Kuala Lumpur nur unter Vorbehalt gelten und es müsste eine Entscheidung am Grünen Tisch geben. Erst nach dem Rennen in Malaysia könnte das Berufungsgericht in Paris zusammentreten.#w1#

Sechs Stunden lange Beratschlagungen

Sechs Stunden lang hatten sich am Donnerstag die FIA-Kommissare in Melbourne mit dem Protest beschäftigt, bevor sie ihn spät abends abwiesen. Die drei Rennställe hatten nach der technischen Abnahme fristgerecht die Autos von Brawn, Toyota und Williams beanstandet. Der Protest von des BMW Sauber F1 Teams wurde offenbar zu spät eingereicht und deshalb abgewiesen.

¿pbvin|512|1393||1pb¿Direkt betroffen von dem Streit sind auch zwei deutsche Fahrer: Nico Rosberg bei Williams und Timo Glock bei Toyota. Sebastian Vettel ist mit Red Bull auf der Seite der Kläger. Die Protestierer bemängeln, dass Williams, Toyota und Brawn Doppeldiffusoren verwenden, die pro Runde mehrere Zehntelsekunden Zeitgewinn brächten. Die drei betroffenen Rennställe halten ihre Lösungen dagegen für regelkonform und fühlen sich durch die Entscheidung der Kommissare bestätigt.

"Wir sind zufrieden mit der Entscheidung, ziehen es aber vor, sie aber nicht weiter kommentieren", sagte Toyota-Teamchef Tadashi Yamashina. Sein Teamdirektor John Howett hatte zuvor bereits erklärt: "Wir haben die Regularien detailliert studiert und sind sehr zuversichtlich, dass wir sie korrekt interpretiert haben."

FIA-Inspektor Charlie Whiting hatte sich die umstrittenen Bauteile bei den Wintertestfahrten angeschaut und grünes Licht für die Verwendung gegeben. Das kann BMW Motorsport Direktor Mario Theissen nicht verstehen. "Andere Teams haben zu ähnlichen Konstruktionen eine andere Aussage bekommen", sagte Theissen.

Nur drei Teams bleiben neutral

Der Diffusor sorgt im Heck der Formel-1-Boliden dafür, dass die Luft vor dem Heckflügel zerstreut wird. Das erzeugt eine Saugwirkung auf den Heckbereich des Autos und presst es so auf die Rennstrecke herunter.


Fotos: Großer Preis von Australien, Pre-Events


Nur die drei Teams Force India, Toro Rosso und McLaren-Mercedes halten sich aus dieser Angelegenheit bislang heraus: "Es fehlt uns keineswegs an Traute, aber ich bin strikt dagegen, dass wir derzeit auch nur die minimalste Energie innerhalb unseres Teams für etwas anderes verwenden, als selbst mehr Speed zu generieren", sagte Mercedes-Sportchef Norbert Haug.

Haug kritisiert die Grauzonen im FIA-Regelwerk. Dass es immer wieder Interpretationsspielräume gebe, stehe in krassem Gegensatz zum aktuellen Kostensenkungsprogramm, meint der Mercedes-Sportchef: "Entweder die einen oder die anderen Teams müssen bald aufwendig und kostspielig neue Unterböden und Diffusoren bauen und dabei die Aerodynamik neu adaptieren. Und das kostet viel Geld."

Theissen beurteilt die Situation wie Haug: "Wir interpretieren die Regeln anders und sehen diesen Spielraum nicht, den die anderen Teams da ausnutzen." Laut Theissen muss die FIA jetzt so schnell wie möglich für Klarheit sorgen: "Wenn das für legal erklärt wird, dann öffnet das einen weit größeren Spielraum, als er bisher von diesen drei Teams genutzt wurde." Es gäbe wieder ein Entwicklungsrennen: "Und das wäre genau das Gegenteil von dem, was wir erreichen wollen."