Force India nun Gefahr für Red Bull? "Das ist optimistisch"

Der Force India präsentiert sich in Silverstone runderneuert und mit neuer Loch-Nase: Während die Teamleitung Red Bull ins Visier nimmt, ist Hülkenberg vorsichtig

(Motorsport-Total.com) - Bei Force India ist an diesem Wochenende alles neu: Der VJM08 ist mit einer revolutionären Nase mit zwei großen Löchern, neuen Flügeln, einem neuen Unterboden inklusive Diffusor und angepassten Luftleitblechen versehen. Die innovative hydromechanische Hinterradaufhängung, die rasche Setup-Änderungen erlaubt, debütierte bereits in Monaco. So will man die Aerodynamik-Schwächen, die in Kanada und Österreich durch die Streckencharakteristik kaschiert wurden, endgültig wettmachen.

Titel-Bild zur News: Nico Hülkenberg

Zuversichtlich, aber vorsichtig: Nico Hülkenberg will erst mal abwarten Zoom

"Ich bin sehr gespannt", sagt auch Nico Hülkenberg, der das umfangreiche Paket bislang noch nicht auf der Strecke erprobt hat, da bei den Spielberg-Tests Mercedes-Testpilot Pascal Wehrlein und Esteban Ocon im Auto saßen. "Wir mussten ja sehr lange warten, bis wir die Updates endlich bekamen. Ich habe sie gestern am Auto gesehen, und sie sehen gut aus. Jetzt müssen wir morgen beweisen, dass sie auch wirklich gut sind."

Hülkenberg schraubt Erwartungen herunter

Force Indias stellvertretender Teamchef Robert Fernley glaubt, dass damit sogar der vierte Platz in der Konstrukteurs-WM möglich ist. Zur Erinnerung: Dort rangiert derzeit das langjährige Weltmeisterteam Red Bull mit 55 Zählern. Die indische Truppe mit Sitz in Silverstone ist mit 31 Punkten Fünfter, doch dahinter lauern Lotus, Sauber und Toro Rosso.

Robert Fernley

Überschwänglich: Robert Fernley spricht jetzt schon von WM-Rang vier Zoom

"Bob ist da sehr optimistisch", grinst Hülkenberg, als er auf die großen Ziele seines Chefs angesprochen wird. "Es wird davon abhängen, wo wir mit diesem Paket liegen." Das können man oft erst nach einigen Rennen sagen, weiß der Le-Mans-Sieger aus Emmerich: "Wir rechnen damit, dass wir sofort schneller sein werden, aber sehr oft lernt man nicht genug, wenn man nur eine begrenzte Rundenanzahl fahren kann. Man muss auch das Setup an dieses Update anpassen. Oft ist ein neues Paket auf Anhieb in Ordnung, aber dann findet man bei den kommenden Rennen mehr Leistung."

Teamkollege Sergio Perez schlägt in die selbe Kerbe: "Ich bin wirklich zuversichtlich, und es könnte ein großartiges Jahr werden, aber zuerst müssen wir mit diesem großen Update einmal unser Auto verstehen, dessen Eigenschaft, wie man es am besten fährt, wie man das Maximum herausholt."

Völlig neue Philosophie und neuer Windkanal

Obwohl die Zahlen und Windkanal-Daten bei Force India für Euphorie sorgen, will der Mexikaner vorerst auf dem Boden bleiben: "Jeder im Fahrerlager kann bestätigen, dass man ein Update nicht einfach ans Auto schraubt und man nur noch fahren braucht, sondern, dass es sich um einen Prozess handelt."

Esteban Ocon

Die neue Loch-Nase von Force India ist in der Formel 1 völliges Neuland Zoom

Dazu kommt, dass Force India unter Technikchef Andy Green seit diesem Jahr erstmals die Entwicklung auf den TMG-Windkanal in Köln konzentriert. Dabei handelt es sich um eine der besten Anlagen seiner Art, doch für die kleine Truppe bedeutet dies Neuland, was auch für das neue Konzept gilt.

"Ob wir den Windkanal-Daten vertrauen können, ist schwer zu sagen, denn dieses Paket stellt für uns eine neue Aerodynamik-Philosophie dar, die gänzlich im Windkanal in Köln entwickelt wurde", bringt es Hülkenberg auf den Punkt. "Da haben wir wenig Vergleichswerte."

Neue Nase begeistert Hülkenberg

Das wird vor allem beim Anblick der neuen Nase deutlich: Sie verfügt über zwei große Löcher auf der Oberseite, die Luft unter das Auto leiten. Doch was dachte sich Hülkenberg, als er die unkonventionelle Lösung erstmals erblickte? "Ich fand es gut, weil wir so etwas noch nicht bei anderen Autos gesehen haben", antwortet er. "Das bedeutet, dass die Jungs scharf nachgedacht haben, um neue Lösungen zu finden, und es ist gut, dass nur wir diese Lösung haben. Das beweist, dass sie hart arbeiten und innovativ sind."

Nun muss Force India auf stabile Bedingungen und ein zuverlässiges Auto hoffen, damit man im Freien Training so viel Erfahrung wie möglich sammeln kann, meint Perez: "Hoffentlich können wir viele Kilometer abspulen, damit wir wissen, wo wir stehen, um die Änderungen zu verstehen und damit umgehen zu können."