Fisichella fährt in Australien überlegen zum Sieg

Zwei bärenstarke Renaults auf dem Podium, Barrichello Zweiter - Kollision Schumacher/Heidfeld, Ralf Schumacher nur Zwölfter

(Motorsport-Total.com) - Die fetten Jahre sind vorbei: So lautet die Message, die der erste Grand Prix der Formel-1-Saison 2005 in Richtung Ferrari schickt. In einem wenig aufregenden, aber höchst aufschlussreichen Rennen sicherte sich Giancarlo Fisichella (Renault) erwartungsgemäß einen souveränen Sieg vor Rubens Barrichello (Ferrari) und Fernando Alonso (Renault).

Titel-Bild zur News: Podium in Australien 2005

So sieht das erste Podium des Jahres 2005 aus - mit Fisichella in der Mitte!

Durch die wegen der Wetterlotterie im Qualifying bunt durchgemischte Startaufstellung war mit einem turbulenten Rennverlauf zu rechnen, doch bei prächtigen Bedingungen, Temperaturen um die 20 Grad und vollen Tribünen gab es unterm Strich weniger Action als erwartet. Dennoch war es ein interessanter Sonntagnachmittag, zumal man nun erstmals das neue Kräfteverhältnis aufschlüsseln kann - und Renault hat die Favoritenrolle von den Wintertests eindrucksvoll bestätigt.#w1#

Fisichella und Trulli setzten sich von den Verfolgern ab

Polesetter Fisichella gewann den Start problemlos und setzte sich gleich in den ersten Runden mit Jarno Trulli (Toyota) im Schlepptau ab. Dahinter lag zunächst Red-Bull-Hoffnungsträger David Coulthard an dritter Stelle, gefolgt von Mark Webber, Nick Heidfeld (beide BMW WilliamsF1 Team), Christian Klien (Red Bull Racing), Juan-Pablo Montoya (McLaren-Mercedes) und Rubens Barrichello (Ferrari). Großer Verlierer des Starts war Jacques Villeneuve, dessen Sauber-Petronas weit nach hinten durchgereicht wurde.

Michael Schumacher (Ferrari) und Kimi Räikkönen (McLaren-Mercedes) nisteten sich in den ersten Runden auf den Positionen 15 und 16 ein - Schumacher aufgrund seiner schlechten Startposition, Räikkönen, weil er nach einem Problem auf dem Grid und einem Startabbruch aus der Boxengasse ins Rennen gehen musste. Das Duo kämpfte sich mit relativ viel Sprit an Bord stetig nach vorne, konnte aber zunächst keine Bäume ausreißen.

Das Feld sortierte sich relativ rasch, lediglich Lokalmatador Webber wagte vor eigenem Publikum einen Überholversuch gegen Coulthard, nachdem der Schotte beim Überrunden von Formel-1-Neuling Patrick Friesacher (Minardi-Cosworth) aufgehalten worden war. Coulthard wehrte die Attacke jedoch hart ab und drängte den Williams BMW FW27 seines Vorgängers bei Red Bull Racing beziehungsweise dem ehemaligen Jaguar-Rennstall in die Wiese ab.

Alonso geigte nach langsamem Auftakt ganz groß auf

Leben kam erst durch die Boxenstopps ins Rennen, wobei Trulli als Erster der Spitzenpiloten zum Nachtanken kam und dadurch viel an Boden verlor. In dieser Phase des Rennens drehte erstmals auch Alonso groß auf, der zuvor lange hinter Villeneuve feststeckte - und der Spanier kämpfte sich mit einer Rekordrunde nach der anderen einige Positionen nach vorne. Gleichzeitig ging Klien an der Box an Heidfeld vorbei.

Genau wie Alonso kamen durch cleveres Timing des ersten Stopps auch Montoya und Barrichello, die lange direkt hintereinander fuhren, nach vorne. In der 28 Runde führte also Fisichella souverän vor Coulthard, Webber, Barrichello, Montoya, Trulli, Alonso, Klien, Heidfeld und Räikkönen, der zu dem Zeitpunkt schon am Schumacher-Ferrari vorbei war, sich aber ein Barge-Board kaputt fuhr und dadurch in seinem Vorwärtsdrang gebremst wurde.

Während vorne Fisichella ohne letztes Risiko seine Kreise zog, entpuppte sich Red Bull Racing immer mehr als die große Sensation des Rennens: Coulthard fuhr kontrolliert an zweiter Stelle und hielt Webber locker in Schach, fiel jedoch beim zweiten Boxenstopp hinter Barrichello und Alonso zurück. Letzterer vermied in der Schlussphase einen risikoreichen Angriff auf Platz zwei und begnügte sich mit dem dritten Rang hinter der eigentlichen Nummer zwei von Ferrari.

Schumacher schmiss Heidfeld die Tür zu: Ausfall!

Der Vorjahressieger schied hingegen im letzten Renndrittel nach einer Kollision mit Heidfeld aus, muss sich dafür aber zumindest zum Teil selbst an die Nase fassen: "Quick Nick" wagte in der Bremszone vor der zweiten Kurve einen Angriff, Schumacher drängte ihn aber nach innen ab und machte die Tür zu. Während der BMW WilliamsF1 Team Pilot sein Auto sofort abstellen musste, wurde Schumacher von Streckenposten angeschoben, aufgrund der aussichtslosen Situation und um den Motor zu schonen gab er aber an der Box auf.

Nach 57 Rennrunden im Albert Park - die eigentlichen 58 Runden mussten wegen des Startabbruchs gekürzt werden - brachte Fisichella mit 5,5 Sekunden Vorsprung seinen zweiten Grand-Prix-Sieg sicher ins Ziel, Barrichello und Alonso vervollständigten das Podium. Dahinter punkteten Coulthard, Webber, Montoya sowie Klien und der wegen des Barge-Boards gehandicapte Räikkönen, die am Ende nur um 0,6 Sekunden voneinander getrennt waren.

Neues Team von Ralf Schumacher die größte Enttäuschung

Eine der Enttäuschungen des Sonntags war Toyota, denn nach dem tollen zweiten Startplatz fiel Trulli kontinuierlich auf den neunten Platz vor Felipe Massa (Sauber-Petronas) zurück. Ralf Schumacher wurde nach einem zusätzlichen Boxenstopp in der Anfangsphase überrundet Zwölfter, ließ damit nur Villeneuve, Takuma Sato (BAR-Honda), das Jordan-Toyota-Duo Karthikeyan/Monteiro und Friesacher hinter sich. Apropos Friesacher: Die Minardis waren mit Abstand am langsamsten und verloren bis zu acht Sekunden pro Runde.

In der Schlussphase sorgten die beiden BAR-Honda-Piloten, die nie wirklich aufgefallen sind und gegenüber 2004 deutlich an Boden verloren haben, noch einmal für Aufsehen, indem sie - an elfter und 14. Stelle liegend - nicht ins Ziel fuhren, sondern abstellten, um in Malaysia einen neuen Motor einsetzen zu können. Die befürchtete Grauzone im Reglement wurde daher gleich bei der Feuertaufe der neuen Bestimmungen ausgenutzt.

Rückschlüsse auf das tatsächliche Kräfteverhältnis 2005 sind nach dem heutigen Rennen trotz allem nur bedingt möglich, weil der neue Ferrari erst beim dritten oder fünften Grand Prix debütieren wird. Fest steht jedoch, dass Renault im Moment am besten aufgestellt zu sein scheint, genau wie McLaren-Mercedes, wobei die "Silberpfeile" heute unter Wert geschlagen wurden. Für die eine oder andere positive Überraschung könnte diese Saison jedoch auch Red Bull Racing sorgen.