• 17.12.2008 14:24

Fisichella: "Die neuen Regeln könnten alles verändern"

Giancarlo Fisichella verrät im Interview, wie er den Abstieg zu Force India verkraftet hat, wie er die Saison 2008 sieht und was die Zukunft bringen könnte

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Giancarlo, wie würdest du diese Saison einschätzen?"
Giancarlo Fisichella: "Es war eine sehr schwierige Saison, aber das wussten wir ja bereits im Voraus. Zu Beginn des Jahres sah es manchmal so aus, als könnten wir den Top 16 sehr nahe kommen und lagen daher zuweilen auch in Reichweite der Punkte. Wir waren durchaus auf einer Höhe mit einigen Werksteams wie Honda und anderen."

Titel-Bild zur News: Giancarlo Fisichella

Ob Renault oder Force India - Giancarlo Fisichella gibt immer Vollgas

"Insgesamt gesehen war es aber ganz schön hart. Wir sind manchmal in die richtige Richtung gegangen, sind aber im Verlauf der Saison etwas vom Kurs abgekommen. In den letzten Rennen haben wir die Entwicklung des Wagens schließlich nicht mehr vorangetrieben, daher war es ziemlich knifflig, noch zu pushen."#w1#

Frage: "Davor bist du für ein Weltmeisterteam gefahren. War es hart für dich, auf einmal am Ende der Startaufstellung zu stehen?"
Fisichella: "Mental war das schon eine große Sache, aber ich gebe im Auto jedes Mal das Beste. Das ist nun mal mein Job und da muss man eben so gut wir möglich sein. Ich hoffe nur, dass wir 2009 ein besseres Auto haben werden."

Kampf um Q2 als größte Herausforderung

Frage: "Was waren deine Saisonhighlights?"
Fisichella: "Mein bestes Ergebnis war ein zehnter Platz in Barcelona. Das war ein gutes Rennen. Wir konnten tatsächlich um Positionen kämpfen und sind nicht durch die Ausfälle anderer auf diesen Rang gespült worden. In Singapur lag ich schließlich einige Runden an P3, war dann Zweiter und habe sogar eine Runde lang geführt, was natürlich eine willkommene Abwechslung war! In Monza hatten wir das beste Qualifying des Jahres."

"Es in Q2 zu schaffen war eine richtig gute Leistung, speziell unter diesen Bedingungen. Da musste das Timing exakt stimmen. In Valencia war ich nur 1,3 Sekunden langsamer als die Schnellsten und brachte eine richtig gute Runde zustande - leider war ich nur 18. Vor einigen Jahren wäre man mit so einem Rückstand noch auf Platz vier oder fünf gefahren."

Frage: "Du hattest einige Rennen, in denen du nach einem guten Start für eine Weile in aussichtsreichen Positionen lagst. Hat das viel Spaß gemacht?"
Fisichella: "Ja, klar. Manchmal konnte ich Autos hinter mir halten, die deutlich schneller als ich waren. Das war zum Beispiel in Spanien oder Brasilien der Fall, wo Hamilton (Lewis Hamilton; Anm. d. Red.) einige Runden lang hinter mir fuhr. Das war nicht schlecht."

Hinten ist es immer gefährlich

Giancarlo Fisichella vor Lewis Hamilton

Giancarlo Fisichella vor Lewis Hamilton - eines der Saionhighlights Zoom

Frage: "Es gab einige Rennen, die von Regen und Zwischenfällen geprägt waren. Bist du sehr enttäuscht darüber, dass das Team daraus kein Kapital schlagen konnte?"

Frage: "Wenn man von hinten startet, dann ist die Gefahr in den ersten Kurven natürlich entsprechend groß..."
Fisichella: "Da hat man es gewiss nicht leicht! Das Anbremsen der Kurve ist dann eine schwierige Geschichte, denn da ist viel Verkehr und alle wollen Überholen. Platz gibt es sowieso nie genug und manchmal passiert halt etwas. In ein paar Rennen ist es schief gelaufen."

"In Australien wurde ich zum Beispiel von Glock (Timo Glock; Anm. d. Red.) oder Piquet (Nelson Piquet; Anm. d. Red.) abgeräumt. In solchen Situationen versuchen eben alle, Positionen gutzumachen. Da muss man ungeheuer vorsichtig sein. Dieses Rennen hätte man halt zu Ende fahren sollen, aber soweit kam es leider nicht. Wir wissen, dass das Qualifying der Knackpunkt war und wir arbeiten daran, diesen Punkt für 2009 zu verbessern."

Frage: "Was hat dir an diesem Jahr am meisten gefallen?"
Fisichella: "Die Atmosphäre im Team war wirklich großartig. Selbst unter diesen Bedingungen waren die Jungs richtig professionell und haben stets alles gegeben. Das war prima. So gesehen war das eine richtig gute Saison. Vielleicht auch, weil es weniger Druck gab und ich mit allen hervorragend ausgekommen bin."

Neue Regeln als neue Chance

Frage: "Hat sich das Team sehr verändert, seit du 2003 zuletzt für Jordan gefahren bist?"
Fisichella: "Jetzt ist es sicherlich etwas größer. Es gibt einige neue Gesichter, aber die meisten kannte ich noch von meinen früheren Einsätzen für diesen Rennstall. Das war eigentlich fast wie in alten Zeiten."

Frage: "Was für ein Boss ist Vijay Mallya?"
Fisichella: "Er ist ein netter Kerl und mag den Sport sehr. Er hat wirklich großartige Arbeit geleistet. Für Indien ist es eine ausgezeichnete Gelegenheit, in der Formel 1 dabei zu sein - und dafür muss mein einzig ihm danken. Ich bin mir sehr sicher, dass er ziemlich viel für Indien und für das Team tut. Es ist auch gut zu wissen, dass es da jemanden gibt, der einen positiven Einfluss auf das Team ausübt."

Frage: "Hast du deinen Trip nach Indien zu Beginn der Saison genossen?"
Fisichella: "Es ist immer schön, ein neues Land zu entdecken. Natürlich ist Indien ziemlich weit weg von meiner Heimat und unterscheidet sich außerdem sehr davon. Aber die Tage dort waren wirklich toll und die Party zum Launch des neuen Wagens war ebenfalls spitze."

Frage: "Was denkst du über die kommende Saison?"
Fisichella: "Darauf freue ich mich schon sehr. Die neuen Regeln könnten alles komplett verändern, vor allem die Slicks und das neue Abtriebsniveau. Es wird wohl sehr wichtig sein, einen guten Wagen für diese Bedingungen zu haben und so schnell wie möglich damit unterwegs zu sein. Die neue Partnerschaft ist meiner Meinung nach eine tolle Gelegenheit für uns."

Frage: "Glaubst du, dass das Team einen richtigen Schritt nach vorne machen kann?"
Fisichella: "Die Chancen stehen auf alle Fälle besser als noch in diesem Jahr. Allerdings kann niemand vorhersagen, wie sich die Dinge mit den neuen Regeln verhalten werden. Das werden wir in Australien erfahren..."