• 27.11.2011 14:48

  • von Fabian Hust & Dieter Rencken

Ferrari will aggressiver entwickeln: Angst ist fehl am Platz

Die Kritik an Ex-Designer Aldo Costa setzt nun Pat Fry um und fordert vom Design-Team bei der Entwicklung mehr Mut zum Risiko

(Motorsport-Total.com) - Die Formel-1-Saison 2011 war für das Ferrari-Team eine große Enttäuschung. Man war klar nur das drittbeste Team, einzig Fernando Alonso gelang es, ein Rennen zu gewinnen, den Großen Preis von Großbritannien, der zudem unter wechselhaften Bedingungen stattfand.

Titel-Bild zur News: Pat Fry

Pat Fry ermutigt seine Mitarbeiter dazu, mehr Risiken einzugehen

Dem italienischen Rennstall ist klar, dass man das Auto noch stark verbessern muss: "Wir haben dieses Jahr eine Menge gelernt", so Pat Fry, Technischer Direktor des Teams. "Auch ich musste erst einmal lernen, wie das Team arbeitet, seitdem ich zu ihm gestoßen bin."

"Innerhalb unseres Teams gibt es bestimmte Dinge, die sehr gut funktionieren, und andere, die nicht gut funktionierten", so der Brite weiter. "Im Moment versuchen wir uns auf jene Gebiete zu konzentrieren, die verbessert werden müssen."

"Wir haben in der Aerodynamikabteilung ein paar Veränderungen vorgenommen, und ich habe das Gefühl, dass diese erfolgreich waren, da die Arbeit, die wir leisten, kreativer ist als zuvor. Nun müssen wir schauen, ob wir abliefern können. Aber erst, wenn die Autos kommendes Jahr in Melbourne auf die Strecke rollen, werden wir wissen, wie erfolgreich wir genau waren."

In Frys Augen ist die Arbeitsumgebung einer der Schlüssel zum Erfolg: "Es war wichtig, eine Arbeitsumgebung zu schaffen, in der sich die Leute bereit fühlen, mehr Risiken einzugehen, ohne sich Sorgen darüber zu machen, was passiert, wenn etwas schief geht, das sie probieren."

"Damit ein Formel-1-Auto schnell sein kann, muss alles im Design Team am Limit sein, und wenn man zu konservativ ist, dann hat man schlussendlich ein Paket, das langsam ist. Also muss man an das Limit gehen, und es wird Zeiten geben, wenn man es überschreitet. Aber die Leute sollten keine Angst davor haben. Wir müssen vernünftig sein und Risiken eingehen, wo es in Bezug auf die Rundenzeit einen großen Vorteil gibt, aber wir dürfen keine dummen Risiken eingehen."

Auch wenn er schon "ganz glücklich" mit der Struktur im Team ist, werde er sich weiterhin anschauen, wie er das Team durch Umstrukturierungen verbessern kann: "Es gibt immer noch kleine Gebiete, die wir in den Griff bekommen müssen, und das werden wir in Zukunft machen."

"Ich bewundere alle bei Ferrari für ihre Arbeitseinstellung und einfach dafür, wie hart sie arbeiten. Nun müssen wir alle dazu bekommen, dass sie in einer Einheit zusammen arbeiten. Wenn wir das schaffen, dann sollten wir gut in Form sein."

Und was kann Fry bereits über das Auto für 2012 erwarten? "Was das neue Auto betrifft, so ist hoffentlich alles vorhanden, um beim ersten Wintertests ein Auto zur Verfügung zu haben. Dann sind wir hoffentlich in der Position, es für den dritten Test zu verbessern. Wir müssen beiden Fahrern 2012 ein besseres Auto zur Verfügung stellen."

Laut Felipe Massa muss vor allem die Aerodynamik des Autos verbessert werden: "Ganz oben auf der Liste steht der Abtrieb und die Effizienz. Dadurch machst du das Auto sehr, sehr schnell. Aber dann gibt es auch alle anderen Gebiete, die sehr wichtig sind, wie zum Beispiel der Motor, die Aufhängung, der mechanische Teil. Man muss auf jedem Gebiet perfekt sein. Wenn man eine Meisterschaft gewinnen will, dann benötigt man ein Auto, das auf allen Gebieten perfekt ist."

Auch Teamkollege Fernando Alonso sieht, dass das Team dieses Jahr viele Fehler gemacht hat: "Es gab leider zu viele Fehler in der Fabrik in Maranello, Probleme mit dem Windkanal. Wir haben viel über das Verhalten der Reifen gelernt, denn die Pirellis waren für alle neu. Daran haben wir im Winter hart gearbeitet. Wir dachten, dass wir den Reifen ziemlich gut verstehen, aber in den Rennen hat es dann anders ausgesehen. Also haben wir in jedem Rennen etwas über die Reifen dazugelernt, darüber, wie sie sich in einem Rennen entwickeln."