• 02.02.2011 21:09

  • von Pit Lane

Ferrari vs. Red Bull: Kindisch, oder?

Kolumnist Pit Lane ärgert sich über schlechten Stil von Ferrari und fragt sich, ob der WM-Kampf mit Red Bull wirklich zusätzlich angeheizt werden muss

Titel-Bild zur News: Pit Lane

Pit Lane will 2011 Racing sehen und hat genug von sinnlosen Sticheleien

Liebe Freunde von Robert-Redford-Filmen,

die meisten Kollegen, mit denen ich mich gerade unterhalte, rechnen 2011 mit einem WM-Duell Ferrari gegen Red Bull. Als Engländer wünsche ich mir natürlich, dass der neue McLaren, der am Freitag bei euch in Berlin präsentiert wird, wie eine Granate einschlägt. Nachvollziehen kann ich andere Experteneinschätzungen aber durchaus.

Solange uns ähnlich tolles Racing wie 2010 geboten wird, ist die Frage nach den Favoriten für mich sowieso sekundär. Wichtig ist mir, dass die Teams ihre Battles auf der Strecke und nicht daneben austragen. Ganz ehrlich: Die politischen Streitereien mit Max und Bernie und diese Schmiergeldaffäre um euren BayernLB-Banker, das sind Themen, die gehen mir beim einen Ohr rein und beim anderen wieder raus. Wenn ich die Startseite von 'Motorsport-Total.com' aufmache, dann will ich Rennautos sehen und keine schmierigen Schlipsträger. Und vielleicht auch mal ein paar Bunnys, aber das ist ein anderes Thema... ;-)

¿pbvin|512|3416||0|1pb¿Umso mehr ärgere ich mich über die Scuderia Ferrari, die heute folgenden Text veröffentlicht hat:

"Unerwartet aus seinen winterlichen Träumereien geweckt, stolperte der Pferdeflüsterer über einige Erklärungen in den Papieren von Mario Moretti Polegato, versendet aus Valencia zum Zeitpunkt der Präsentation des neuen Red Bull. Der Pferdeflüsterer erschnüffelte dabei einen bekannten Geruch im Wind, der sofort Erinnerungen an hartnäckige Offerten mit erheblichen Geldbeträgen, die Ferrari von eben jenem Moretti Polegato im Jahr 2010 angeboten wurden, wach werden ließ."

"Leider, für den Chef der Firma aus Montebelluna, hat das Springende Pferd bereits einen hochwertigen Partner, wenn es um Sportschuhe geht, und der hört auf den Namen Puma. Ferrari erachtete das Angebot als inkompatibel mit einer Marke dieses Niveaus. Könnte das der Grund sein, warum Moretti Polegato stattdessen auf den Energydrink-Hersteller zurückgreift?"

Als Autor gibt das Team einen Mann namens "Horse Whisperer" an, was im Deutschen so viel bedeutet wie "Pferdeflüsterer". Nun gehe ich einfach mal davon aus, dass nicht Robert Redford solche Texte schreibt, sondern dass es sich dabei um ein Pseudonym für die PR-Abteilung in Maranello handelt, schließlich darf der Pferdeflüsterer seine geistigen Ergüsse sogar hochoffiziell im Medienbereich des Formel-1-Teams veröffentlichen.

Dann frage ich mich jedoch, ob Ferrari so etwas wirklich nötig hat. Aber vielleicht muss ich vorher kurz erklären, worum es eigentlich geht: Red Bull gab gestern anlässlich der Präsentation des neuen RB7 einen neuen Sponsor bekannt, den italienischen Sportschuhhersteller Geox. Ja, das sind diese luftdurchlässigen Atmungsaktiv-Treter (nie selbst verwendet, aber viel Gutes darüber gehört). Und wie man dem Text des Pferdeflüsterers entnehmen kann, war Geox anscheinend auch an einem Deal mit Ferrari dran. Nun gut.

¿pbvin|512|3444||0|1pb¿Dass ein Unternehmen mit einem so und so großen Etat in die Formel 1 will und mit mehreren Partnern spricht, das kommt ständig vor. Otto Normalverbraucher kriegt aber meistens nur den tatsächlichen Deal mit, weil der naturgemäß medienwirksam an die große Glocke gehängt wird. Dass es aber ein angesehenes Unternehmen wie Ferrari nötig hat, wegen einer solchen Geschichte öffentlich Schmutzwäsche zu waschen, verwundert mich doch sehr - und lässt mich grübeln: Kann es sein, dass da versteckte Motive dahinterstecken, von denen wir noch nichts wissen?

Vielleicht hat "Mr. Geox" Mario Moretti Polegato, mit einem geschätzten Vermögen von 1,75 Milliarden Euro immerhin Nummer 400 der 'Forbes'-Rich-List, ja irgendwann einmal bei Luca di Montezemolo angeeckt, oder vielleicht will Ferrari auch einfach nur von oben auf Red Bull herabschauen, um im WM-Kampf ein bisschen Ballyhoo zu machen. Oder glaubt man in Maranello vielleicht, dass Red Bulls angeblicher Überschuss über das Resource-Restriction-Agreement von Geox bezahlt wurde? So oder so finde ich: ganz schlechter Stil! Der Gentleman genießt seinen Triumph - und schweigt.

Auch wenn ich zugeben muss: Wenn Christian Horner mir erklären will, dass Geox von der Technologie in der Formel 1 profitieren wird, dann kostet mich das nur ein mildes Lächeln. Wo bitte sind die Zeiten, als ein Sponsor noch ein Sponsor war und kein "Official Partner", "Official Supplier" oder "Official Wannabe"? Oder, wie Gerard Lopez sagen würde: Nennt den Spaten doch Spaten!

In diesem Sinne, c'est la vie,


Pit Lane