• 18.06.2007 11:36

  • von Fabian Hust

Ferrari rätselt über Qualifying-Schwäche

Mit dem fehlenden Speed im Qualifying handelt sich Ferrari schwere Grands Prix ein, während man im Indy-Rennen nicht weit von McLaren-Mercedes weg war

(Motorsport-Total.com) - Ferrari reiste trotz der enttäuschenden Rennen in Monte Carlo und Montréal optimistisch nach Indianapolis, schließlich konnte man dort seit dem Streckendebüt im Jahr 2000 alle Rennen bis auf eines gewinnen.

Titel-Bild zur News: Jean Todt und Luca Baldisserri

Jean Todt und Luca Baldisserri: Wo ist nur der Qualifying-Speed geblieben?

Doch in diesem Jahr ist McLaren-Mercedes den "Roten" im Entwicklungstempo derart voraus, dass man auch aus den USA ohne Sieg abreisen musste. Immerhin holte man mit den Plätzen drei und vier das Maximum heraus, das in diesem Rennen möglich war.#w1#

Vor allem im Qualifying ist Ferrari der silbernen Konkurrenz mittlerweile unterlegen. Trotz einer ähnlichen Benzinmenge hatte man in Indianapolis im Zeitenfahren rund 0,4 bis 0,5 Sekunden Rückstand: "Wenn wir nur wüssten, warum das so ist", so Chefingenieur Luca Baldisserri nach dem Rennen.

Mit den weicheren Reifen scheint Ferrari weniger gut zurechtzukommen als mit härterem Gummi, was auch die schlechten Leistungen in Monaco und Kanada erklären würde, wo mit den weichsten Pneus gefahren wurde: "Wir haben aus diesem Grund versucht, das uns aus diesem Blickwinkel aus anzuschauen", so Baldisserri. "Wir schauen, wo es da hapert und hier liegt das Hauptaugenmerk unserer Entwicklungsarbeit."

Seitdem Ferrari den F2007 in Barcelona mit einem generalüberholten Paket auf die Strecke schickte, scheint nichts mehr so zu funktionieren, wie man sich das in Maranello vorstellt. Doch der Italiener glaubt nicht, dass die Probleme damit zusammenhängen: "Ich denke nicht, dass die Verbesserungen am Auto - aerodynamische, mechanische und jene am Motor -, die wir nach den ersten drei Rennen vorgenommen hatten, eine Auswirkung darauf hatten."

Noch rätselt man in Italien, warum man die weichen Reifen nicht so gut nutzen kann wie die Konkurrenz: "Jeder hat die gleichen Reifen, der Grip ist also vorhanden, denn die anderen Autos sind der in der Lage, den Grip zu nutzen. Man muss ihn bestmöglich nutzen, das ist der Schlüssel und die gesamte Fabrik konzentriert sich zuhause darauf, dies zu verstehen."

Die Probleme, die Ferrari plötzlich hat, sind erstaunlich, denn schließlich hatte man zum Saisonstart wie von vielen Experten vermutet dank der langjährigen Erfahrung mit Bridgestone-Reifen den japanischen Pneu bestens im Griff. Doch die Konkurrenz - auch jene des BMW Sauber F1 Teams - hat in Windeseile aufgeholt.

Dass der F2007 kein schlechtes Auto ist, zeigt Kimi Räikkönen schnellste Rennrunde, die um 0,105 Sekunden flotter war als jene von Rennsieger Lewis Hamilton. Und auch Teamkollege Felipe Massa war nur 0,158 Sekunden langsamer. Es fehlt also nicht mehr viel auf McLaren-Mercedes, zumindest auf dem 'Indianapolis Motor Speedway' der in der Vergangenheit Ferrari allerdings immer sehr gut lag.

"Das Problem ist, dass wir ein schlechtes Rennen haben, wenn wir im Qualifying hinten stehen", so Baldisserri. "Wenn du hinter anderen Autos fährst, dann tendiert die Leistung des Autos noch mehr nachzulassen. Wenn du hinter langsamen Autos fährst, dann verlierst du im ersten Rennabschnitt zehn Sekunden und es ist fast unmöglich, die wieder gutzumachen, selbst wenn du eine bessere Konstanz der Reifen aufweisen kann."

Ab Dienstag testet das ehemalige Weltmeister-Team in Silverstone die neuesten Verbesserungen: "Wir werden uns um dieses Problem kümmern, aber wir haben auch ein komplett anderes Aerodynamik-Paket, das wir in Silverstone ausprobieren werden. Hoffentlich können wir aerodynamisch einen weiteren Schritt nach vorn machen. Wir hoffen, dass das Wetter auf unserer Seite sein wird, denn im Moment ist jede Menge Regen vorausgesagt."

Wie der Ingenieur betont, wäre es die einfachste Lösung, wenn man die Reifen im Qualifying durch eine andere Setup-Einstellung zum besseren Arbeiten bewegen könnte: "Wenn wir mit dem Setup die zwei oder drei Zehntelsekunden finden können, die uns im Moment fehlen, so würden wir das willkommen heißen und es wäre eine direkte Lösung. Wir müssen das aber zunächst einmal verstehen und alle Gebiete unter die Lupe nehmen: Aerodynamik, Mechanik und auch den Motor."