• 23.06.2002 18:25

  • von Reinhart Linke

Ferrari: Doppelsieg der Sportlichkeit

Das Ferrari-Team feierte mit Rubens Barrichello und Michael Schumacher auf dem Nürburgring einen umjubelten Doppelsieg

(Motorsport-Total.com) - Nach dem umstrittenen Doppelsieg von Spielberg konnte sich das Ferrari-Team am Sonntag auf dem Nürburgring wieder über einen Doppelsieg freuen. Rubens Barrichello gewann den Europa-Grand-Prix vor seinem Teamkollegen und machte damit seinen zweiten Grand-Prix-Sieg nach Deutschland 2000 perfekt.

Titel-Bild zur News: Rubens Barrichello

Rubens Barrichello feierte auf dem Nürburgring seinen zweiten GP-Sieg

Rubens Barrichello konnte schon am Start an Michael Schumacher vorbeigehen und wenig später auch an den BMW-Williams-Fahrern, anschließend verteidigte er stets seine Führung. Der 30-Jährige absolvierte in der 24. und 44. Runde seine Boxenstopps und durfte bis im Ziel auf Platz eins bleiben. Zusammen mit Michael Schumacher setzte sich der Paulista deutlich von den Gegnern ab, so dass keiner der Kontrahenten auch nur den Hauch einer Chance auf den Sieg hatte.

Der Brasilianer war anschließend hoch erfreut: "Dies ist ein fantastisches Resultat und ich muss mich bei der Mannschaft bedanken, die mir ein so großartiges Auto gegeben hat und mich großartig unterstützt hat, besonders bei der Reifenwahl früher an diesem Wochenende. Der Start war sehr gut und ich wollte wegziehen, um Michael nicht in eine schwierige Situation zu bringen. Ich sah dann Coulthard rüber kommen, also ging ich von den Bremsen weg und vorbei auf eine freie Linie. Dann kämpfte ich mit den zwei BMW-Williams-Fahrern und sah, dass sich zwischen Ralf und mir ein Abstand bildete, was für mein Rennen wichtig war. Das Team ließ uns während des ersten Rennteils viel Druck machen, aber dann nach dem zweiten Boxenstopp wurden wir aufgefordert, aufzupassen und sollten nur noch die Autos nach Hause fahren. Die Reifen waren fantastisch, die Leistung des Autos war großartig, so dass ich in der Lage war, Druck zu machen. Ist dies eine Revanche für Österreich? Das war in der Vergangenheit. Die Strategie lief zu meinen Gunsten. Es zeigt, war für eine starke Gruppe wir sind. Jetzt möchte ich den Tag heute mit meiner Frau und meinem Sohn genießen. Es ist ein fantastischer Tag. Ich freue mich auf Silverstone, was wie eine Heimstrecke für mich ist."

Auch Michael Schumacher war auf dem Nürburgring auf einer Zweistopstrategie unterwegs, musste am Start aber seinen Teamkollegen passieren lassen. In der zweiten Runde konnte der 33 Jahre alte Rheinländer an seinem Bruder vorbei auf Platz zwei fahren, wollte dann auf der Jagd nach seinem Teamkollegen in der 22. Runde aber etwas zuviel und drehte sich mit seinem F2002, konnte die Fahrt aber fortsetzen. Nach seinen zwei Boxenstopps (in den Runden 23. und 43. Runde) kam der vierfache Weltmeister mit 0,294 Sekunden Rückstand auf Platz zwei ins Ziel.

Anschließend gratulierte "Schumi" seinem Teamkollegen zum Sieg: "Rubens fuhr ein spitzen Rennen und verdient den Sieg, während ich heute den zweiten Platz verdiene. Beim Start entschloss ich mich für die falsche Seite. Ich versuchte an der Außenseite an Montoya und Ralf vorbeizukommen, aber ich wurde langsamer und sah Coulthard und Rubens vorbeifliegen. Ralf war sehr fair, als ich ihn überholte, anders als Juan-Pablo Montoya ein paar Runden zuvor, danach schloss ich auf Rubens auf. Ich denke, ich drehte mich, weil ich zu dicht hinter ihm war und Abtrieb verlor, aber ich hörte, dass Rubens auch Probleme an dieser Stelle hatte, so dass möglicher Weise auch Schmutz oder Öl dort lag. Ich gab alles, was ging und machte viel Druck, da ich eine Runde länger fahren sollte als er, bevor ich zu meinem Boxenstopp reinkam und dachte, dass ich daraus einen Nutzen ziehen könnte. Aber nach dem Boxenstopp verlor ich hinter anderen Autos im Verkehr Zeit. Nach dem zweiten Boxenstopp war es nicht einfach zu überholen und das Team sagte mir über den Funk, dass wir die Autos nach Hause bringen sollten. Warum Rubens nicht gebeten wurde, mich vorbeizulassen? Die Situation war im Vergleich zu Österreich anders, als wir nicht arrogant genug waren um zu denken, dass der Titel einfach zu gewinnen ist, obwohl es zweifellos nie sicher ist. Jetzt, später in der Saison, haben wir die Meisterschaft noch nicht gewonnen, aber wir befinden uns in einer viel stärkeren Position als in Österreich."

Rennleiter Jean Todt freute sich über den Doppelsieg: "Dies ist hier in Deutschland ein großartiger Triumph für Ferrari. Wir wussten, dass wir im Rennen konkurrenzfähiger als im Qualifikationstraining sein würden, wie es nun auch war. Das lag zum Teil an der exzellenten Performance der Bridgestone-Reifen. Rubens hatte einen außerordentlich guten Start und übernahm in der ersten Runde die Führung. Michael hatte es im ersten Teil ein wenig schwieriger, die vor ihm fahrenden Autos zu überholen, fuhr aber bis auf Platz zwei vor. Wir erlaubten unseren Fahrern, bis zum zweiten Boxenstopp ein Rennen zu fahren, dann baten wir sie, die Positionen zu halten. Wir haben insgesamt wichtige 16 Punkte geholt, die sehr wichtig für die Konstrukteurs- und Fahrerweltmeisterschaft sind. Michael hat seine Führung ausgebaut, Rubens ist nun zurück in der Führungsgruppe. Dieses Rennen hat gezeigt, dass Ferrari ein großartiges Team ist, zusammen das beste Resultat erzielte, was möglich ist und wandte die bestmögliche Strategie an. Wir haben die Hälfte der Saison hinter uns gelassen und dank unserer Bemühungen bis jetzt können wir zuversichtlich auf die restlichen Rennen schauen. Wir wollen weiterhin hart arbeiten, um unsere Situation zu festigen."