• 15.03.2008 10:38

  • von Rencken/Nimmervoll

Exklusiv: Die Hintergründe zum Super-Aguri-Deal

'Motorsport-Total.com' sprach in Melbourne mit Martin Leach, der noch im März mit seiner Magma-Gruppe bei Super Aguri einsteigen wird

(Motorsport-Total.com) - Weil Sponsor SS United die für 2007 vereinbarten Summen nicht zahlen konnte, schlitterte das Formel-1-Team von Aguri Suzuki über den Winter in eine verheerende Finanzkrise. Diese konnte erst vor wenigen Tagen endgültig abgewendet werden, indem ein neuer Investor gefunden wurde. Dabei handelt es sich um die Magma-Gruppe aus Großbritannien.

Titel-Bild zur News: Martin Leach

Kein reiner Businessman, sondern Racer durch und durch: Martin Leach

Hinter der Magma-Gruppe steht Martin Leach, in der Formel 1 kein Unbekannter: Als Ford-Europachef war er an den Grand-Prix-Projekten Stewart und Jaguar beteiligt, ehe er sich 2003 im Unfrieden vom amerikanischen Automobilhersteller trennte. Leach verklagte Ford und bekam 2005 im Zuge einer außergerichtlichen Einigung 2,1 Millionen US-Dollar, nach heutigem Kurs knapp 1,4 Millionen Euro, zugesprochen.#w1#

Partner in der Automobilindustrie

"Wir wollen die Übernahme so schnell wie möglich über die Bühne bringen." Martin Leach

Im gleichen Jahr gründete der Brite, der oft fälschlicherweise für einen Australier gehalten wird, die Magma-Gruppe, die vor allem für die Automobilindustrie Konzepte ausarbeitet und auch an deren Umsetzung beteiligt ist. Erster großer Magma-Partner war Shanghai Auto. Später plante Magma die Übernahme von MG Rover, doch der Deal scheiterte. Nun steigt das Unternehmen als neuer Eigentümer von Super Aguri in die Formel 1 ein.

Noch ist der Deal nicht unter Dach und Fach, aber "wir wollen die Übernahme so schnell wie möglich über die Bühne bringen", kündigte Leach gegenüber 'Motorsport-Total.com' an. "Der 31. März ist die späteste Zielsetzung, aber wenn wir den Prozess beschleunigen können, werden wir das tun. Leider ist es ein sehr komplexer Prozess, weil mehrere Parteien und Rechtsgrundlagen verschiedener Länder involviert sind." Nämlich Großbritannien (Magma, Super Aguri) und Japan (Honda).

Doch auch wenn die Unterschrift noch nicht unter den Vertrag gesetzt ist, steht fest, dass es zur Übernahme kommen wird: "Es gibt eine Vereinbarung mit Aguri-san, dass wir die Firma übernehmen werden, und es gibt eine Vereinbarung mit Honda, dass sie uns technologisch unterstützen werden", bestätigte Leach. Beim Honda-Vertrag handle es sich um "ein mehrjähriges Arrangement, mit dem wir sehr zufrieden sind."

Honda bleibt technologischer Partner

"Es gibt eine Vereinbarung mit Honda, dass sie uns technologisch unterstützen werden." Martin Leach

Honda wird für das Team, dessen künftiger Name noch nicht feststeht, möglicherweise aber gleich bleiben könnte, weiterhin die Motoren und technologische Unterstützung zur Verfügung stellen, jedoch nicht mehr das komplette Chassis. Ursprünglich war ja vorgesehen, dass Super Aguri ab 2010 als eigener Konstrukteur auftreten soll, nun wird dies jedoch auf 2009 vorgezogen. Das heißt, dass in der Fabrik in Leafield bald die Arbeiten am neuen Auto beginnen müssen.

Magma plant dafür ein intensives Anwerben von Personal, schließlich wurden viele Mitarbeiter wegen der Budgetknappheit im Winter entlassen. Eine komplette Übernahme der Fabrik in Leafield ist aber nicht geplant, sondern man bleibt vorerst Untermieter bei John Menard. Menard wiederum arbeitet ebenfalls mit der Magma-Gruppe zusammen, wodurch Super Aguri in Leafield faktisch tun und lassen kann, was man will.

Mehr als ein Investment

Martin Leach und Jackie Stewart

Martin Leach mit dem ehemaligen Stewart-Teamchef Jackie Stewart Zoom

Leach sieht den Formel-1-Einstieg nicht nur als Investment, sondern auch als Herzensangelegenheit: "Ich habe in meinem Leben schon in den verschiedensten Formen Motorsport betrieben, sei es als Fahrer oder als Hersteller. Natürlich liegt mir die Formel 1 am Herzen", sagte er. Sogar einen Formel-1-Jaguar hat er schon einmal getestet, nämlich vor ein paar Jahren in Valencia, als auch der damalige Teamchef Niki Lauda fahren durfte.

Ambitionen, selbst Teamchef zu werden, hat er aber keine - diese Rolle wird wohl weiterhin Aguri Suzuki ausfüllen. GP2-Rennstalleigentümer David Price, der an diesem Wochenende ebenfalls in Melbourne ist, hat Magma bei der Übernahme beraten: "David hat uns dabei geholfen, die Finanzprüfung abzuschließen und ein Profil davon zu erstellen, was wir da eigentlich kaufen", stellte Leach klar. Ob Price darüber hinaus im Team mitarbeiten wird, steht nicht fest.

Auf die Beweggründe für die Übernahme von Super Aguri wollte Leach nicht näher eingehen, aber er hielt fest: "Die Formel 1 ist die Königsklasse des Motorsports. Das ist Grund genug, um involviert zu sein. Die Formel 1 ist natürlich extrem umkämpft, aber wir freuen uns darauf, das Super-Aguri-Team auszubauen", so der Brite. Illusionen über die Schwere der Herausforderung macht er sich nicht: "Vor uns liegt ein langer Weg..."