Ermittlungen gegen FIA-Präsident: Hat er sich in ein F1-Rennen eingemischt?

FIA-Präsident Mohammed bin Sulayem soll in Dschidda 2023 dafür gesorgt haben, dass eine Strafe gegen Fernando Alonso gekippt wird - Nun läuft eine Untersuchung

(Motorsport-Total.com) - Die Formel 1 kommt nicht zur Ruhe. Nach den Vorwürfen gegen Red-Bull-Teamchef Christian Horner wird in einem anderen Fall nun offenbar auch gegen FIA-Präsident Mohammed bin Sulayem ermittelt.

Titel-Bild zur News: Mohammed bin Sulayem

Mohammed bin Sulayem beim Formel-1-Saisonauftakt am Wochenende Zoom

Einem Bericht der BBC zufolge geht es um eine angebliche Einmischung Sulayems in ein Formel-1-Rennen, genauer gesagt in den Grand Prix von Saudi-Arabien 2023. So habe der FIA-Präsident angeblich interveniert, um eine Strafe gegen Fernando Alonso von Aston Martin (mehr dazu hier) zu kippen.

Der Spanier hatte das Rennen damals als Dritter beendet, erhielt aber eine Zehn-Sekunden-Strafe, weil er eine vorherige Fünf-Sekunden-Strafe während des Rennens nicht korrekt abgesessen hatte. Das wurde im Zuge einer Berufung seines Teams einige Stunden später aber wieder revidiert und Alonso erhielt sein Podium zurück.

Hat der FIA-Präsident Sulyaem interveniert?

Nun aber wirft ein Bericht des Compliance-Beauftragten der FIA, der BBC Sport vorliegt, ein neues Licht auf den Fall. Demnach habe ein Informant den Weltverband darüber in Kenntnis gesetzt, dass Sulayem sich höchstpersönlich dafür eingesetzt habe, dass die Strafe gegen Alonso rückgängig gemacht wird.

Der FIA-Präsident habe sogar mit Scheich Abdullah bin Hamad bin Isa Al Chalifa telefoniert. Dieser agiert als FIA-Vizepräsident für Sport in der Region Naher Osten und Nordafrika.

Ihm gegenüber habe Sulayem deutlich gemacht, dass er der Meinung sei, die Strafe für Alonso solle zurückgenommen werden. Im Bericht des Compliance-Beauftragten Paolo Basarri falle in dem Zusammenhang auch das italienische Wort "pretendere", das so viel wie verlangen oder erwarten heißt.

Ethikkommission der FIA untersucht den Fall

Ob und inwiefern der FIA-Präsident die Entscheidung der Rennkommissare tatsächlich beeinflusst, muss jetzt untersucht werden. Mit dem Fall sei jetzt die Ethikkommission der FIA befasst. Ihr Bericht wird in vier bis sechs Wochen erwartet.

Mehrere hochrangige Persönlichkeiten der Formel 1 und der FIA wollten sich gegenüber der BBC nicht näher äußern, bestätigten die Informationen aber.


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Die Stewards hatten die Strafe gegen Alonso damals zurückgenommen, weil keine Klarheit darüber bestand, ob das Ansetzen des Wagenhebers während einer Zeitstrafe in der Box bereits bedeutet, dass am Auto gearbeitet wird (was verboten ist).

Zwar hatte man diese Frage bei einer früheren Sitzung des Sporting Advisory Committees mit den Teams diskutiert, aber keine feste Vereinbarung darüber getroffen.

Die Grundlage, auf der die Kommissare ihre Strafe aussprachen, war damit hinfällig, weshalb sie diese zurückzogen. Erst im Nachgang wurde dem Strafartikel im Reglement ein Satz hinzugefügt, der "alle Berührungen des Autos oder des Fahrers mit der Hand oder mit Werkzeugen oder Geräten als Arbeiten" definiert.

UPDATE Dienstag, 19:45 Uhr MEZ: Am Dienstagabend wurde dazu seitens der FIA folgendes Statement herausgegeben: "Die FIA bestätigt, dass der Compliance-Beauftragte einen Bericht erhalten hat, in dem mögliche Anschuldigungen gegen bestimmte Mitglieder ihrer Leitungsgremien aufgeführt sind. Wie es in solchen Angelegenheiten üblich ist, prüft die Compliance-Abteilung diese Bedenken um sicherzustellen, dass ein ordnungsgemäßer Prozess genauestens eingehalten wird."