• 22.01.2016 20:33

  • von Felipe Massa (Haymarket)

Einmal Sennas erstes Formel-1-Auto fahren...

Für einen brasilianischen Fahrer gibt es nichts Vergleichbares, als mit einem Auto von Ayrton Senna zu fahren: Felipe Massa durfte bei der Autosport-Show genau das

(Motorsport-Total.com) - Für Fans eine Show wie diese zu haben, ist wirklich toll. Als ich allerdings in Großbritannien gelandet war, war alles schneeweiß, und ich war mir nicht einmal sicher, ob wir überhaupt würden fahren können. In Brasilien ist das Wetter zu dieser Zeit manchmal schön genug, um an den Strand zu gehen, von daher war das schon ein ziemlicher Schock. Ich hatte auch keinen Plan davon, wie dieser Event ablaufen sollte - ich wusste also nicht, dass wir drinnen fahren würden!

Titel-Bild zur News: Felipe Massa

Felipe Massa durfte ein Auto fahren, das für Ayrton Senna große Bedeutung hatte Zoom

Der Event sieht ziemlich gut aus - so viele verschiedene Autos, verschiedene Kategorien und verschiedene Fahrer. Für die Leute ist es wirklich schön, dass sie sich mit den verschiedenen Rennformen mischen können. Als ich zum ersten Mal im FW08C saß, hatte ich ein besonderes Gefühl. Etwas zu fahren, das Teil der Geschichte von Ayrton Senna war, ist für jeden brasilianischen Fahrer etwas Besonderes.

Natürlich habe ich an Ayrton gedacht, als ich das Auto gefahren bin. Ich dachte an ihn, auch wenn es eigentlich das Auto von Keke Rosberg war. Ich habe aber überhaupt nicht an Keke gedacht! Einen Tag bevor ich nach Birmingham kam, war ich mit Bruno Senna unterwegs, und er hat mir eine Geschichte erzählt, von der ich nicht so viel wusste.

Bruno hat mir erzählt, dass Ayrton bei seinem ersten Formel-1-Test mit diesem Auto alle anderen Jungs an diesem Tag in Grund und Boden gefahren hatte - inklusive Keke! Er war viel schneller, vielleicht eine Sekunde oder so. Das zeigt einfach, wie besonders er wirklich war. Mir wurde gesagt, dass Frank noch heute denkt, dass es der größte Fehler war, Ayrton an diesem Tag nicht zu verpflichten.

Wenn der erste Treff in die Hose geht

Eigentlich ist meine erste Erinnerung an Ayrton ziemlich schlecht. Als ich acht oder neun Jahre alt war, war ich beim Dinner in einem Jacht-Club in Brasilien. Der Abend war ziemlich ruhig, es waren kaum Leute da. Dann kam dieses Boot, und Ayrton sprang mit einem Mädchen davon herunter. Ich bin zu ihm gegangen und habe ihn nach einem Autogramm gefragt, aber er hat mir keins gegeben. Das war für mich wirklich frustrierend!

Als Kind habe ich ihn immer unterstützt, und ich habe so viel geweint, als er starb. Nicht sein Autogramm zu bekommen, war wirklich einer der schlimmsten Tage in meinem Leben. Natürlich wusste ich zu diesem Zeitpunkt nicht, dass ich irgendwann selbst ein Formel-1-Fahrer werden würde, aber ich habe massiv daraus gelernt. Denn wann immer ein Kind mich um ein Autogramm bittet, dann erinnere ich mich daran, wie ich mich an diesem Tag gefühlt habe, und stelle sicher, dass ich ihm meine Zeit schenke.

Ich kann mich nicht erinnern, dass ich schon einmal so eine Show wie diese gemacht habe, aber es war wirklich schön. Die Strecke war klein, aber sie war gut für die Show. Ich würde aber sagen, dass die Show vielleicht zu kurz war. Nur vier Runden habe ich gedreht. Aber es war schön, die Zuschauer zu unterhalten. Ich habe daran gedacht, vielleicht ein paar Donuts zu machen, aber das Auto ist ziemlich alt und ich wollte es nicht kaputtmachen. Es ist nicht so einfach, die Teile dafür herzustellen, und Dickie Stanford (Manager von Williams Heritage; Anm. d. Red.) wäre nicht begeistert gewesen, wenn ich es beschädigt hätte. Also habe ich einfach versucht, Spaß beim Fahren zu haben, zu rutschen und ein wenig aufs Gas zu drücken - aber nichts Verrücktes.

Ganz andere Zeiten

Als ich im Auto saß, habe ich auf das Lenkrad geblickt und daran gedacht, wie schön es wäre, so ein komplett anderes Lenkrad als bislang im Auto zu haben. Nicht ein Knopf befand sich auf dem Lenkrad, was wirklich schön war. Die H-Schaltung, drei Pedale, keine Anweisungen beim Fahren. Es war so schön! Es hat mich an meine Zeit in der Formel 3000 erinnert, die ähnliche Autos hatte.

Felipe Massa

Pures Fahrgefühl: Massa vermisst den Schnickschnack im Auto nicht Zoom

Als ich in der Formel 3000 unterwegs war, waren die Motoren und die Reifen nicht weit von diesem Auto weg. Vielleicht hatte der Formel-1-Motor ein wenig mehr Leistung, aber so viel anders war er nicht. Ich habe die Meisterschaft in der Euro F3000 gewonnen und besitze noch liebevolle Erinnerungen an diese Zeiten.

Ich kann es wirklich nicht mit dem vergleichen, wie die Formel 1 heute ist, aber von der damaligen Zeit vermisse ich einzig, wie entspannt ich sein konnte. In der Formel 1 kannst du dich nie ausruhen, weil du so viele Dinge zu tun hast, so viel beachten musst, so viel Politik um dich herum ist, und manchmal kannst du nicht du selbst sein. Druck hat man immer, aber das war eine andere Welt. Im Umfeld hat es einfach so viel mehr Spaß gemacht.

Hauptsache Spaß

Den historischen Williams zu fahren, war beeindruckend. Es hat wirklich Spaß gemacht. Es war einfacher als erwartet, weil alles auf mechanischen Grip ankommt. Ich dachte, ich müsste verstehen, wie das Auto ist und dass es vielleicht nicht so einfach wäre, weil das Auto anders als mein normaler Williams ist. Aber eigentlich fährt es in den Kurven einfach nur seitwärts und ist ziemlich einfach zu kontrollieren.


Felipe Massa im James-Bond-Jaguar

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Die Beschleunigung war gut, weil der Ford DFV der richtige Motor für das Gripniveau ist. Man hat nicht den gleichen aerodynamischen Grip, von daher hat man weniger Haftung als sonst, aber man fühlt den Motor auf schöne Art und Weise, weil es keinen Turbo gibt. Es war keine "richtige" Strecke - es war wie ein Oval -, aber man konnte das Auto in den engen Kurven ein wenig spüren. Es war schön, aber nicht sonderlich schnell. Ich war die ganze Zeit im ersten Gang. Aber der erste Gang war ziemlich lang, von daher war es okay. Die Strecke war ziemlich eng, von daher habe ich keinen zweiten Gang gebraucht.

In den Kurven bin ich ein wenig gedriftet und war auch früh auf dem Gas, um das Heck ein wenig kommen zu lassen. Ein bisschen zu viel Untersteuern war da, weil das Gripniveau ziemlich niedrig war. Außerdem haben sie mir Regenreifen gegeben - sie wollten mich nicht auf Slicks sehen! Es hat aber Spaß gemacht, und ich habe gute Reaktionen von den Fans empfangen. Sie waren wirklich glücklich, haben geschrien und hatten Spaß. Es wäre schön gewesen, wenn wir auch Autos von anderen Teams gehabt hätten, aber trotzdem war es schön, Teil der Show zu sein.