• 17.10.2008 14:01

  • von Christian Nimmervoll & Dieter Rencken

Einheitsmotor kommt für Toyota "nicht in Frage"

Klares Veto von Toyota zum von der FIA geplanten Einheitsmotor: "Das ist keine Lösung, das wäre nicht mehr die Formel 1"

(Motorsport-Total.com) - Die FIA hat mit der Ausschreibung eines Herstellers für einen Einheitsmotor in der Formel 1 heute viele vor den Kopf gestoßen. Dass überhaupt ein standardisierter Antrieb kommen soll, steht noch gar nicht fest, da vergibt Max Mosley schon den Auftrag dafür. Dass sich die Begeisterung vor allem der Hersteller in Grenzen hält, kann man sich vorstellen.

Titel-Bild zur News: Luca Marmorini

Luca Marmorini blutet schon das Herz, wenn er nur an den Einheitsmotor denkt

Denn nicht nur das dreiste Vorgehen des FIA-Präsidenten kommt überraschend, sondern die Idee eines Einheitsmotors stößt an sich schon auf Ablehnung: "Für die Formel 1 kommt ein standardisierter Motor nicht in Frage. Das ist keine Lösung, das wäre nicht mehr die Formel 1. Zu so einer unsinnigen Idee will ich mich gar nicht groß äußern", meinte beispielsweise Toyota-Motorenchef Luca Marmorini bereits vor der heutigen Bekanntgabe gegenüber 'Motorsport-Total.com'.#w1#

Puristen fürchten um tollen Formel-1-Sound

"Ich finde, dass auch der Motor weiterhin eine wichtige Rolle spielen sollte." Luca Marmorini

Der Italiener hofft, "dass alle, denen der Rennsport am Herzen liegt, das Richtige tun werden". Der Motor sei zwar nicht mehr wie früher das wichtigste Element eines Formel-1-Boliden, aber er bleibe das Herz eines jeden Rennautos. Das ist keineswegs nur eine puristische und veraltete Einstellung eines Motorenkonstrukteurs, der um seinen Job fürchtet, sondern sicher auch die von zahlreichen Fans auf der ganzen Welt, die von der Geräuschkulisse vor Ort fasziniert sind.

"Für die Rundenzeiten sind die Reifen am wichtigsten, dann kommt die Aerodynamik, erst dann der Motor", gestand Marmorini in jenem kürzlich geführten Interview. "Aber ich finde, dass auch der Motor weiterhin eine wichtige Rolle spielen sollte." Vor allem ein Argument greift: Wie soll beispielsweise Honda, der größte Motorenhersteller der Welt, etwaige Siege mit einem Motor vermarkten, den ein anderes Unternehmen entwickelt hat und auf den nur ein Honda-Logo geklebt wurde?

Außerdem passt der Einheitsmotor so gar nicht zum sonstigen Kurs, den die FIA momentan fährt - Stichwort Umweltschutz, Stichwort Relevanz für die Serienproduktion. Marmorini: "Es wird immer von Technologietransfer in die Serie geredet, von ökologischen Standpunkten. Der größte Technologietransfer fand in der Geschichte der Formel 1 immer im Motorenbereich statt. Ein standardisierter Motor widerspricht daher allem, wovon bisher die Rede war."

Ein Fünftel des Geldes für die Motoren

"Wichtig ist, die Kosten pro Kilometer zu verringern." Luca Marmorini

Außerdem: "Niemand hat heute ein Motorenbudget, das 20 Prozent des Gesamtbudgets des Teams übersteigt. Das gilt für die Herstellerteams genau wie für die Privatteams", argumentierte er. Man müsse andere Maßnahmen als den Einheitsmotor entwickeln, langlebigere Motoren zum Beispiel oder ein anderes Motorenformat. Entscheidend sei letztendlich auch nicht die Anzahl der Motoren pro Jahr, sondern: "Wichtig ist, die Kosten pro Kilometer zu verringern."

Selbst die unabhängigen Teams halten vom FIA-Vorstoß mit dem Einheitsmotor nicht viel: "Die richtige Motorenformel sollen sich die Motorenhersteller ausdenken", so Williams-Geschäftsführer Adam Parr. "Uns ist egal, welche Lösung sie finden, aber wir glauben, dass Handlungsbedarf besteht - für die Hersteller selbst wie auch für uns unabhängige Teams. Wir geben ja nur ein Fünftel von einem Herstellerteam für die Motoren aus."

Damit ist Williams auf der gleichen Wellenlänge wie auch Force India. Colin Kolles plädiert ebenfalls für Kostensenkungen und würde sich im Zuge dieser Maßnahmen rein egoistisch gesehen einen Einheitsmotor wünschen, weiß aber gleichzeitig, dass die Hersteller damit keine Freude hätten - und wahrscheinlich aus der Formel 1 aussteigen würden. Doch mit nur noch vier Teams könnte die Formel 1 in Zukunft nicht existieren...