"Ein Witz": Fahrer wollen "nutzlosen" harten Reifen ignorieren

Bei den Fahrern wundert man sich, wieso Pirelli in Barcelona den harten Reifen anschleppt: Sie sind sich sicher, dass keiner den ab Freitagnachmittag nutzen wird

(Motorsport-Total.com) - Pirelli steht am Formel-1-Wochenende von Barcelona mal wieder in der Kritik - dabei ist noch kein Auto überhaupt einen Meter gefahren. Diesmal geht es auch nicht um sich auflösende Bröselreifen oder Pneus, die kein Pushen zulassen, weil sie sonst eingehen - im Gegenteil: Die Reifenauswahl für den Spanien-Grand-Prix wird als zu hart bemängelt, und zwar durch die Bank weg.

Titel-Bild zur News: Red-Bull-Mechaniker

Red Bull sind nicht die einzigen, die über die Pirelli-Reifen nachdenken Zoom

Zum ersten Mal setzt Pirelli in dieser Saison nämlich auf seine drei härtesten Mischungen und lässt den harten Reifen debütieren. Doch das stößt bei den Fahrern auf wenig Gegenliebe: "Der harte Reifen hier ist ein Witz", schüttelt Williams-Pilot Felipe Massa den Kopf und ist sich sicher, dass niemand mit dieser Mischung fahren wird, wenn das erste Training vorbei ist.

Pirelli ließ es vor dem Jahr etwas konservativer angehen. Die Mischungen wurden generell etwas härter, weil die neue Fahrzeuggeneration mehr Abtrieb generiert und mit höheren Kurvengeschwindigkeiten fährt, was natürlich auch die Reifen unter größere Belastungen setzt. Auf einem sanften Kurs wie in Sotschi konnte man die drei weichsten Mischungen fahren, doch Barcelona ist vom Asphalt rauer und die Strecke aggressiver.

Ultrasoft ging im Winter doch auch ...

"Ich denke, sie waren besorgt darüber, mit zwei Soft-Mischungen auf den Highspeed-Kursen zu fahren", äußert Red-Bull-Pilot Daniel Ricciardo etwas Verständnis, schiebt aber hinterher, dass der Soft seinen Namen aber eigentlich auch nicht verdiene. "Ich glaube, dass sie die ersten fünf Rennen schon vor der Saison festlegen mussten", sagt der Australier weiter und geht davon aus, dass man im weiteren Saisonverlauf mit mehr Feedback von den Fahrern andere Entscheidungen treffen kann.

Marcus Ericsson

In Winter haben die Ultrasoft-Reifen recht gut funktioniert Zoom

So ganz genau erklärt das die Wahl der Hard-Reifen für Barcelona aber auch nicht, denn Pirelli hatte durch die Wintertestfahrten bereits einen Eindruck vom Circuit de Barcelona-Catalunya bekommen - dort funktionierte der Ultrasoft ohne Probleme. "Sie waren nicht so schlecht. Vettel ist 25 Runden mit ihnen gefahren", meint Romain Grosjean und hätte eine andere Wahl getroffen: "Wir hätten also auch Supersoft, Soft und Medium haben können."

Apropos Medium: Schon mit dieser Reifenvariante sind die Piloten nicht glücklich: "Der Medium ist kein guter Reifen, und der Hard ist ähnlich wie der Medium", winkt Massa ab und sagt, dass man den Medium-Reifen nur benutze, weil man es muss. "Wenn es erlaubt wäre, nur den Soft zu verwenden, würde man vielleicht den Medium gar nicht nutzen", so der Brasilianer. Warum sollte man also dann den Hard benutzen?

Perez: "Zu viele Vielleichts"

"Niemand wird den hier verwenden - außer im ersten Training. Zwar hat ihn noch niemand ausprobiert, aber wenn man den Medium im Vergleich mit den anderen sieht, wird er nur für das erste Training sein", winkt Massa ab. Und auch Sergio Perez glaubt an keine weitere Ausfahrt: "Der Hard wird nur für die Bilder sein", lacht der Force-India-Pilot, während sein Teamkollege von einer "furchtbaren" Auswahl spricht.

"Na ja", ergänzt Perez noch einmal: "Mit dem raueren Asphalt und der aggressiveren Strecke kann es vielleicht, vielleicht, vielleicht funktionieren - aber das sind ein paar Vielleichts zu viel", so der Mexikaner. Zumal Pirelli mit seinen hohen Reifendrücken wohl wieder dafür sorgt, dass es für die Piloten noch schwieriger wird. Was bedeutet das für die Fahrer? "Wir haben nicht so viel Grip", so die einfache Antwort von Nico Hülkenberg.

Dass es im Qualifying aufgrund des schwierig zu erreichenden Reifenfensters und der deutlich besseren Performance auf Soft hinauslaufen wird, dürfte klar sein, doch auch im Rennen könnte der gelbe Pneu der bevorzugte sein. "Generell geht man immer auf die weicheren Mischungen - das wird auch hier der Fall sein", nickt Max Verstappen. Marcus Ericsson (Sauber) stimmt zu: "Der harte Reifen ist wirklich nutzlos." Vielleicht kommt aber auch der Regen, und dann ist alle Diskussion hinfällig - der harte Reifen wird dann aber trotzdem nicht gefahren ...