• 24.09.2009 11:32

  • von Stefan Ziegler

Ecclestone: "Das war nicht nötig"

Formel-1-Chef Bernie Ecclestone hält die Bestrafung von Flavio Briatore für zu hart, rät seinem Freund aber dringend vor einem Gerichtsgang ab

(Motorsport-Total.com) - Fast ein Jahr nach den Ereignissen von Singapur 2008 sind die Schuldigen gefunden und die Strafen ausgesprochen. Im Falle des ehemaligen Renault-Teamchefs Flavio Briatore lautet das Urteil "lebenslänglich" - der italienische Multimillionär ist für immer aus der Rennsportszene der FIA verbannt worden. Formel-1-Chef Bernie Ecclestone empfindet diese Strafe aber als etwas zu heftig.

Titel-Bild zur News: Flavio Briatore

Dieser Pokalgewinn sollte noch für viel Gesprächsstoff in der Formel 1 sorgen...

"Wenn man sich die Sache vernünftig betrachtet, dann hatten die Leute an der Spitze doch nicht die leiseste Idee. Die Leute im Renault-Team hatten keine Ahnung. Es gab drei Personen, die über die Vorgänge Bescheid wussten und das war's. Daran war niemand sonst beteiligt", sagt Ecclestone. "Mit den Betreffenden wurde bereits abgerechnet - in Flavios Fall etwas zu hart, wie ich finde."#w1#

Die FIA erklärte Briatore im Anschluss an die "Crashgate"-Affäre zur Persona non grata auf Lebenszeit - und Ecclestone zweifelt, ob dieses Strafmaß angemessen ist: "Ich denke nicht, dass das nötig war. Ich saß allerdings ebenfalls in dieser Kommission und bin daher wohl ebenso schuld wie jeder andere. Rückblickend muss ich aber sagen: Das war nicht nötig", so der 78-Jährige. "Es war zu viel - definitiv."

Allerdings führt Ecclestone auch an, dass Briatore durchaus die Chance hatte, einer so harten Strafe zu entgehen: "Zunächst einmal ist festzuhalten, dass Flavio vorgeladen wurde. Seine Anwälte schrieben, dass die FIA nicht für ihn zuständig sei - und das ist möglicherweise richtig. Aber das waren nicht die richtigen Worte. Dabei wäre es doch so einfach gewesen", meint Ecclestone.

Ecclestone hätte Briatore zur Beichte geraten

"Er hätte nur sagen müssen: 'Ich wurde erwischt, als ich meine Hände in der Kasse hatte. Damals schien es eine gute Idee zu sein. Es tut mir leid.' Es gibt da eine Organisation, die funktioniert richtig gut mit dieser Methode. Die Leute gehen zu einer Box und beichten...", erläutert Ecclestone. "Ganz ehrlich: Ich bin ein Freund von Flavio. Er hat diese ganze Geschichte schlecht gehandhabt."

"Er hätte das ganz anders aufziehen können und sie hätten dann gesagt: 'Du warst ein böser Junge' und das wäre das Ende gewesen" - stattdessen strebt Briatore nun offenbar einen Prozess gegen den Automobil-Weltverband an und will offensichtlich sein angekratztes Image retten. Ecclestone winkt ab: "Es wäre dumm von ihm, das zu machen. Er sollte sich wohl eher an das Berufungsgericht wenden."

"Ich zweifle daran, dass er gewinnen wird, wenn er zu einem normalen Gericht geht. Die FIA würde sich verteidigen und irgendjemand würde sagen, dass es den Tod eines jungen Burschen zur Folge hätte haben können. Das würde sich nicht allzu toll anhören", sagt der Formel-1-Chef und fügt an: "Flavio spricht nicht mit mir. Er denkt, ich hätte ihn verteidigen sollen. Doch das konnte ich nicht."