• 23.09.2009 19:04

  • von Britta Weddige

Briatores Dank an Piquet nur ein Witz?

Laut Nelson Piquet jun. soll sich Flavio Briatore nach dem Singapur-Crash bei ihm bedankt haben - Briatore: "Vielleicht habe ich das im Spaß gesagt"

(Motorsport-Total.com) - Die insgesamt 91 Seiten umfassenden Akten zum Fall "Crashgate", die die FIA heute veröffentlicht hat, bringen einige interessante Aspekte ans Licht. So stellt sich nun die Frage, ob sich der frühere Renault-Teamchef Flavio Briatore direkt nach dem Singapur-Crash 2008 bei Nelson Piquet Jun. bedankt hat.

Titel-Bild zur News: Flavio Briatore (Teamchef)

Falvio Briatore stellte sich in der FIA-Befragung unwissend

Piquet Jun. hatte gegenüber der FIA ausgesagt, Briatore habe ihm nach dem Rennen ein diskretes "Dankeschön" zugeflüstert. Das habe auch einen von Piquets Ingenieuren stutzig gemacht. Dieser habe nachgehakt, welcher Natur der Unfall denn wirklich gewesen sei, weil ihm die Sache ungewöhnlich vorkam. Er habe dem Ingenieur jedoch geantwortet, er habe einfach die Kontrolle über das Auto verloren, so Piquet.#w1#

Als Briatore in Spa-Francorchamps von der FIA zu den Vorgängen befragt wurde, wurde er auch mit dem ominösen Dank an Piquet jun. konfrontiert. Der Italiener stritt in einer ersten Reaktion erst einmal ab, zu seinem Fahrer Danke gesagt zu haben. Dann jedoch erklärte Briatore, dass er es "vielleicht aus Spaß" doch gesagt haben könnte.

Ansonsten stritt Briatore in der Anhörung Ende August alles ab. Laut FIA gab der Italiener damals zu Protokoll, "dass der Unfall, so weit er wisse, nicht absichtlich geschehen sei und dass er nicht an irgendwelchen Plänen beteiligt gewesen sei." Briatore räumte zwar ein, dass es vor dem fraglichen Rennen in seinem Büro ein Treffen zwischen ihm, Pat Symonds und Piquet Jun. gegeben habe. Doch dabei sei es nicht um einen absichtlich Unfall gegangen, sondern man habe dem Fahrer lediglich gesagt, er solle sich auf das Rennen und nicht auf seine Vertragsverhandlungen konzentrieren. Zudem bestritt er, von einem weiteren Treffen zwischen Symonds und dem Fahrer zu wissen, in dem der Chefingenieur Piquet Jun. instruiert haben soll, in Runde 14 in Kurve 17 an die Wand zu fahren.

Briatore erklärte in der Befragung mehrfach, dass Piquet Jun. 2009 eine Gehaltskürzung hinnehmen musste, statt 1,5 Millionen US-Dollar verdiente der Brasilianer nur noch eine Million US-Dollar. Zudem bekam er eine Klausel in den Vertrag geschrieben, nach der er entlassen werden kann, wenn seine Leistungen signifikant schlechter sind als die von Fernando Alonso. Damit habe Briatore "beweisen wollen, dass die Anschuldigungen, der Crash sei absichtlich herbeigeführt worden, falsch sein müssen", so die FIA.

Offenbar sah sich Briatore auf der sicheren Seite - sonst hätte er wohl kaum einige flapsige Antworten gegeben. Laut FIA lasse sich "Herrn Briatores Haltung" am besten mit folgendem Zitat aus der Befragung zusammenfassen: "Ich spreche niemals mit Nelsinho, ich spreche niemals mit ihm darüber, einen Crash zu verursachen und er kommt nie zu mir und sagt: 'Flavio, Jesus Christus, ich habe einen Crash, ihr habt das Rennen gewonnen, kannst du meinen Vertrag neu machen?' Sie wissen: Wenn einem jemand einen solchen Gefallen tut, dann gibt man ihm einen neuen Vertrag."