• 29.05.2011 20:28

  • von Dieter Rencken

Domenicali: "Wir wollen am Ball bleiben"

Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali spornt seine Mannschaft zum Aufholen an und hält Sebastian Vettel in Monaco für einen würdigen Rennsieger

(Motorsport-Total.com) - Gemischte Gefühle bei Ferrari: Fernando Alonso kam zwar als Zweiter über die Ziellinie von Monte Carlo und sammelte viele Punkte, doch Felipe Massa sah die Zielflagge nicht. Der 30-Jährige hatte sich mit Lewis Hamilton (McLaren) angelegt und war nach einer Berührung in die Tunnelmauern gekracht. Damit war das Monaco-Rennen für Massa vorzeitig beendet, während Alonso bis zum um den Sieg kämpfte. Im Interview schildert Teamchef Stefano Domenicali seine Sicht der Dinge.

Titel-Bild zur News: Stefano Domenicali (Teamchef)

Stefano Domenicali durfte dank Fernando Alonso einen Podestplatz bejubeln

Frage: "Stefano, wie bewertest du das Rennen in Monaco und was sagst du zur Situation in der Gesamtwertung? Sebastian Vettel führt überdeutlich..."
Stefano Domenicali: "Ich will nicht sagen, dass er Glück hatte. Wenn du siegst, dann siegst du. Er hat den Sieg verdient, denn er war schon am Samstag der Schnellste und lag über viele Runden auch im Rennen in Führung."

"Sein Team traf während der Safety-Car-Phase eben die Entscheidung, draußen zu bleiben und die Reifen am Auto zu lassen. Unsere Strategie mit Fernando war anders. Er schonte seine Reifen, um Sebastian in den Schlussrunden zu attackieren. Im Hinblick auf die zweite Frage muss ich sagen: Ja, der Abstand ist groß."

"Wir wissen nur zu gut, wie rasch sich die Dinge verändern können." Stefano Domenicali

"Kein Zweifel. Wir wissen aber nur zu gut, wie rasch sich die Dinge verändern können. Das ist nicht einfach, doch in den kommenden Rennen könnte auch bei ihnen mal etwas passieren. Du musst weiter konzentriert bleiben und sie fortwährend unter Druck setzen. Schauen wir einmal. Zweifelsohne sind sie sehr stark. Unser Ziel ist, weiterhin daran zu glauben."

"Wir wollen am Ball bleiben und kurzfristig einige gute Ergebnisse einfahren. Außerdem brauchen wir gute technische Updates am Auto. Wir kommen bald wieder an Strecken wie Silverstone, wo du ein Fahrzeug brauchst, das über mehr Abtrieb verfügt. Das ist auf Kursen wie Silverstone oder auch Budapest erforderlich."

Frage: "Fernando Alonso deutet in der Pressekonferenz an, dass es in der Gesamtwertung immer schwieriger oder nahezu unmöglich wird..."
Domenicali: "Schwierig ist es, keine Frage. Es braucht aber nur zwei schlechte Rennen bei unseren Rivalen und schon wären wir wieder an ihrem Heck. Wie ich schon sagte: Einfach wird es nicht. Wir sind aber bekannt dafür, dass wir nicht so schnell aufgeben. Wir werden weiter Druck machen."

"Die theoretisch schnellste Strategie wäre superweich, superweich und weich gewesen." Stefano Domenicali

Frage: "Wie kam es zur Entscheidung, Fernando Alonso mit der härteren Reifenmischung hinauszuschicken, sodass er letztendlich vor Jenson Button ankam?"
Domenicali: "Die theoretisch schnellste Strategie wäre superweich, superweich und weich gewesen. Dadurch hätte man sich im zweiten Rennabschnitt aber verwundbar gemacht."


Fotos: Ferrari, Großer Preis von Monaco


"Zudem bestand die Möglichkeit auf eine Safety-Car-Phase. Aus diesem Grund entschieden wir uns für die weichen Pneus, um besser mit möglichen Safety-Car-Phasen klarzukommen. Wir kamen noch einmal herein und holten frische Reifen, weil wir den nötigen Abstand nach hinten hatten. Wir verloren keine Position und hatten zum Schluss noch vergleichsweise frische Pneus, um anzugreifen."

Von der Rennleitung ist Konstanz gewünscht

Frage: "Was denkst du über den Zwischenfall um Felipe Massa und Lewis Hamilton?"
Domenicali: "In meinen Augen war das vielleicht ein etwas zu ehrgeiziges Manöver von Lewis. Normalerweise ist es schließlich nicht möglich, an dieser Stelle zu überholen. Felipe trug eine Beschädigung davon und verlor das Auto schließlich im Tunnel außer Kontrolle."

Frage: "Lewis Hamilton wurde heute wiederholt bestraft. Sind die Rennkommissare in diesem Jahr ein bisschen zu streng? Es hat fast den Anschein, als würden die Fahrer für jedes Manöver bestraft, das etwas danebengeht..."
Domenicali: "Am wichtigsten ist, dass die Rennleitung in ihren Entscheidungen Konstanz walten lässt."

"Wenn es keine Konstanz gibt, wissen die Fahrer nicht, wie sie sich verhalten müssen." Stefano Domenicali

"Wenn es keine Konstanz gibt, wissen die Fahrer nicht, wie sie sich verhalten müssen. In diesem Jahr scheint die Rennleitung eine eher strenge Herangehensweise zu wählen. Wir werden sehen, was sie zu den zahlreichen Vorgängen in diesem Grand Prix zu sagen haben."

Frage: "In Barcelona wurde Ferrari überrundet, hier gab es einen Platz auf dem Treppchen. Zeigt dies, dass Ferrari in diesem Jahr von den Reifen abhängig ist?"
Domenicali: "Das kann man so sagen. Das sieht man bei allen Teams außer Red Bull."

"Dort wollen wir wieder versuchen, die Leistung unseres Autos zu maximieren." Stefano Domenicali

"Sie können weiche oder harte Reifen und vielleicht sogar steinharte Pneus aufziehen, und wären noch immer da. Unser Auto ist da sehr feinfühlig. Die anderen Rennställe scheinen diesen Effekt aber ebenfalls zu spüren. In Kanada werden wir die gleichen Mischungen verwenden wie hier in Monaco. Dort wollen wir wieder versuchen, die Leistung unseres Autos zu maximieren."

Frage: "Wird Ferrari in Kanada ein größeres Update an den Start bringen oder die übliche Menge an Neuerungen einführen?"
Domenicali: "Nein, es ist ein normales Upgrade eines Elements, das ein Zugewinn an Leistung verspricht. Hoffentlich klappt das."