• 02.12.2009 20:22

Di Resta: "Die Formel 1 ist ein anderes Kaliber"

DTM-Leihgabe Paul di Resta zieht nach zwei Tagen Bilanz: Was die Formel 1 von der DTM unterscheidet und was er in Zukunft vorhat

(Motorsport-Total.com) - Mercedes-Werksfahrer Paul di Resta gilt als jener DTM-Pilot mit den größten Chancen auf einen Wechsel in die Formel 1. Der Brite hinterließ an seinen beiden ersten Halbtagen bei den Young-Driver-Days in Jerez de la Frontera einen sehr guten Eindruck, wurde einmal Zweiter und einmal Fünfter und verlor nie mehr als gut eine halbe Sekunde auf die Spitze. Im Interview schildert er seine Eindrücke vom Force-India-Mercedes VJM02.

Titel-Bild zur News: Paul di Resta

Paul di Resta hinterließ im Formel-1-Auto bisher einen sehr starken Eindruck

Frage: "Paul, wie ist dein Eindruck vom VJM02?"
Paul di Resta: "Es ist ein ganz anderes Kaliber als alles, was ich bisher gefahren bin. Du bildest dir ein, dass du darauf vorbereitet bist, aber auf so etwas kannst du dich nicht vorbereiten. Je mehr du attackierst, desto mehr holst du aus diesen Autos raus, also musst du die Komfortzone verlassen. Es ist alles, wovon ich je geträumt habe, vom Lärm angefangen bis hin zum Speed - das ist es, worauf ich schon mein ganzes Leben warte. Ich will jede Sekunde auskosten."#w1#

Frage: "Dies ist bereits dein dritter Test in einem Formel-1-Auto. Helfen dir deine vorherigen Erfahrungen?"
Di Resta: "Ich bin vor fast einem Jahr auf dem Kurzkurs in Silverstone einen McLaren gefahren, aber das waren eigentlich nur Systemchecks. Ich bin jetzt seit 13 Monaten in keinem Formelauto mehr gesessen - und dieses Jahr ist sowieso ganz anders als das Vorjahr. Es gibt weniger Downforce und dafür Slicks. Der Test hat schon ein bisschen geholfen, aber es ist auch mein erster Test auf einer langen Rennstrecke, daher musste ich wieder etwas Neues lernen."

Frage: "Gibt es Ähnlichkeiten zwischen dem Formel-1- und deinem DTM-Auto?"
Di Resta: "Viele Leute sagen, dass ich Tourenwagenfahrer bin, aber das DTM-Auto ist kein echter Tourenwagen, sondern eher ein Formelauto mit Karosserie. Die DTM-Autos haben viel Downforce, sind sehr technisch und ich würde sagen, dass sie das Nächstbeste nach der Formel 1 sind, was die Entwicklungsrate angeht. Trotzdem fühlt sich der VJM02 anders an als ein DTM-Auto. Die C-Klasse hat gute Bremsen und eine gute Stabilität, aber das Formel-1-Auto ist in einer eigenen Liga. Wenn man sich daran gewöhnt und die Komfortzone verlässt, holt man das Beste aus diesem Auto heraus."

Frage: "Du durftest heute Vormittag fahren. Was war dein Programm und wie lautet deine Bilanz?"
Di Resta: "Gestern ging es darum, das Auto kennen zu lernen und zu verstehen, wie alles funktioniert. Ich erreichte schon nach nur einem Run ein gutes Niveau und fühlte mich gut genug vorbereitet, um auch ein paar Entwicklungsteile für das Team auszuprobieren, was ihnen 2010 helfen wird. Heute Morgen hatten wir schon ein sehr strukturiertes Programm mit Vergleichstests von 2009er- und 2010er-Setups, mit kurzen und langen Runs. Es lief ziemlich gut."

Frage: "Ist die Herangehensweise an einen solchen Test anders als in der DTM?"
Di Resta: "In der Garage stehen eine Menge Leute, aber alle haben eine Aufgabe, mich eingeschlossen. Ich bin daran gewöhnt, bei Tests nach Performance zu suchen. Dafür ist es wichtig, sich im Auto wohl zu fühlen. Ich bin jetzt auf Speed und ich weiß, was nötig ist, um meine eigene Performance zu verbessern. Hinzu kommt, dass wir in jedem Run etwas anderes ausprobieren, also muss ich ständig dazulernen und Feedback geben, damit das Team die Informationen bekommt, die es braucht. Ich hoffe, dass ich für sie nützlich bin."

Frage: "Was sind nach diesem Test deine langfristigen Ziele?"
Di Resta: "Das Ziel war, diesen Test zu fahren und dann weiterzusehen. Ich habe keine konkreten Pläne für nächstes Jahr, aber ich hoffe, dass ich für die Zukunft eine Beziehung zu Force India aufbauen kann. In der DTM steckt sicher eine Menge Potenzial, aber nach diesem Test muss ich mich hinsetzen und schauen, was ich machen will und wo ich fahren könnte."