• 21.05.2014 14:31

Der nette Herr Rosberg: Monaco soll die Wende bringen

Nach vier Niederlagen gegen Lewis Hamilton und ersten Psychospielchen des Briten muss Nico Rosberg beim Heimspiel in Monaco zeigen, ob er das Zeug zum Titel hat

(Motorsport-Total.com/SID) - Vier Niederlagen in Folge, der Verlust der WM-Führung, Provokationen durch den Teamkollegen - Nico Rosberg musste zuletzt einiges einstecken im Mercedes-Duell mit Lewis Hamilton. Beim gemeinsamen Heimrennen in Monaco am Sonntag soll damit Schluss sein. "Lewis ist auch nur ein Mensch, der Stärken und Schwächen hat", sagt Rosberg, "und die kenne ich wie meine Westentasche."

Titel-Bild zur News: Nico Rosberg

Der nette Junge von nebenan? Nico Rosberg hat für viele zu wenig Biss Zoom

Es gebe für den 28-Jährigen wohl keinen besseren Ort für eine Wende im Titelkampf, um zu beweisen, dass er Hamilton schlagen kann. Im Fürstentum ist Rosberg aufgewachsen, hier lebt er im selben Appartementhaus wie der Engländer, und hier hat er den bislang größten Triumph seiner Karriere gefeiert.

Ein Sieg wie im Vorjahr könnte daher der Befreiungsschlag für Rosberg sein und zudem ein wichtiges Statement. Angesichts von vier zweiten Plätzen hinter Hamilton wächst die Zahl derer, die den Blondschopf schlicht für zu nett für den WM-Titel halten, auf und neben der Strecke.

Das Sticheln fängt an

Denn Rosberg war in dieser Saison keineswegs chancenlos. In Bahrain und Spanien saß er dem Stallrivalen im Nacken, doch Hamilton riskierte stets mehr und verteidigte seine Führung. Und auch abseits der Strecke hat der Brite längst das Visier heruntergeklappt, die Psychospiele sind eröffnet.


Fotostrecke: Fahrer über Monte Carlo: Konzentrationsübung

Die Ereignisse in Barcelona liefen für Rosberg folgendermaßen ab: "Ich hatte die Pole-Position nur knapp verpasst, also musste ich auf meine Chance im Rennen warten. Aber mein Start war nicht gut, das ist eine unserer Schwachstellen im Moment. Von da an war ich jedoch schneller als mein Teamkollege. In Barcelona ist es nur sehr schwierig, hinter einem Auto hinterherzufahren und noch schwieriger, zu überholen. Außerdem haben wir ja noch beide die gleiche Maschine", schreibt er in seiner Kolumne für die 'Daily Mail'.

Vor dem Rennwochenende an der Cote d'Azur verpasste Hamilton Rosberg jedoch im freundlichen Plauderton einen verbalen Tiefschlag. "Ich weiß ja, was ich kann, und ich denke, es hätte mir nicht so schwer fallen sollen", sagte Hamilton im Gespräch mit englischen Journalisten über seine engen Siege: "Es hätte nicht so knapp sein dürfen."

Keine Nachbarschaftshilfe auf der Strecke

Was hier mitschwingt, ist klar - fährt Hamilton am Limit, so die Meinung des 29-Jährigen, dann dominiert er Rosberg. So, wie bei seinen Erfolgen in Malaysia und China. Das sind Aussagen, die aus Rosbergs Mund derzeit kaum vorstellbar wären, und auch für den Engländer sind es neue Töne. Sie sind eine direkte Folge des teaminternen Kampfes um die WM, in den die Konkurrenten um Weltmeister Sebastian Vettel im Red Bull wohl nicht mehr eingreifen können.


Fotos: Großer Preis von Monaco, Pre-Events


Selbst bei Mercedes glaubt man, dass in diesem Duell auch auf psychologischer Ebene der Höhepunkt längst noch nicht erreicht ist. "Man kann nicht erwarten, dass die beiden auf Kuschelkurs gehen, wenn sie das Werkzeug haben, die WM zu gewinnen", sagte Motorsportchef Toto Wolff nach dem Spanien-Grand-Prix: "Deshalb ist die Intensität dieses Zweikampfes so hoch und ich gehe davon aus, dass er sich noch zuspitzen wird."

Seine WM-Führung hat Rosberg beim vergangenen Rennen in Spanien verloren, mit 97 Punkten liegt er derzeit drei Zähler hinter Hamilton (100). Dennoch, für den Deutschen beschränkt sich der "Krieg der Sterne" weiterhin auf das Sportliche - an einem privaten Brauch will er noch nicht rütteln. "Abseits der Rennstrecke", sagt Rosberg 'Auto Bild motorsport', "sind wir trotzdem noch Nachbarn. Und wenn Lewis' Kühlschrank leer ist, kann er weiter Frikadellen holen kommen." Es soll ja schließlich auch schon nette Weltmeister gegeben haben...