Dennis und Co. zweifeln: "Halo" doch erst 2018 einführen?

Bob Fernley wünscht sich mehr Evaluierung vor der Einführung von "Halo" 2017, Ron Dennis ist für den "Aeroscreen" und Rosberg fühlt sich wie Jackie Stewart

(Motorsport-Total.com) - Schon 2017 soll der Cockpitschutz "Halo" in der Formel 1 eingeführt werden, wie am Monaco-Wochenende von den technischen Verantwortlichen der Teams gemeinsam mit der FIA angedacht wurde. Nun gibt es Stimmen aus dem Fahrerlager, die dieser Entscheidung skeptisch gegenüberstehen. Dazu gehören neben Lewis Hamilton, unter anderem auch McLaren-Boss Ron Dennis und der stellvertretende Force-India-Teamchef Bob Fernley.

Titel-Bild zur News: Halo-Cockpitschutz am Ferrari von Kimi Räikkönen

Kommt der Heiligenschein schon 2017 in der Formel 1? Räikkönen macht's vor Zoom

Zur Diskussion standen am Freitag im Fürstentum das "Halo"-System und der "Aeroscreen" von Red Bull, der in Russland gezeigt wurde. Zwar wurde die Windschutzscheibe als optisch besser empfunden, bedarf allerdings noch weiterer Tests, da die Auswirkungen, zum Beispiel auf die Aerodynamik, viel größer wären. Daher einigte man sich vorerst auf den Heiligenschein, den Ferrari bei den Wintertests in Barcelona gefahren ist, für die kommende Saison.

Fernley ist aber auch mit diesem Kompromiss nicht glücklich und versteht die Entscheidung nicht ganz, wie er gegenüber 'Autosport' erklärt: "Ich glaube, dass wir dieses System zur Gänze evaluieren sollten. Gibt es Zweifel, dass es nicht vollständig schützt - ich glaube nicht, dass das 'Halo' das tut -, dann sollten wir die Einführung nicht überstürzen", so der Brite. Seiner Meinung nach wäre es besser, zuerst vollständig zu evaluieren und danach mit einer Lösung zu kommen, mit der man vollauf zufrieden ist.

Dennis spricht sich für "Aeroscreen" aus

Vor allem die großen Öffnung an den Seiten machen Fernley nachdenklich: "Da könnten Federn oder auch Kanaldeckel durchfliegen, warum ist man sich also so sicher, dass dies die richtige Lösung ist? Wir könnten es nach einer vollständigen Prüfung 2018 einführen", schlägt er vor. In zwei Jahren soll aber schon der "Aeroscreen" kommen. "Ich sehe den Sinn einfach nicht, jetzt so dringend etwas einzuführen, das ist meine Meinung."

McLaren-Boss Ron Dennis hat sich klar für die Red-Bull-Variante ausgesprochen, betont gegenüber 'Sky Sports News HQ' jedoch: "Man kann ein Formel-1-Auto niemals sicher genug bauen, aber möglicherweise ist das Konzept des 'Aeroscreens', der robust genug ist, um einem Aufprall standzuhalten, gut. Die Ausführung lässt im Moment noch zu wünschen übrig", kritisiert der Brite. Er pflichtet Fernley bei: "Wir sollten erst etwas einführen, wenn wir sichergehen können, dass die Sicht und der Stroboskopeffekt (bezeichnet scheinbar verlangsamten oder umgekehrten Ablauf von periodischen Prozessen; Anm. d. Red.) den man bei solchen Scheiben hat, verstanden wurden."


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Er glaubt, dass bei dem "Aeroscreen" auch Regen oder Bäume, wie zum Beispiel in Monza, die Sicht deutlich beeinträchtigen könnten. "Derzeit hat es noch eine krude Form, ich denke, man kann mit der Zeit nicht nur die Autos sicherer, sondern auch diesen Bereich eleganter gestalten", so Dennis.

Rosberg erinnert an Jackie Stewart

Ganz klar für einen Cockpitschutz ist Nico Rosberg, der seinem Teamkollegen Lewis Hamilton auch in dieser Frage konträr gegenübersteht. Der Brite hat sich bereits als Gegner des "Halo"-Systems geoutet und meint nun etwas zurückhaltender: "Wenn sich die Regeln ändern, dann ändern sie sich eben. Wir sitzen alle im selben Boot." Rosberg liegt hingegen voll auf GPDA-Linie: "Wir hatten einen weiteren Vorfall mit dem losen Kanaldeckel, da könnte Halo sicherlich helfen. Hiermit haben wir also ein weiteres Beispiel, wo es von Vorteil gewesen wäre. Das ist der richtige Weg", glaubt der Deutsche und spricht den Vorfall von Jenson Button am Donnerstag in Monaco an.

Aeroscreen

Daniel Ricciardo hat den Red-Bull-"Aeroscreen" in Sotschi getestet Zoom

Im ersten Freien Training am Donnerstag in Monaco wurde nach Sainte Devote ein loser Kanaldeckel, als Rosberg mit seinem Mercedes darüber fuhr, aufgewirbelt und schlug gegen den Frontflügel von Jenson Buttons McLaren. Rosberg verstehe zwar die Kritiker, jedoch gab es diese auch schon in früheren Dekaden, wie er in der Medienrunde ausführt: "Wenn man die Zeitungen aus dem Jahr 1968 liest, wo bereits Jackie Stewart für bessere Sicherheitsvorkehrungen eingetreten ist, da wurde er auch gelyncht und als was weiß ich beschimpft, das ist heute komplett das Gleiche", so der WM-Führende.