• 06.08.2006 21:13

Das große Siegerinterview mit Jenson Button

Ein erleichterter Jenson Button beschreibt seine Fahrt zu seinem ersten Formel-1-Sieg und die erwarteten Folgen des Triumphes in Ungarn

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Jenson, lass einfach diese Worte etwas sinken: Du hast deinen ersten Grand Prix gewonnen!"
Jenson Button: "Ich weiß. Das Problem ist, dass es sich schon so normal anfühlt. Wow! Was für ein Tag! Es war fantastisch. Die Wetterbedingungen haben das Rennen für alle sehr, sehr schwierig gemacht. Aber ich kam von Rang 14 und gewann das Rennen, besser hätte ich es wohl nicht schaffen können. Ich muss einfach allen danken. Die Strategie war fantastisch und alle im Team haben an diesem Wochenende einen tollen Job gemacht. Es ist schön zu sehen, dass wir ein Auto haben, das Rennen gewinnen kann. Endlich sind wir hier angekommen. Ich möchte auch allen in der Fabrik danken, sie mich unterstützen, denn sie haben nie den Glauben daran verloren, das ist fantastisch."

Titel-Bild zur News: Jenson Button

Endlich Jenson Button: Die Hürde des ersten Sieges ist überwunden

Frage: "Schon in der Frühphase warst du toll unterwegs, wie eigentlich alle auf Michelin-Reifen. Dein Rennen begann aber erst nach der Safety-Car-Phase richtig, als du direkt hinter Fernando Alonso lagst."
Button: "Ja. Wenn meine Stimme lustig klingen sollte, dann liegt das daran, dass ich so viel geschrien habe. Aber es hat natürlich Spaß gemacht, auf Fernando aufzuholen. Wir haben eine tolle Reifenwahl getroffen, auch beim letzten Boxenstopp. Wir haben als Team heute wirklich bedacht gearbeitet. Wir sind nicht einfach raus gegangen, hatten das beste Auto und gewannen das Rennen. Wir haben intensiv über unsere Strategie nachgedacht und das Rennen gewonnen, nicht nur durch puren Speed, sondern durch unsere Strategie und die Arbeitsweise bei Honda. Ich muss ihnen allen danken. Fukui-san (Takeo Fukui; Anm. d. Red.), der Präsident von Honda, ist hier. Es ist ein tolles Geschenk für ihn."#w1#

Frage: "Wie hat sich die letzte Runde angefühlt?"
Button: "Fantastisch, vor allem die letzten zehn Runden. Ich wollte nicht, dass das Rennen zu Ende geht. Normalerweise, wenn man führt - nehme ich an -, fühlt es sich an, als ob es ewig dauert, aber ich liebte es. Wir haben die Drehzahlen enorm zurückgedreht, ich wusste, dass wir das Rennen beenden würden. Ich hatte einen Vorsprung von 40 Sekunden und ich wollte nicht, dass es aufhört. Es war das beste Gefühl zu wissen, dass man auf dem Weg zu seinem ersten Grand-Prix-Sieg ist."

Eine Last fiel von Buttons Schultern

"Ich denke, man gewöhnt sich recht schnell an das Gewinnen" Jenson Button

Frage: "1993 hat ein Engländer namens Damon Hill hier seinen ersten Grand-Prix-Sieg geholt und danach auch die beiden folgenden Rennen gewonnen."
Button: "Es ist einfach toll, nach so langer Zeit diesen ersten Sieg einzufahren. Es ist ein tolles Gefühl für mich und das Team. Es ist gut, dass ich nun nicht mehr die Interviews geben muss, wenn ihr immer sagt, ich habe 112 Grands Prix bestritten und nie gewonnen. Nun werden sie sagen, dass ich einen Sieg aus 113 Grands Prix geholt habe. Das klingt schon viel besser."

Frage: "Fühlst du eine große Erleichterung, dass du diese statistischen Daten in den Interviews nicht mehr hören musst?"
Button: "Ja, das ist etwas für mich und das Team. Sie haben fantastisch gearbeitet, auch schon zuvor bei BAR. Sie haben nie die Köpfe hängen lassen, auch wenn es harte Zeiten gab. Heute war es ein siegreiches Team, so haben sie auch gearbeitet. Ich werde heute Abend alles noch einmal durchleben, aber Interviews, in denen ich zu hören bekomme, dass ich 113 oder 114 Grands Prix ohne Sieg gefahren bin, werde ich nicht mehr hören. Von meinen Schultern wurde eine große Last genommen, wenn ich nun in die Presse schaue - nun werde ich die Interviews auch ab und zu lesen."

Frage: "Hast du schon begriffen, was heute passiert ist, oder dauert das noch etwas?"
Button: "Nein, begriffen habe ich das noch nicht, aber ich denke, man gewöhnt sich recht schnell an das Gewinnen. Das Gefühl aber ist fantastisch. Die letzten zehn Runden, als ich mit 40 Sekunden Vorsprung führte, waren die besten Runden meiner Karreire. Ich saß da und konnte entspannen und wusste, dass ich nicht mehr angreifen musste. So konnte ich mich daran gewöhnen und diese Runden genießen."

Button gewöhnte sich langsam an den Sieg

Jenson Button

Noch am Samstag erlebte Button in Ungarn einen Tiefschlag: Motorschaden Zoom

Frage: "Wann hast du im Rennen zum ersten Mal daran gedacht, dass du das Rennen gewinnen kannst?"
Button: "Das ist schwierig, vielleicht so nach 30 Runden. Ich war mit mir ziemlich zufrieden, auch mit dem Auto, aber bei diesen Bedingungen weiß man ja nie. Man denkt nicht: 'Ich kann dieses Rennen gewinnen!' Man denkt nur daran, wie man das Beste herausholen kann, und genau das habe ich gemacht, am Ende sprang dabei der Sieg heraus."

Frage: "Und wann bist du dir sicher gewesen, dass du den Sieg in den Händen hältst?"
Button: "Ich denke, so in Runde 35 oder 36 bemerkte ich, dass meine Pace im Vergleich zu den Leuten um mich herum sehr gut war. Aber in so einem Rennen weiß man nie, ob man eine Siegchance hat, auch wenn man konkurrenzfähig ist. Bei diesem Wetter kann so viel passieren. Keiner weiß, was passiert wäre, wenn es wieder geregnet hätte. So zehn Runden vor Ende, als ich mit 40 Sekunden führte, schoss mir durch den Kopf, dass ich gewinnen würde, aber da schaute ich wieder hinauf zu den Wolken. Da gab es eine große, dunkle Wolke, daher fuhr ich auch einen so großen Vorsprung heraus, für den Fall, dass ich noch einmal Intermediates aufziehen müsste. Aber diese Runden waren fantastisch, ich musste nicht angreifen. Ich habe schon darüber nachgedacht, was ich in der Pressekonferenz sagen würde."

Frage: "In der Anfangsphase hast du dir sechs Runden lang ein Auto pro Runde geschnappt - und das auf einem Kurs, von dem man sagt, dass man dort nicht überholen kann."
Button: "Oh ja, die erste Runde. Ich hatte einen furchtbaren Start. Alonso überholte mich, aber dann habe ich einfach die andere überholt und kam der Spitze näher und näher. Ich hatte wirklich Spaß dabei, vom 14. Platz zu kommen und zu gewinnen. Das unter diesen Bedingungen hier zu schaffen, ist die perfekte Art, das erste Rennen zu gewinnen."

Frage: "Was wäre denn passiert, wenn du nicht die Strafe für den Motorwechsel bekommen hättest?"
Button: "Vielleicht hätte es von Startplatz vier gar nicht funktioniert, das wird man nie erfahren."

Alte Regenreifen als Erfolgsgeheimnis

"Ich kann mich jetzt schon nicht mehr an Dinge erinnern, die vor drei Minuten passierten" Jenson Button

Frage: "Hattest du überhaupt irgendwelche Probleme?"
Button: "Die gibt es bei diesen Bedingungen immer, wenn es abtrocknet und man sich nicht sicher ist, was zu tun ist. Ob man nun Rillenreifen aufzieht oder auf Intermediates bleibt oder neue Intermediates holt. Da haben einige andere auch Fehler gemacht, aber ich habe schon in Spa einmal versucht, die Reifen für zwei Stints aufgezogen zu lassen. Hier habe ich es wieder probiert und es hat wieder funktioniert. Viele Leute haben nicht verstanden, was wir in der vergangenen Saison in Spa machten. Aber es funktionierte, dann haben wir am Ende einfach die Trockenreifen aufgezogen und die Pace war vorhanden."

Frage: "Also bist du die beiden ersten Stints auf denselben Intermediates gefahren und dann auf Trockenreifen gewechselt?"
Button: "Ja, ich denke, ich hatte drei Stopps. Ich kann mich nicht mehr richtig daran erinnern. Ich kann mich jetzt schon nicht mehr an Dinge erinnern, die vor drei Minuten passierten. Ich denke nur daran, dass ich gerade meinen ersten Sieg in der Formel 1 eingefahren habe!"

Frage: "Nach dem, was alles vor dem Rennen passiert, hast du an einen Sieg sicher nicht gedacht, nicht wahr?"
Button: "Wir waren im Trocknen schon recht schnell unterwegs, vor dem Motorschaden waren meine Zeiten sehr gut. Wir gingen davon aus, dass wir hier einige Punkte holen würden, ein Podestplatz war da schon schwieriger bei trocknen Bedingungen, aber im Nassen funktionierte unser Auto sehr gut. Die Strategie hat sich bei uns ausgezahlt. Alle blieben ruhig und haben ihre Arbeit gemacht, daher haben wir gewonnen."

Honda auch weiterhin auf dem Vormarsch

Jubel bei Honda

Ausgelassener bei Jubel bei Honda und die Hoffnung auf weitere Siege Zoom

Frage: "Wie war es denn möglich, dass das Team so schnell das Ruder herumwerfen konnte?"
Button: "Viele Dinge passierten schon in Hockenheim, wie hatten ein neues Aerodynamikpaket, auch der Motor und die Vorderradaufhängung wurden verbessert. Viele kleine Dinge haben den Unterschied gemacht. In Hockenheim waren wir immer schnell, aber es zeigte sich, dass wir einen Schritt nach vorn gemacht haben, weil wir auch hier schnell waren. Im Trocknen wäre ein Sieg schwer geworden, aber unter diesen Bedingungen war es möglich. Wir werden auch in der Türkei sehr konkurrenzfähig sein."

Frage: "Du hast ja gesagt, dass du dir den Bart abrasierst, wenn du gewinnst."
Button: "Das habe ich gesagt, ja, aber ich dachte nicht, dass ich gewinnen würde, denn ich mag ihn lang. Ich werde mich dennoch rasieren. Was denkt ihr darüber, sieht schon etwas nach Hippy aus, oder?"

Frage: "Wie wird dich der Sieg beeinflussen? Es steht ja eine dreiwöchige Pause an."
Button: "Es wäre schön, wenn heute Abend etwas gefeiert wird, aber ich muss für vier Tage für PR-Veranstaltungen nach Shanghai, das wird hart. Ich muss schon heute Abend das Flugzeug erreichen. Aber es wird auch die Zeit kommen, in der ich meine Familie und Freunde sehen kann. Dann wird es einen tollen Urlaub geben, ich werde mit meinen Freunden zum Mittelmeer reisen und feiern. Wir müssen das auch feiern, und dann können wir weitermachen und den nächsten Sieg anstreben."

Frage: "Steht zu erwarten, dass dein Vater das Feiern übernehmen wird?"
Button: "Ich denke, der alte Junge wird heute Abend viel Spaß haben. Ich denke, er bleibt in Ungarn. Ich konnte es in seinem Gesicht sehen, als ich auf dem Podest stand - er wird bleiben."

Frage: "Auch in England werden nun viele Fans feiern. Möchtest du deinen Fans etwas sagen?"
Button: "Ja, ein großes Dankeschön. Es waren einige harte Jahre und meine Zeit bei Honda war fantastisch. Aber es gab Tiefpunkte, doch dies ist die beste Zeit meiner Karriere, daher sage ich meinen Fans Danke; dafür, dass sie mir treu geblieben sind, auch in schwierigen Zeiten. Dann lernt man, wie viele es sind. Ich habe die Fanpost und die Unterstützung in Silverstone gesehen, es ist toll, wenn ich das dann so zurückgeben kann."