Coulthard sieht Ferrari gegenüber Renault im Vorteil

David Coulthard spricht erstmals offen an, was schon länger bekannt ist: Von den beiden Red-Bull-Teams hat Toro Rosso derzeit den besseren Motor

(Motorsport-Total.com) - Während Toro Rosso in den vergangenen vier Rennen zweimal gepunktet hat, ging das eigentliche A-Team des österreichischen Energydrink-Herstellers, Red Bull Racing, viermal en suite leer aus. Das lag natürlich einerseits an der Arbeit des Teams selbst, doch abgesehen von operativen Fehlern wurde auch eine Diskrepanz bei den Topspeeds offensichtlich.

Titel-Bild zur News: David Coulthard

David Coulthard hätte momentan wohl lieber Ferrari- als Renault-Power

"In Valencia", analysierte David Coulthard für 'ITV', "haben wir einfach keine Rolle gespielt." Dazu habe am Sonntag ein Problem mit verlorenem Anpressdruck beigetragen, durch das auch die Balance aus den Fugen geriet, aber für "DC" steht ungeachtet dessen fest: "Selbst ohne diese Komplikation hätten Mark (Webber; Anm. d. Red.) und ich keine realistische Chance auf Punkte gehabt." Stattdessen wurden es nur die Positionen zwölf und 17.#w1#

Ferrari hat trotz Homologierung besser entwickelt

"Es ist offensichtlich, dass es zwischen unserem Renault- und Toro Rossos Ferrari-Motor Unterschiede gibt." David Coulthard

Zum Motorenhintergrund: Red Bull Racing wollte vor der Saison 2007 unbedingt auf Renault-Power wechseln, obwohl man noch einen gültigen Vertrag mit Ferrari besaß. Speziell Adrian Newey drängte auf die Zusammenarbeit mit den Franzosen. Also wurden die V8-Aggregate von Ferrari zu Toro Rosso abgeschoben und ein Renault-Deal für das A-Team ausgehandelt. Seit der Einführung der Homologierung scheint jedoch Ferrari Renault überholt zu haben.

"Toro Rosso hatte in Valencia das beste Wochenende der Saison", so Coulthard. "Das unterstreicht den Unterschied zwischen unseren jeweiligen Motorenherstellern. Es ist offensichtlich, dass es zwischen unserem Renault- und Toro Rossos Ferrari-Motor Unterschiede gibt. Ferrari liegt bei den Topspeedmessungen immer vorne, während der Renault-Motor in puncto Leistung und Fahrbarkeit etwas hinten liegt."

"Das ist etwas, was uns bewusst ist und was auch Renault bewusst ist. Wir wollen uns da durchbeißen. Natürlich ist die Situation ein bisschen unbequem für Renault und wesentlich bequemer für Ferrari, die wissen, dass es einen Leistungsunterschied gibt, aber die Formel 1 ist ein Business, in dem man die Fakten akzeptieren und daran arbeiten muss. Genau das erwarte ich jetzt von Renault", stellte der 37-jährige Routinier klar.

Gleiches Chassis, unterschiedlicher Motor

"Infolge unserer jüngsten Schwierigkeiten scheint das Ziel etwas ambitionierter geworden zu sein." David Coulthard

Dass sich die Diskrepanz zwischen den beiden Red-Bull-Teams fast ausschließlich über den Motor erklären lässt, liegt auf der Hand, denn Red Bull Racing und Toro Rosso setzen seit Monte Carlo praktisch ein identisches Chassis ein. Gerüchten zufolge soll Red Bull nun sogar daran interessiert sein, die Motorenpartner intern wieder zu tauschen, doch ob Ferrari einer solchen Rochade noch einmal zustimmen würde, sei dahingestellt.

Unabhängig vom derzeitigen Durchhänger will Coulthard am Ziel für die aktuelle Saison nicht rütteln: "Infolge unserer jüngsten Schwierigkeiten scheint das Ziel - Platz vier in der Konstrukteurs-WM - etwas ambitionierter geworden zu sein. Das ist aber das Ziel, das wir am Saisonbeginn ausgegeben haben. Nur weil die Dinge in den vergangenen Rennen nicht ganz so gelaufen sind, glaube ich nicht, dass wir das Ziel nach unten revidieren sollten", betonte der Schotte.

"Ich glaube", fügte er abschließend an, "dass das Potenzial für große Punkteschwankungen in den verbleibenden Rennen sehr groß ist, speziell wenn man sich anschaut, welche Strecken noch kommen. In Singapur haben wir einen weiteren Stadtkurs, von dem niemand weiß, was uns dort erwarten wird. In Japan, China und Brasilien könnte das Wetter eine große Rolle spielen. So gesehen liegen noch einige Karten auf dem Tisch..."