• 24.05.2009 09:56

  • von Stefan Ziegler

Coulthard in Monaco: Zwischen Geschichte und Glamour

David Coulthard kennt die zwei Seiten von Monte Carlo: Das Leben der Reichen und Schönen sowie die schwierige Hatz im Leitplankenkanal am Hafen

(Motorsport-Total.com) - Alljährlich versammelt sich die Formel-1-Gemeinde in Monaco, um einen ganz besonderen Grand Prix zu zelebrieren. Nirgendwo sonst tauchen mehr Promis an der Rennstrecke auf und nirgendwo sonst werden die Fahrer derart gefordert wie auf dem kniffligen Stadtkurs am Rande des Mittelmeers. Der frühere Formel-1-Pilot David Coulthard kennt die Straßen von Monte Carlo aus unterschiedlichen Perspektiven, war er doch jahrelang auf der Strecke aktiv und wohnt der Schotte doch in Monaco.

Titel-Bild zur News: David Coulthard

Der ehemalige Formel-1-Fahrer David Coulthard kennt alle Facetten von Monaco

Der Grand Prix im Fürstentum ist aber mehr als einige schwarze Gummistreifen auf glühendem Asphalt, was sicherlich jeder Formel-1-Fan unterschreiben würde. Auch Coulthard ist immer wieder neu begeistert vom Spektakel am Hafen von Monte Carlo, wie er in seiner Kolumne bei der 'BBC' deutlich machte. "Monaco ist das Kronjuwel der Formel 1. Ein Sieg mag zehn Punkte wert sein, bedeutet aber eigentlich viel mehr als das", stellte der 38-Jährige heraus.#w1#

In den Straßen von Monte Carlo ist die Geschichte lebendig

"Aber was macht Monaco eigentlich so speziell? Dafür gibt es eigentlich gleich eine Reihe von Gründen, die allesamt nichts mit dem Rennsport zu tun haben", meinte Coulthard und ging näher auf die Umstände ein, die den Grand Prix in den Häuserschluchten mit Meerblick zu einem ganz besonderen Ereignis im Rennkalender der Formel 1 machen: "In Monte Carlo ist die Geschichte unheimlich präsent, denn das Rennen führt schon seit 80 Jahren durch die Straßen der Stadt."

David Coulthard

2000 und 2002 raste David Coulthard auf McLaren-Mercedes in Monaco zum Sieg Zoom

"Wenn du hinauf zum Casino fährst, dann wandelst du auf den Fahrspuren von solchen Motorsportgrößen wie Tazio Nuvolari, Juan Manuel Fangio, Ayrton Senna und Michael Schumacher", erklärte Coulthard. "Die Tatsache, dass man in einem Fürstentum unterwegs ist, trägt ebenfalls zum Mythos und der Geschichte bei. Die Grimaldis regieren Monaco nun schon seit dem 13. Jahrhundert und das Rennen wird beinahe auf jedem Zentimeter ihres Landes ausgetragen."

Doch davon bekommen die Piloten bei rund 280 Kilometern pro Stunde nicht viel mit, schließlich verlangt der 3,340 Kilometer kurze Kurs über 78 Rennrunden hinweg höchste Konzentration von den Lenkradartisten. "Der Grand Prix in Monte Carlo ist so ähnlich, als würde man einen Faden durch ein Nadelöhr zwängen - bei Highspeed", meinte "DC" und fügte an: "Das Rennen ist sowohl physisch als auch psychisch überaus anstrengend."

Der Glamour-Grand-Prix am Mittelmeer

Nicht nur auf die Fahrer übt der Grand Prix von Monaco eine fast magische Anziehungskraft aus: "Da wäre außerdem noch der unverkennbare Glamourfaktor", bestätigte Coulthard und erläuterte: "Wenn der Begriff 'Monte Carlo' fällt, dann denken die Leute sofort an Sonne, Meer und Reichtum. Zu diesem Rennen kommen die Reichen und Schönen. Das schließt die Möchtegernstars mit ein, schließlich ist das ein sehen und gesehen werden."

David Coulthard

David Coulthard ist überaus fasziniert vom Grand Prix im Fürstentum von Monaco Zoom

"Aber wenn man den Tatsachen ins Auge blickt, dann ist eine Rennstrecke am Hafen nun einmal deutlich schillernder als ein Flughafenkurs wie Silverstone oder eine moderne Piste à la Schanghai", so der frühere Rennfahrer. "Ich bin ein Einheimischer, denn ich wohne schon seit 15 Jahren in Monaco. Das ist eigentlich nur ein großes Dorf. Wenn der Grand-Prix-Zirkus nicht gerade vor Ort ist, dann ist Monte Carlo eine sehr hübsches und nettes Städtchen."

"Dass das Rennen in den engen Straßen ausgetragen wird, macht diesen Event so besonders. Die Strecke verändert sich ständig und ist in der letzten Rennrunde in ihrem besten Zustand, weil sich die ganze Zeit über immer noch mehr Gummi auf den Asphalt legt. Diese absolut fordernden Bedingungen sind dafür verantwortlich, dass der Grand Prix in Monaco zu den härtesten Rennen überhaupt gehört", gab der Schotte zu Protokoll.

"Es gibt keinen Fahrer da draußen, der nicht zu jeder Zeit vollkommen aufmerksam zu Werke geht. Bei jedem anderen Rennen kannst du zwischendurch einmal abschalten. In Monaco ist das einfach nicht möglich", sagte Coulthard. "Um hier zu gewinnen braucht es wirklich einiges. Wenn du im Auto sitzt, dann flitzen die Banden nur wenige Millimeter an dir vorbei. Es gibt viele blinde Kurven und die Loews-Passage zählt zum langsamsten Abschnitt der gesamten Formel 1."

Die speziellen Monaco-Momente des David C.

Das alles macht den Stadtkurs von Monaco zur ultimativen "Fahrprüfung" für die Piloten der Formel 1. Coulthard: "In Monte Carlo sind verschiedene Fähigkeiten gefragt. Manche Piloten kommen damit sehr gut klar, andere eben nicht - so einfach ist das. Wenn ein Fahrer ohnehin sehr präzise agiert, dann wird er kein Problem damit haben, in Monaco ans Limit zu gehen. Andere verlieren hingegen leicht den Fokus, erwischen die Kurvenscheitel nicht richtig und geraten in Probleme."

David Coulthard, Fernando Alonso

Fernando Alonso und David Coulthard strahlten 2006 in Monaco um die Wette... Zoom

"Aufgrund dieser enormen Herausforderung ist ein Sieg hier deutlich befriedigender als auf jeder anderen Rennstrecke", meinte der frühere McLaren-Fahrer, der selbst zweimal den größten Pokal aus den Händen des inzwischen verstorbenen, monegassischen Staatsoberhauptes Fürst Rainier entgegen nehmen durfte. "Ich habe hier 2000 und 2002 gewonnen und kann mich noch sehr gut an meine Gefühle erinnern - an die Zufriedenheit und die körperliche Verausgabung."

"Nach meinem ersten Sieg in Monaco war ich so dehydriert, dass ich bis nachts um elf Uhr nicht auf die Toilette gehen konnte, obwohl ich ständig am Trinken war", sagte Coulthard rückblickend, dessen Erinnerung allerdings auch noch andere Kuriositäten umfasst: "Abgesehen von den Siegen hat aber jeder Fahrer so seine ganz eigenen speziellen Momente in Monaco - ich auch: 1996 beschlug mein Helm ständig und so habe ich Michael Schumacher gefragt, ob ich einen seiner Helme ausborgen könnte."

"Damit habe ich dann einen zweiten Platz belegt - es war genau das Exemplar, mit dem er in Brasilien P3 geholt hatte. 2006 bin ich Dritter geworden und habe dadurch das erste Podium für Red Bull erzielt", berichtete Coulthard abschließend. "Danach habe ich Prinz Albert gefragt, ob ich das Superman-Cape bei der Siegerehrung tragen dürfte. Er sagte nur: 'Aber natürlich!' So bin ich bis dato der einzige Pilot in der langen Formel-1-Geschichte, der in Monte Carlo mit dem Superman-Umhang auf dem Podium stand..."