• 13.07.2010 11:32

  • von Stefan Ziegler

Coulthard: "Es ist nur eine Frage der Zeit"

Der frühere Formel-1-Fahrer David Coulthard über die Hierachie im Team, gleichberechtigtes Fahren und das Kleinbeigeben gegenüber dem Stallgefährten

(Motorsport-Total.com) - Auf der sportlichen Ebene verbuchte Red Bull beim Rennen in Silverstone einen lupenreinen Sieg durch Mark Webber, teamintern gab es am Wochenende allerdings beinahe einen Totalschaden: Weil Sebastian Vettel den einzig verbliebenen neuen Frontflügel bekam, reagierte Webber äußerst säuerlich und nahm im Anschluss an den zehnten Grand Prix des Jahres kein Blatt vor den Mund.

Titel-Bild zur News: David Coulthard

David Coulthard kennt die Spielchen der Formel-1-Teams aus eigener Erfahrung

Der ehemalige Formel-1-Fahrer David Coulthard schreibt in seiner Kolumne beim 'Telegraph', dass er "viel Respekt" für den Australier aufbringe. "Mark hatte seine eigenen Gründe für seine Äußerungen nach dem Rennen. In vielerlei Hinsicht wünschte ich, auch ich hätte mich bei zwei Gelegenheiten so stur verhalten - in Jerez 1997 und in Melbourne 1998", gibt Coulthard rückblickend zu Protokoll.#w1#

"Damals bat man mich, für meinen Teamkollegen Mika Häkkinen Platz zu machen. Ich weiß nicht, ob mich meine Einwilligung die Chance auf einen Titel gekostet hat. Mika war ohnehin der komplettere Fahrer, doch vielleicht haben ihm diese Situationen sein Selbstbewusstsein gestärkt und meines unbewusst reduziert", so der langjährige McLaren-Pilot, der mittlerweile in der DTM am Start ist. (Mehr dazu in unserer DTM-Rubrik.)


Fotos: Red Bull, Großer Preis von Großbritannien


"Es gibt zwei Varianten, wie man ein Team leiten kann", fährt Coulthard fort. "Die eine Möglichkeit ist, die Ferrari-Schumacher-Route einzuschlagen, wobei ein Fahrer die Vorherrschaft inne hat. Das ist die effektivste Art und Weise, um den Titel zu gewinnen, zugleich aber auch moralisch zweifelhaft. Die andere Möglichkeit ist ein faires System, das allerdings nur sehr schwer umzusetzen ist."

"Ich würde dennoch Letzteres vorziehen. Ich habe beispielsweise einmal die Chance ausgeschlagen, zu Ferrari zu wechseln. Ich wollte nicht akzeptieren, als Nummer zwei von Michael unter Vertrag genommen zu werden", gesteht Coulthard und fügt erklärend hinzu: "Die Beziehung zwischen Fahrer und Team ist etwas überaus Komplexes. Es ist eine millionenschwere Hochzeit", so der Schotte.

"Nur: Dabei werden auch gleich die Scheidungspapiere unterschrieben. Die Beziehung wird nämlich irgendwann zu Ende gehen - so viel steht fest. Es ist nur eine Frage der Zeit. Bis dahin versuchen beide Parteien, möglichst viel Nutzen aus der Partnerschaft zu ziehen", bringt es Coulthard auf den Punkt und relativiert abschließend die jüngste Frontflügel-Affäre um Vettel und Webber.

"Red Bull hat den Fehler gemacht, dass sie dieses Verfahren vorab nicht öffentlich gemacht hatten. So standen sie freilich sofort in der Kritik", hält Coulthard nach Silverstone fest. "Red Bull hat aber schon aus Istanbul gelernt und sie werden auch dieses Mal wieder ihre Lehren daraus ziehen. Wenn sich der Staub erst einmal gelegt hat, werden sie mehr Positives als Negatives an der Hand haben."