• 27.02.2014 10:14

  • von Christian Sylt & Caroline Reid

Constantin: Ecclestones Sieg kostet 33 Millionen Dollar

Formel-1-Boss Bernie Ecclestone hat über 33 Millionen Dollar aufgewendet, um den Sieg im Londoner Gericht gegen Constantin Medien davonzutragen

(Motorsport-Total.com) - Mehr als 33 Millionen Dollar will Bernie Ecclestone ausgegeben haben, um sich vor einem Londoner Gericht erfolgreich zu verteidigen, das sagt der Formel-1-Boss jedenfalls selbst. Ecclestone wurde vorgeworfen, er habe für die Unterbewertung der Formel 1 Bestechungsgeld bezahlt, als sie 2006 an die Private-Equity-Firma CVC verkauft wurde.

Titel-Bild zur News: Bernie Ecclestone

Ecclestone will seine Kosten wieder haben, doch Constantin kann nicht zahlen Zoom

Der Fall wurde von der deutschen Medienrechtefirma Constantin Medien vor Gericht gebracht, die Ecclestone Kosten als verlierende Partei zu tragen haben, sollte der Richter nicht anders entscheiden. "Es wird sie mehr als 20 Millionen Pfund (33 Millionen Dollar, 24 Millionen Euro; Anm. d. Red.) kosten. Ich hoffe, dass sie zahlen können", sagt Ecclestone.

Laut Zeugenaussage von Constantin-Vorstand Dieter Hahn wurde der Prozess vom Unternehmen und dem größten Teilhaber finanziert - dem KF15-Trust, an dem er 42,5 Prozent Anteile hält. Die restlichen Anteile besitzt die Familie von Leo Kirch, einem deutschen Medienmogul, dessen Firma einen Mehrheitsanteil an der Formel 1 besaß.

Constantin fehlen die Mittel

Die an der Frankfurter Börse notierten Constantin besitzen einen Marktwert von lediglich 135,9 Millionen Euro und haben lediglich fünf Millionen Euro Bargeld auf der Bank. Im Jahr 2012 haben sie bei einem Einkommen von 520,5 Millionen Euro einen Nettoverlust von fünf Millionen Euro gemacht.

Ecclestone sagt, obwohl er verlangt habe, dass ein seinen Kosten entsprechender Betrag bei einem schwebenden Verfahren treuhänderisch abgegeben werden sollte, sei dies nicht möglich gewesen: "Ich sagte, dass wir das Geld brauchen, um die Kosten zu decken - aber offensichtlich könnt ihr das nicht. Ich weiß nicht warum, aber wir konnten es nicht."

Constantin behauptet, man sei schlecht weggekommen, als CVC einen 47,2 prozentigen Anteil der Formel 1 von der bayrischen Bank BayernLB (BLB) gekauft hat. Man hatte eine Einigung mit der BLB, die zu zehn Prozent der Verkaufserlöse berechtigt hätte, wenn die Anteile für mehr als 1,1 Milliarden Dollar verkauft würden. Doch man bekam nichts, weil CVC 814 Millionen Dollar bezahlt hatte.

Richter sieht keinen Verlust

Constantin beschuldigte Ecclestone und seinen Bambino-Family-Trust, 44 Millionen Dollar Bestechungsgeld an den ehemaligen BLB-Risikovorstand Gerhard Gribkowsky gezahlt zu haben, damit dieser zustimmen würde, an CVC zu verkaufen. Die Private-Equity-Firma war augenscheinlich Ecclestones bevorzugter Käufer, da man einverstanden war, ihn als Formel-1-Boss zu behalten.

Constantin verklagte Ecclestone, Gribkowsky, Bambino und deren früheren Rechtsbeistand Stephen Mullens. Sie behaupteten, dass andere Käufer mit höheren Angeboten aufgetaucht wären, hätte man nicht den Verkauf der Anteile an CVC vorangetrieben. Ecclestone bestritt Bestechungszahlungen und sagte, dass Gribkowsky gedroht habe, unbegründete Behauptungen über seine Steueraffären aufzustellen, sollten die 44 Millionen Dollar nicht gezahlt werden.

Gerhard Gribkowsky und Bernie Ecclestone

Wem glaubt das Gericht mehr: Bernie Ecclestone oder Gerhard Gribkowsky? Zoom

Richter Justice Newey bezweifelt diese Version der Vorgänge und entschied, dass "die Zahlungen eine Bestechung" seien, um sicherzustellen, dass die Anteile an "einen Käufer, der für Mr. Ecclestone akzeptabel ist", verkauft werden. Trotzdem ergänzte er, dass sich "für Constantin kein Verlust gezeigt hat, der von der korrupten Einigung mit Dr. Gribkowsky verursacht wurde. Dieser Fakt ist für die Klage verhängnisvoll."

Ecclestone vor München gelassen

Doch dies ist nicht das Ende von Ecclestones gerichtlichem Ärger, da er im April in München wegen der Bestechung vor Gericht muss, für deren Annahme Gribkowsky 2012 verurteilt wurde. Gribkowsky plädierte ursprünglich auf unschuldig, wurde allerdings zu achteinhalb Jahren Haft verurteilt, nachdem er zugegeben hatte, dass die 44 Millionen Dollar in Wahrheit eine Bestechung waren, um an CVC zu verkaufen.

"Alles, was wir dem Richter in Deutschland beweisen müssen, ist, dass Gribkowsky nicht immer exakt die Wahrheit erzählt. Es wird darauf hinauslaufen, ob sie mir glauben wollen oder ob sie ihm glauben wollen", sagt Ecclestone. Constantin kündigte bereits an, in Berufung gehen zu wollen, und Ecclestone begrüßte die Entscheidung mit den Worten: "Das wird die Möglichkeit geben, mehr Zeugen ins Kreuzverhör zu nehmen, was wieder beweisen wird, dass die Anteile nicht unterbewertet waren."